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SYMPHONY X -- live im Substage Karlsruhe im Dezember 2001

Sensationelles neues Album...und so erschienen an einem regnerisch-milden Dezembertag doch ca. 300 Progheads im Karlsruher Substage, um sich Symphony X zu gönnen.
Die Vorgruppe Chinchilla brachte recht ordentlichen Heavy Metal, konnte damit aber, bei mir zumindest, kein näheres Interesse wecken.
Als Symphony X die ziemlich enge Bühne betraten, war Zweimetertyp Russ Allen erstmal erstaunt über die äußerst niedrige Decke, die ihm wahrlich keinen Platz für Luftsprünge ließ. Er nahm es mit Humor, konnte jedoch - nach dem leider zu leisen Klassik-Intro der neuen CD - beim Opener "Evolution (The Grand Design)" stimmlich noch nicht völlig überzeugen. Das besserte sich aber schon beim nächsten Song, dem genial-düsteren "Fallen", und anschließend traf er jeden Ton, bot nebenbei trotz der räumlichen Verhältnisse eine excellente, mitreißende Show. Es folgte mit "Communion And The Oracle" eines der absoluten Highlights auf "The New Mythology Suite", Gitarre, Keybords, Drums und Bass zauberten auch live einen glitzernden Melodienfluß, die Stimme schwebte schwerelos darüber.
Das ziemlich derbe "The Bird-Serpent War" ließ dann wieder die Köpfe in den Reihen 1-8 fliegen, beim Klassik-Kracher "On The Breath Of Poseidon" und den orientalischen Stakkatoriffs von "Egypt" war andächtiges Lauschen angebracht.Wer zu "Egypt" headbangt provoziert ja auch einen Genickbruch. Ein weltüberragender Track, mit grandiosen Refrains, Soloparts und allem, was noch dazugehört.
Entgegen der Erwartung spielten Symphony X das neue Album nicht komplett durch, schade eigentlich, zumindest "Rediscovery II - The New Mythology" hätte gespielt werden müssen, wenn man schon auf göttliche Epics wie "Edge Of Forever", "The Accolade", "Orion The Hunter" und "The Divine Wings Of Tragedy" verzichtet hat. Stattdessen setzte die Band in der Folgezeit mehr auf eine Auswahl von etwas straighteren, heavieren Stücken wie "The Eyes Of Medusa", "Sea Of Lies", "Dressed To Kill", "Smoke And Mirrors"...o.k., es gibt keine wirklich schwachen Songs, aber statt dem etwas sperrigen "Medusa" hätte man auch "Pharao","The Relic" oder "Absence Of Light" einflechten können, das sind doch prädestinierte Live-Wegschicker !
Nach dem furiosen Prock-Gewitter "Church Of The Machine" war dann Schluß, doch die enthusiastische Audienz brüllte natürlich nach einer Zugabe. Immerhin kam mit "Through The Looking Glass" noch ein Epic von "Twilight In Olympus" an den Start. "Of Sins And Shadows" beendete den Gig endgültig. Obwohl die Songauswahl nicht optimal war, das Konzert war musikalisch berauschend, vor allem aufgrund der Klasseshow, Mimik und Gestik von Sympathieträger Russel Allen, der sichtlich Spaß an der Darbietung hatte. Selten habe ich einen Metalsänger soviel lachen sehen, eigentlich ein Gegensatz zu den oft recht düsteren Lyriks. Aber es wirkte keineswegs aufgesetzt, sondern absolut glaubwürdig und lebensnah. Das Publikum dankte es ihm mit frenetischem Applaus, die ganze Gruppe wurde abgefeiert und entließ zufriedene Geister in die inzwischen klare Mondnacht.
Eine gute Weile nach dem Auftritt ließ die Band sich nochmal blicken, gab Autogramme, plauderte mit den Fans, war entspannt und viel lockerer als noch zuvor beim Interview. Man verabschiedete sich ("see you somewhere...on the music planets") und begab sich, um ein Erlebnis, einen Lebensfilm reicher, auf den Heimweg, Kopf, Herz und Seele voll von Musik, Bildern und Gesprächen, mit der Band, den Kumpels und den Freundinnen. Und, wie oft schon unvergeßlicherweise erlebt, (nahezu) alle Spirits vereint im Geist der Musik. So müßte, muß, wird es sein, so ist es, wenn alltägliche Zeit in kristallene Ewigkeit verwandelt wird. Denn auch in der Ewigkeit sollte es Konzerte wie diese geben, an diesem oder jenem Ort...

- Eddi-