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Alan Dean Foster – Der Geist des Speers/Die gefangene Zeit/Die Kälte des Schwertes ("Katechisten-Trilogie") (erschienen bei Heyne)

Weshalb diese drei Romane unter der Bezeichnung "Katechisten-Trilogie" veröffentlicht worden sind, ist mir, ehrlich gesagt, auch nach der Lektüre nicht klar geworden. Aber was soll´s, auf jeden Fall handelt es sich um einen wirklich lesenswerten und voller origineller Einfälle steckenden Fantasy-Roman, was man aufgrund des Plots nicht unbedingt erwarten würde. Daß jemand einem Unbekannten und im Sterben Liegenden, den er zufällig angespült am Meeresufer findet, verspricht, eine ihm völlig unbekannte Seherin aus einem fernen Land aus der Gewalt eines bösen Zauberers, der sie in ein noch ferneres Land entführt hat, zu befreien, und sich anschließend auf eine lange Reise ins Ungewisse begibt, mag zunächst jedenfalls nach einer sehr klischeehaften und vorhersehbaren Fantasy-Geschichte klingen, doch sollte man sich davon nicht täuschen bzw. gar abschrecken lassen. Untypisch für einen Fantasy-Roman dürfte bereits sein, daß es sich bei der Hauptfigur Etjole Ehomba um einen einfachen Hirten eines kleinen Wüstenstammes handelt, den man, wenn die Geschichte nicht in einer fiktiven Welt spielen würde, wohl in Afrika verorten würde. Angesichts der Ortsangabe "Cape Cross, Skelettküste, Namibia" unter der Widmung auf Seite 5 des ersten Bandes erscheint es auch durchaus möglich, daß die Landschaft Namibias sowie auch Erzählungen der dort lebenden Menschen den Autor beim Schreiben dieses Romans auf die eine oder andere Weise inspiriert haben mögen. Auf ihrer langen Reise, in deren Verlauf die Hauptfigur nahezu jede erdenkliche Landschaftsform sowie zwei große Meere durchquert, trifft sie auf drei Begleiter, wovon der erste ein Abenteurer ist, wie er im Buche steht. Ein Schwertkämpfer namens Simna ibn Sind, der sich Etjole Ehomba in der festen Überzeugung anschließt, daß dieser entgegen allen Beteurungen in Wahrheit hinter einem riesigen Schatz her ist. Der nächste im Bunde ist ein sprechender Einlöward, eine Mischung aus Löwe und Gepard, der sich anschließt, um ein Versprechen einzlösen. An dieser Stelle ist anzumerken, daß wie schon in dem sehr originellen Bannsänger-Zyklus (wenn auch nicht in ganz so deutlicher Form) auch in diesem Roman Tiere oft sprechen können, wie etwa auch die Hündin, die Blitze fängt und sich als Hexe outet, und neben Menschen eine gleichberechtigte Rolle spielen. Als dritter Begleiter kommt schließlich noch ein Wesen hinzu, welches nach der Beschreibung an eine Art gutmütigen und einfältigen Yeti denken läßt, allerdings noch für eine dicke Überraschung sorgt. Wenn in zahlreiche brenzligen Situationen auch immer wieder Magie zum Einsatz kommt, so beruht diese nicht auf den Fähigkeiten des Hauptcharakters, der immer wieder betont, daß er nur ein einfacher Viehhirte ist, sondern auf dem Einsatz von verschiedenen Gegenständen, die ihm weise Mitglieder seines Stammes vor seiner Abreise mit auf den Weg gegeben haben. Auf der langen Reise treffen die Gefährten u.a. auf überdimensionale Kaninchen, fliegende Gewässer, ein sonderbares Sandvolk, eine riesige, unüberwindbar scheinende Mauer, eine Kaffee liebende Riesenkrake und ein Inselvolk, das seine Gesichter hinter Schloß und Riegel gesperrt hat sowie jede Menge andere, teilweise sehr sonderbare Gestalten. Auch wenn sich die Story anfangs noch etwas gemächlich anläßt, sollte man das Buch nicht gleich beiseite legen. Mich hat die Geschichte in ihrem Verlauf immer mehr gefesselt und aufgrund der immer wieder neuen, in meinen Augen originellen Einfälle ist auch bis zum Schluß der insgesamt knapp 1400 Seiten bei mir keine Langeweile aufgetreten. Ohne zuviel verraten zu wollen sei noch gesagt, daß es gegen Ende einige Überraschungen gibt, die man gerade auch aufgrund des eingangs geschilderten Plots mit Sicherheit so nicht erwartet hätte! Wie auch bei den Romanen des Bannsänger-Zyklus´ ist zu Beginn in jedem Band der Trilogie eine Karte abgedruckt, welche es ermöglicht, jederzeit den Verlauf der Reise auch geographisch nachzuvollziehen. Ich bin zwar wahrlich kein "Fantasy-Experte", da ich bislang außer dem bereits erwähnten Bannsänger-Zyklus von Alan Dean Foster nur die sehr gute Nomen-Trilogie und die genialen Scheibenweltromane von Terry Pratchett mit Begeisterung verschlungen habe, doch wer nicht eine generelle Abneigung gegenüber diesem Genre hat, dürfte mit der Katechisten-Trilogie sehr gut bedient werden. (Übrigens: Elfen, Feen, Kobolde, Trolle, Orks, Vampire, Werwölfe und ähnliche genretypische Fabelwesen, wie man sie etwa auch aus (Computer-)Rollenspielen kennt, tauchen in dieser Trilogie nicht auf.)

- Burkhard - 07/02