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Gary Chambers (d)
Glenn McLaughlin (v)
Dennis Mullin (g)
Jim Rezek (key)
Mick Trimble (b)

Wie viele ihrer Kollegen begannen auch ILUVATAR ihre Karriere als Coverband.
Erstmals von sich reden machte man 1983 unter dem Namen SOJOURN. Zu diesem frühen Zeitpunkt bestand die Band aus dem Nukleus Tom Kraus (Gitarre, Keyboards und Gesang) und Jeff Everson (Bass), welche mit ständig wechselnden Mitstreitern ein recht abwechslungsreiches Programm am Start hatten. ILUVATAR-Keyboarder Jim Rezek, damals lediglich Fan der Band, erinnert sich: "Bands wie LED ZEPPELIN, JUDAS PRIEST, VAN HALEN kommen mir in den Sinn, um die härteren Bands zu nennen, die sie coverten. Aber sie spielten auch etwas von KANSAS, STYX, AL DI MEOLA,... und einen lausigen GENESIS-Song: Keep it dark." [Quelle: Interview Klaus Baumann, Mai 2000]. (Letzterer Song stammt vom Album `Abacab´ aus dem Jahre 1981, als der Niedergang der einstigen Prog-Legende bereits eingeläutet war, Anm. d. Verf.)
Etwa ab Ende 1986 begann sich mit dem Einstieg von besagtem Jim Rezek eine gewisse Kontinuität einzustellen. Ihm folgte wenig später Schlagzeuger Gary Chambers, und ab diesem Zeitpunkt befaßten sich SOJOURN erstmalig mit der Komposition von eigenem Material, welches künftig die immer zahlreicher werdenden Auftritte abrunden sollte. Zwei dieser frühen Eigenkompositionen, namentlich "Exodus" und "All we are", sollten auch den Weg auf spätere ILUVATAR-Releases finden.
Während der folgenden Jahre gelang es der Band, dank einer forcierten Livepräsenz eine stetig wachsende Fangemeinde um sich zu scharen, und nach der Verpflichtung von Glenn McLaughlin als Leadsänger Anfang 1990 beschlossen SOJOURN, sich von nun an verstärkt auf eigene Songs zu konzentrieren. Eineinhalb Jahre lang widmete sich die Band ausschließlich dem Songwriting und der Produktion von Demos.
Keyboarder Rezek und Schlagzeuger Chambers wollten jedoch nicht vollständig auf Liveauftritte verzichten und schlossen sich 1991 vorübergehend einer Prog-Coverband an, zu der auch ein alter Bekannter von Rezek, der Gitarrist Dennis Mullin, stieß. Nach dem Ende dieses Projekts machte Rezek die Gitarristen Mullin und Kraus miteinander bekannt, und der SOJOURN-Mastermind war von den Fähigkeiten Mullins derart beeindruckt, daß er ihm kurzerhand anbot, als festes Bandmitglied einzusteigen.
Doch diese Besetzung sollte nicht lange Bestand haben, denn als Anfang 1992 Diskussionen über die weitere Marschrichtung der Band aufkamen, gipfelte die Kontroverse im Ausstieg der letzten beiden verbliebenen Urmitglieder Kraus und Everson. SOJOURN standen mit einem Mal ohne Hauptsongwriter, Bassisten und Übungsraum da, und zu allem Überfluß sah man sich auch noch dazu genötigt, den Gruppennamen zu ändern, da eine Band gleichen Namens bereits 1985 eine LP veröffentlicht hatte! Aus SOJOURN wurden MR. E, nur um wenig später erkennen zu müssen, daß auch eine Band dieses Namens bereits existierte.
MR. E rekrutierten Mick Trimble als neuen Bassisten, und da Dennis Mullin schnell alleine mit den Gitarrenparts zurechtkam, begann man bald wieder Konzerte zu geben. Bei einem umjubelten Auftritt am 25. Mai 1992 befand sich unter den Zuhörern auch ein gewisser Larry Kolota, seines Zeichens Präsident des aufstrebenden Kinesis-Labels, der der Band kurz darauf einen Vertrag offerierte.

MR. E benannten sich nach einem Charakter aus J.R.R. Tolkiens "Silmarillion" in ILUVATAR um, und bereits im März 1993 begannen in den Secret Sound Studios in Baltimore die Aufnahmen zur ersten CD. Zwar brachte der überraschende Ausstieg von Bassist Mick Trimble gegen Ende des Aufnahmeprozesses das Projekt kurzzeitig ins Wanken, doch dank der Hilfe von Dean Morekas war das Album noch im Juli desselben Jahres im Kasten. Veröffentlicht im November 1993 entwickelte sich das selbst betitelte Debüt schnell zum Topseller des Kinesis-Labels, und wenn auch die europäischen Prog-Fans nur via Mailorder in den Genuß dieses Werkes kamen, so ist ihnen doch der Großteil der Nachfrage zuzuschreiben.
Dieser rege Zuspruch ist insofern nicht verwunderlich, als es sich bei "Iluvatar" um ein Kleinod des melodisch-eingängigen Prog-Rocks handelt. Grob angesiedelt zwischen GENESIS und SAGA bestechen die Kompositionen, die zum Großteil noch aus der Feder des Ex-Gitarristen Kraus stammen, durch ein hohes Maß an Professionalität und lassen aller Eingängigkeit zum Trotz noch genügend Raum für ausgedehnte Instrumentalpassagen und atmosphärische Schwelgereien.
In der Folgezeit promoteten ILUVATAR ihr Debüt im Rahmen mehrerer kleinerer Gigs, darunter das Progscape-Festival 1994 in Baltimore. Aushilfsbassist Dean Morekas war inzwischen zum vollwertigen Bandmitglied avanciert, und in dieser Besetzung begab sich die Band im Februar 1995 erneut in die Secret Sound Studios, um den Nachfolger einzuspielen. Wie schon beim Debüt produzierten ILUVATAR das Album zusammen mit John Grant, eine Kooperation die derart gut funktionierte, daß die Aufnahmen bereits im März abgeschlossen waren. Musikalisch knüpfte das "Children" betitelte Werk nahtlos an den Vorgänger an, was nicht zuletzt wohl darauf zurückzuführen war, daß auch hier noch einige Songs aus der SOJOURN-Zeit Verwendung fanden. Die atmosphärische Dichte des Debüts indes vermochte der Zweitling nicht mehr ganz zu erreichen.
Im Anschluß an die Veröffentlichung von "Children" trennte sich die Band wegen musikalischer Differenzen von Schlagzeuger Gary Chambers. Zusammen mit dessen Nachfolger Rick Fleischmann ging man erstmals in der Bandgeschichte auf eine ausgedehntere Konzertreise, welche ILUVATAR unter anderem zu Prog-Festivals nach New York und North Carolina führte. Doch auch mit Fleischmann kam es bald zu Meinungsverschiedenheiten, und als dieser Anfang 1997 seinen Hut nehmen mußte, sprang vorübergehend Drumroadie Allen Brunelle ein, bis mit Chris Mack im Sommer 1997 ein adäquater Ersatz gefunden war.
Mit dem Auftritt beim Prog East-Festival in Quebec, Kanada, absolvierten ILUVATAR 1997 ihren ersten Auftritt außerhalb der USA, und mit zwei ausverkauften Shows in Buenos Aires, Argentinien, im September desselben Jahres markierten sie wohl einen ersten Höhepunkt in der Bandhistorie. Zeitgleich veröffentlichte Kinesis Records unter dem Titel "Sideshow" eine, wie es die Band bezeichnete, "collection of mutant Iluvatunes". Auf dieser CD versammeln sich neben Livemitschnitten der 96er Tournee diverse Radio-Edits bereits bekannter Titel sowie eine Neueinspielung einer der ersten SOJOURN-Kompositionen überhaupt, "All we are", welche in dieser Form noch zu späten Ehren gelangte (der in gleichem Zusammenhang ebenfalls weiter oben erwähnte Titel "Exodus" war bereits auf dem Debüt neu aufgelegt worden).
1998 blieb es relativ still um ILUVATAR. Da der Fundus an brauchbaren Altkompositionen mehr oder minder ausgeschöpft war, verwendete die Band viel Zeit auf das Songwriting für die dritte reguläre Studioproduktion. Die einzig erwähnenswerte Aktivität in diesem Jahr bestand in einem erneuten Auslandsauftritt beim Baja Prog-Festival in Mexicali, Mexiko. Im April 1999 schließlich begaben sich ILUVATAR abermals in die Secret Sound Studios, wo innerhalb der folgenden vier Monate "A Story two days wide" in Eigenregie entstand. Im Gegensatz zu den bisherigen Veröffentlichungen bietet das aktuelle Album sieben brandneue Bandkompositionen, und lediglich bei einem der Stücke hatte es sich Tom Kraus nicht nehmen lassen, sein Scherflein zu den Lyrics beizutragen. Musikalisch ist "A story two days wide" dennoch eindeutig als ein ILUVATAR-Werk identifizierbar, auch wenn sich hier und da dezente neue (auch jazzige) Einflüsse vernehmen lassen, die der Band aber recht gut zu Gesicht stehen. Einzig manche längeren Instrumentalpassagen wirken bisweilen ein klein wenig uninspiriert.
Mit dem Zugang von Chris Mack 1997 scheint sich die ideale Bandbesetzung gefunden zu haben, und selbst wenn der Name des Keyboarders im Booklet von "A story two days wide" andere Schlüsse nahelegt: Kezer Mij ist nichts weiter als ein Anagramm für Jim Rezek, so daß zumindest in puncto Personal eine gewisse Kontinuität gewährleistet scheint. Und was ist von der Band in naher Zukunft noch zu erwarten? Jim Rezek: "Obwohl wir seit der ersten Veröffentlichung 1993 die bestverkaufende Band bei Kinesis sind, müssen wir alle noch nebenher arbeiten. Die Verkäufe von "Children" haben die des Debüts zwar noch übertroffen, doch "Sideshow" war wieder ein Rückschritt. Mal sehen, was "A story two days wide" so bringt... Da wir jedoch kaum noch mit höheren Verkäufen rechnen, dürften unsere Erwartungen ohnehin erfüllt werden." Sehr bescheiden. Und wie sieht es mit einer Europa-Tournee aus, eventuell zusammen mit einer bekannteren Band? Jim: "Wir würden liebend gerne in Europa spielen, doch derzeit gibt es in dieser Hinsicht keinerlei Pläne." [Quelle: s.o.]
Pläne dieser Art dürften sich inzwischen ohnehin verflüchtigt haben, stehen ILUVATAR doch nach den erneut dürftigen Verkaufszahlen ihres 99er Werkes derzeit ohne Deal da. Somit bleibt nur zu hoffen, daß sich ein professioneller arbeitendes Label der Belange der Band annimmt, um das bereits fertig komponierte Nachfolgealbum endlich einmal einer größeren Hörerschaft zugänglich zu machen.

- Klaus Baumann - 10/02

CDs:

"Iluvatar" Kinesis Inc. 1993
"Children" Kinesis Inc. 1995
"Sideshow" Kinesis Inc. 1997
"A story two days wide" Kinesis Inc. 1999