fragile
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thoughts
and feelings
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sound in silence |
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movement
in stillness |
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a
crack in the ice |
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of
a new morning
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kind
of blue
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living
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in the small hours | |
of
solitude
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adrifting
silver clouds
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frozen
roses |
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city
in neonlights |
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and dark oilstain on black asphalt | |
bears
a shimmering
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rainbow
within
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remember
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hope
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will | |
paint
your heavens
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in any colour you like |
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fate | |
in
grey or blue
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dawning |
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happiness |
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inside |
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I
know
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- heiko, 29.12.2003;
4:01 a.m. 'til 4:49 a.m. - |
Wenn
ich der Stimmung dieses ungewöhnlichen Albums auch bereits vor fast genau
einem Jahr in Gedichtform huldigte, komme ich scheinbar nicht umhin, der Neigung
nachzugeben, doch noch ein, zwei konkretere Worte zu dessen unorthodoxen Sound
loszuwerden. Denn dieser offenbart sich glücklicherweise mal wieder als
eine weitere Folge aus der leider viel zu kurzen sowas-hat-man-noch-nicht-gehört!-Reihe:
völlig in sich gekehrt, ruhig, atemanhaltend, jederzeit emotionsangefüllt
zeigen sich Savoy Grand als eine eigenwillige Neudefinition oder eigentlich
mehr noch als ein geradezu archetypischer Inbegriff dessen, was wir allgemein
mit dem Begriff Melancholie zu umschreiben pflegen. Aller offensichtliche
Ausdruck wurde bis auf die Knochen reduziert; doch nicht einmal die feinen,
zarten Knöchelchen eines kleinen Vogels würden als allegorisches
Bildnis die Reduziertheit und Leichtigkeit dieses feingesponnenen Klanggebildes
einzufangen vermögen - eher schon dessen Federkleid, welches willig vom
ersten Wind sich mittragen läßt, der weht. In die Weite einer allumfassenden
Himmelsbläue hinein.
In Szene gesetzt wird dies von filigranen Gitarren, gelegentlichen dezent
tragenden Hammonds und Streichern, ebenso dezentem Piano oder auch mal einer
einsamen Miles Davis-Trompete respektive einem aus dem Hintergrund wehmütig
seufzenden Akkordeon, meist extrem zurückgenommenem Schlagzeug - und
natürlich der äußerst gefühlvollen, introvertierten und
zugleich ausdruckstarken Stimme eines Ausnahmetalents namens Graham Langley.
Massiv emotionsbeladen und zugleich von solch wunderbarer Unbeschwertheit.
Nur zwei, dreimal brodelt die Gischt kurz hoch wie wenn ein heißer,
zähfließender Lavastrom in den abkühlenden Ozean eintaucht.
So etwa am Ende von "Business Is Good". Oder bei "Glen A. Larson", das sich
in den ersten 3'40'' leise, sich nahezu an die Hörschwelle heranlauschend,
anläßt, um in der Mitte gleich einem plötzlichen Gewitter
diese eindringlichen, fetzig-ekstatischen, verzerrten elektrischen Gitarrenausbrüche
als Blitz und Donner über eine bis dahin stillbewegte, nahezu hingehauchte
Klanglandschaft von durchscheinender Transparenz, aufbrausend hinwegrollen
zu lassen.
Trotz aller Schwermut ist das Werk keineswegs als hoffnungslos zu bezeichnen,
da selbige sich in immer neuen, unsagbar schönen Gitarren- und Gesangsharmonien
auflöst. Herausheben möchte ich dahingehend die beiden abschließenden
Stücke "The Mirror Song" und "Face Down In A Fountain", währenddessen
man tatsächlich dem Titel entsprechend den Eindruck vermittelt bekommen
kann, kopfüber in einen grundlosen, überquellenden, wonnegefüllten
Brunnen einzutauchen...
Harmonien für die Ewigkeit.
Elegische Kleinkunst aber wirklich ein jeder der neun Songs für sich,
erinnern Savoy Grand, zwar entfernt, jedoch noch am ehesten an Sigur Rós,
in ihrer stilistischen Expression allerdings um einiges nüchterner und
zurückgenommener angelegt als die nach wie vor innigst geliebten Isländer.
Dakota Suite dürfte man wohl ebenfalls zu deren geistigen Soulmates zählen
(wenn ich mit diesen jedoch bislang bedauerlicherweise nur sehr ungenügende
Bekanntschaft schließen konnte). Das erste Album - und nur dieses -
von The Fullbliss (sympathischer Name, so nebenbei bemerkt) "Fools
And Their Splendor" (cooler Titel, so nebenbei bemerkt) fiele mir als
Reverenz noch ein, auf welchem diese Band einen unaufgeregten, folkigen, partiell
beinahe kammermusikalischen Stil etablierte. Darauf greift man gerne mal zurück,
wenn man nächtens um drei, zum Ausklang eines langen Tages, den angenehm
ermüdeten Geist in etwas lakonisch Bluesigem einlegen möchte. Letztlich
würde ich sie damit charakterlich vielleicht doch eher in einer zwielichtigen,
nebligen Ecke zusammen mit den Walkabouts ("Devils Road") herumstehen sehen,
um mal eben gemeinsam ein Zigarettchen zu rauchen. Justin Sullivans Soloalbum
"Navigating By The Stars"
fällt mir dann noch ein, welches überflüssigen Bomb- &
Ballast gleichfalls größtenteils über Bord kippte: einfach
nur ein Mann, seine Gitarre, unter ihm das Meer, über ihm die Sterne...
Oder auch die ruhigeren Sachen von Nick Cave (dessen Mörderballade "Henry
Lee" sinnfälligerweise von den eben erwähnten The Fullbliss eine
Neuinterpretation erfuhr - schließt sich da jetzt ein gedanklicher Kreis?).
So, damit für heute genug Verwandtschaftsforschung getrieben. Ein wirklich
trefflicher Vergleich, wie anfangs angedeutet, ist zu Savoy Grand sowieso
kaum herzuleiten.
Savoy Grand werden sicherlich nicht jedem gefallen, manche werden sie vorschnell
als schlicht Langweilig abtun und ignorieren. Tatsächlich wäre die
knappe Stunde voll bewußt und konzentriert zu durchreisen, ohne auch
nur ein einziges Mal einen Gedanken aufkommen zu lassen und damit, den tonalen
Raum verblassend, abzuschweifen, eines Zen-Meditationsmeisters durchaus würdig.
Am entscheidendsten dürfte wohl sein, ob man zu ihren Stimmungen einen
Zugang findet, ob sie im eigenen seelischen Resonanzraum einen Widerhall zu
erzeugen vermögen. Ich selbst lege sie mir auch nicht bei jeder denkbaren
Gelegenheit auf, es braucht dazu schon einen entsprechenden mentalen Zustand,
oder vielleicht die zusätzliche Affinität einer passenden Tages-,
Nacht- oder Jahreszeit: Herbst und Winter böten sich an bzw. die im englischsprachigen
Raum sogenannten Small Hours, die Morgenstunden von etwa drei bis sechs Uhr,
in welchen sinnigerweise auch diese hier zu lesende Besprechung erste Rohfassung
annahm.
Den Texten ein Ohr zu leihen, nachdem man die auf unumschränkt unique
Weise völlig in sich gekehrte Musik ausreichend hat auf sich wirken lassen,
vertieft den Eindruck noch. Besonders berühren konnten mich auf dieser
Ebene "A Trained Dog" und das schon erwähnte "Face Down In A Fountain",
welches in M&T mit einem fast schon unerhört wie unerwartet positiven,
beseligenden Feeling entläßt.
Musik, welche, in einer Umgebung deren Dunkelheit nur durch die vereinzelte
Röhre eines harten kalten Neonlichtes dürftig durchdrungen wird,
von zaghaft flackernder und doch bestimmt aufglänzender existenzialistischer
Form berichtet.
Musik, welche im äußeren Raum Innerlichkeit Einzug halten
läßt und der allzu häufig vernachlässigten Stille ein
warm erleuchtetes Zuhause anbietet.
you
got the life you wanted
it fills you up
now there will be no end
to your happiness
i know how you got here
and i know
how you left
i know
- Heiko - 09.12.2004 / 05:08 'til 06:23 a.m.