Der
durchschnittliche Kinobesucher von "Terminator 3" ist Ende 30, tritt
in Rudeln von vier bis fünf Gleichaltrigen auf und verhält sich, als
ob er alle drei Jahre ein Kino von Innen zu sehen bekäme. So stellte es
sich zumindest mir dar; das muß ja nicht repräsentativ sein. Es gäbe
jetzt noch mehr über die Eigenschaften des typischen Cinemaxx-Publikums
zu sagen, aber da mir diesbezüglich schon Misanthropie vorgeworfen wurde,
lasse ich das diesmal.
"Terminator 3" ist ja ein Film für's Mainstream-Kino, der vielleicht
nicht so platt wie "Tomb Raider 2" ist, aber an Klassiker wie "Blade
Runner" oder die "Alien"-Reihe (mit Abstrichen) nicht heran kommt.
Mein Favorit bleibt der erste Teil der Reihe von 1984, dessen düstere und
bedrohliche Atmosphäre von keinem der Nachfolger nochmal erreicht wurde.
Nie "schauspielerte" Arnold Schwarzenegger als T-800 einsilbiger und
maschinenhafter, nie war die Dramaturgie rasanter. Und der Soundtrack war ebenso
minimalistisch wie genial und nicht durch irgendwelche Rock-Bands verhunzt.
Die Spezialeffekte wurden damals sehr spärlich eingesetzt, was hauptsächlich
am Budget lag, und überhaupt wirkte der ganze Film ziemlich B-Movie-mäßig,
nicht zuletzt wegen Linda Hamilton als Sarah Connor.
Wir erinnern uns: 1984 taucht ein Cyborg, ein kybernetischer Organismus, eben
der Terminator, in Los Angeles auf, um die Kellnerin Sarah Connor zu töten.
Er kommt aus dem Jahr 2029, in dem ein erbitterter Kampf der wenigen verbliebenen
Menschen gegen die Maschinen tobt, nachdem diese nach dem Atomkrieg die Weltherrschaft
übernommen haben. Sarah Connor wird John Connor gebären, der die Menschen
zum Sieg über die Maschinen führen soll. John sendet ebenfalls einen
Vertrauten, Kyle Reece, aus der Zukunft, damit dieser seiner Mutter beisteht.
Kyle wird schließlich der Vater von John, eine der Zeitparadoxien, die
den Reiz dieses Films ausmachen. Der Terminator tötet Kyle, bevor er von
Sarah Connor in eine Schrottpresse gelockt wird, die seine Technik endgültig
zerstört. Die schwangere Sarah setzt sich in der Schlußsequenz des
Films durch die Wüste nach Mexiko ab.
Im zweiten Teil (1991 im Kino, jedoch etwa 2 Jahre später angesiedelt)
wird erneut ein Terminator, diesmal das Modell T-1000, das seine Gestalt verändern
kann, aus der Zukunft auf John Connor angesetzt. Zum Schutz seines jüngeren
Alter Egos schickt John Connor eine umprogrammierte Kopie des T-800 aus Teil
1 hinterher. 1997 soll die nukleare Katastrophe durch den Supercomputer Skynet
herbeigeführt werden, die die Herrschaft der Maschinen begründen soll.
Die aus einer psychiatrischen Anstalt befreite Sarah Connor beschließt
mit Hilfe des T-800 und ihres Sohnes den Erfinder des Skynets zu ermorden, wobei
ihnen der T-1000 (Robert Patrick, der übrigens in den letzten Staffeln
von "Akte X" die männliche Hauptrolle spielte) ständig auf
den Fersen ist. Dieser Erfinder, Dyson, hatte aus dem Arm des Terminators, der
aus der Schrottpresse übrig geblieben war, die notwendigen Daten gewonnen.
Als Dyson die Dimensionen seiner Erfindung erkennt, hilft er den anderen bei
der Zerstörung seines Labors und stirbt bei der Explosion. Der T-1000 wird
schließlich in einem Stahlwerk vernichtet, und auch der T-800 gibt sich
in einer rührenden Szene der eigenen Termination preis, um einen nochmaligen
Nachbau bzw. den Wiederaufbau des Skynet-Computers zu verhindern. Soweit so
gut.
Teil 3 nun macht alle Hoffnungen wieder zunichte. Sarah Connor ist 1997 an Leukämie
gestorben. John Connor ist mittlerweile erwachsen geworden und lebt als drogenabhängiger
Obdachloser im Untergrund, als der Terminator T-800 bzw. ein, des Wiedererkennungswertes
wegen, identisch aussehender Cyborg, wieder aus der Zukuft auftaucht , um ihn
vor einem zweiten Terminator, diesmal weiblich und als T-X bezeichnet, zu schützen.
Außerdem kommt die Tierärztin und frühere Klassenkameradin von
Connor, Kate Brewster, ins Spiel, die laut den lakonischen Aussagen von T-800
dazu bestimmt ist, mit John Connor den Kampf gegen die Maschinen anzuführen,
die aber von ihrem Glück noch gar nichts weiß. Irgendetwas ist in
der Zukunft also doch schief gelaufen, und der Zuschauer soll gleich erfahren,
was, denn zur gleichen Zeit infiziert ein Computer-Virus die weltweiten Datennetze,
und die Regierung sieht sich gezwungen, das Computerprogramm Skynet (aha!) einzusetzen,
das ihn eliminieren soll. Wenige Sekunden nach dem Start des Programms stellt
man jedoch mit Entsetzen fest, daß Skynet die Herrschaft über alle
militärischen und kommerziellen Datennetze errungen hat und nun beginnt,
die Menschheit zu vernichten, u. a. mit den grobmotorischen Vorläufern
der Terminatoren, die in geheimen militärischen Fabriken gebaut wurden.
John Connor und Kate Brewster versuchen nun, das Zentrum des Skynet-Computers
in einem Bunker in den Bergen zu zerstören, was sich jedoch als erfolglos
erweist, denn Skynet ist das weltweite Datennetz, also dezentral und
damit nicht zu eliminieren. T-800 hat dies gewußt und zerstört sich
und T-X, nachdem er Connor und Brewster im Bunker in Sicherheit gebracht hat.
Kurz darauf beginnt die atomare Katastrophe und der Kreis zu "Terminator
1" schließt sich.
"Terminator 3" ist nicht ganz so special effects-lastig wie sein Vorgänger,
bringt aber vor allem in der ersten Hälfte Action (bzw. Äktschn)
ohne Ende. Jemand, der am Haken eines rasenden Autokrans hängend durch
(!) eine 200m lange Häuserzeile gewuchtet wird, muß in Amerika einfach
Chancen auf einen Gouverneurs-Posten haben. Überhaupt hat der ganze Film
eine leicht selbst-ironische Tendenz, z. B. bei der in allen drei Filmen vorkommenen
Suche des anfangs nackten Terminators nach dem passenden Leder-Outfit - diesmal
hat er in einer "ladies only"-Stripshow Erfolg, indem er den Akteur
auf der Bühne dazu bringt, sich etwas schneller auszuziehen. Es gibt dann
noch ein paar Anspielungen auf Film-Klassiker, z. B. auf Django mit seinem Sarg
voller Waffen, den er hinter sich her schleppt, oder in der Szene, als Kate
Brewster auf dem Friedhof Friedhof dem weiblichen Terminator begegnet, die an
den Anfang von "Night Of The Living Dead" erinnert.
Regie führte erstmals nicht James Cameron, sondern Jonathan Mostow.
Der obligatorische one liner ("Ich komme wieder!" bzw. "Hast
la vista, Baby!") ist diesmal scheinbar nicht vorhanden.
Als Referenz an den ersten Teil lief im Abspann dessen markante Titelmelodie,
aber die hat das oben erwähnte Durchschnittspublikum nicht mehr mitbekommen,
da es beim Einsetzen der Laufschrift wie aufgescheucht den Saal zu verlassen
begann.
Nun ja, wer Teil 1 und 2 angeschaut hat, wird sich auch "Terminator 3"
geben, der im Großen und Ganzen recht unterhaltsam ist und eine weitere
Fortsetzung möglich erscheinen läßt, welche nun folgerichtig
in der Zukunft spielen müßte.
- Martin - 08/03
Nachtrag 03/04: Bezug nehmend auf einen Eintrag im Gästebuch (Nr.
92) muß ich folgendes anmerken:
Möglicherweise hat Dyson in Teil 2 die notwendigen Daten des Terminators
auch aus dessen CPU gerettet, die in der Schrottpresse nicht vernichtet worden
war. Mir liegt der Film momentan nicht vor; nach meiner Literatur-Recherche (Filmgenres:
Science Fiction. Reclam-Verlag 2003) war es der Arm, der ja auch aus der Schrottpresse
herausragte und nicht zerstört wurde. Wobei sich dann natürlich die
Frage stellt: Haben Terminatoren sowas wie DNS, aus denen man dann neue Cyborgs
klonen kann?
Meine These, daß John Connor im dritten Teil drogenabhängig ist, beruht
auf der Ansicht von Kate Brewster, und ich hab' das auch irgendwo gelesen (hm,
hab' vergessen, wo). Würde ins Bild passen, das anfangs von John Connor gezeichnet
wird und würde seinen Verfall gut illustrieren. Ist ja auch nicht untypisch,
daß Junkies in Arzt- bzw. Tierarztpraxen einbrechen. Soweit ich mich erinnere,
geht John da recht routiniert vor, so, als ob er das schon öfter gemacht
hätte. Aber, wie gesagt, das ist eine These.
Nachtrag 09/04: Es gibt eine "Special Edition"-DVD von "Terminator
1" auf der eine nicht verwendete Szene zu sehen ist, wie ein Wissenschaftler
(von Skynet?) aus der Schrottpresse einen Microchip birgt. Den Dogmatikern stellt
sich nun die Frage: Darf eine Szene, die eigentlich apokryph ist, in die Diskussion
mit einbezogen werden?
Auch interessant: Ursprünglich sollte Lance Henriksen den, dann jedoch viel schmächtigeren, Terminator spielen. Auf der erwähnten DVD gibt es gezeichnete Entwürfe dazu. Er taucht dann schließlich nur in einer Nebenrolle als Detective Vukovich auf.