W E L T E N R A U M      M U S I K 
Ascension  (Part II)
 

Der Meister zu seinem Schüler:
"Hörst du das Rauschen des Flusses?"
Antwortet der Schüler:
"Ja, Meister."
Daraufhin der Meister:
"Das ist der Weg."

    - Zen Mondo -
 

Diesem wird immer wieder gerne von meiner Wenigkeit nachgespürt:
Die E I N H E I T
von  I N D I V I D U U M,  A L L  und  M U S I K !!!

Kaum ein Bewußtseinsabenteuer erweitert, bereichert und beglückt das Erleben nachhaltiger als das Verschmelzen mit wundervollen Klangkaskaden, die Vereinigung mit harmonischen, fließenden, atmosphärischen Musiken. 
Wie auch andererseits nichts so vergänglich ist wie Musik (worin durchaus ein Teil ihrer Magie, ihres Wertes begründet liegen könnte!), nichts so flüchtig wie ein angeschlagener Ton. Und doch, wie kaum eine andere sinnliche Erfahrung prägt sie ihre Spur, hinterläßt sie ihre Reflexion, ihren Widerhall, ihre charakteristische Struktur auf der unbeschränkt aufnahmefähigen Ebene des zeitlos Geistigen. 
In die Zeitlichkeit hineingeboren, sich in Zeit wie Raum entfaltend, bleibt die Musik zugleich doch immerzu ein Kind des absoluten Augenblicks.
Sie führt im Zustand des momentanen Hier und Jetzt zur heraufdämmernden, bewußtwerdenden Allgegenwärtigkeit des Seins.
Diese ganzheitliche Wahrnehmung des Punktes jenseits aller Geburten und Tode, in welchem die in beständigen Werden und Vergehen begriffenen, unendlich mannigfaltigen individuellen Töne und Klangfragmente zur nicht offensichtlichen und unbewegten Klangfülle des Kosmos zusammen strömen, sie sich alle, all diese widerstrebenden, scheinbar gegensätzlichen Kräfte, zu der einen, wundersamen, alldurchdringenden, ungespielten Symphonie des Uni-ver-sums ordnen, ist in sehr seltenen Fällen auch für den ansonsten sehr eingeschränkten, beengten menschlichen Geist in der zugrunde liegenden Stille jenseits der Oberfläche aller Erscheinungsformen zu erfahren und in der Seelentiefenerforschung der Musikmeditation jederzeit zumindest erahnbar.
 

"Die meisten alten Kosmologien auf metaphysischer Grundlage
sprechen vom uranfänglichen schöpferischen KLANGRAUM
als der Kraft,
die die vielen Welten des Seins gebiert."

     - Dane Rudhyar, "Die Magie der Töne" -
 

Und nochmals:  K L A N G  und  S T I L L E  !

Musik .... sie ist der feinstoffliche, nahezu schon vergeistigte Körper der Stille, welche aus sich heraus alles gebiert und zu welcher alsbald alles wieder zurückkehrt. Der Klangraum faltet sich aus durch die Leere, durch die Stille, welche immer wieder hinter den tatsächlich hörbaren Tönen hervor- und durch sie hindurchscheinen sollte. Sie weitet die Räumlichkeit, dehnt diese aus, hinaus, bis sich annähernd gar an die Unendlichkeit. Jedes kleinste Echo, das verklingt, nimmt den Hörer, welcher diesem folgt, mit in die Weite. Und wenn der hörende, der lauschende Mystiker sein Bewußtsein bis über die Grenzen des Erschaffenen, des sinnlich Erfahrbaren ausgedehnt hat, so sagen uns die östlichen Schriften der Weisheit, nimmt er das Anahatha wahr, den nicht angeschlagenen Ton...
Das Erschaffene und das Unerschaffene. Die Musik und die Stille. Beides bedingt sich, beides ergänzt sich. Die ungespielte Note ist ebenso wichtig wie die tatsächlich hervorgerufene. Es gibt meinem Empfinden nach einfach zu wenige Musiker und Komponisten, denen dies wirklich bewußt ist, die diesem Umstand in ihrem Tun und Schaffen viel mehr Beachtung schenken und somit angemessen Rechnung tragen würden. Welche in ihren Werken weniger darauf bedacht sind, ergreifende Melodien zu generieren beziehungsweise emotionale Wirkungen zu erzielen, sondern darüber hinaus fortschreitend versuchten, der Harmonie und Ordnung des Kosmos durch die selben ebenso in der irdischen Musik waltenden Gesetzmäßigkeiten zu erspüren, die Weite des Raumes im Anschwellen und Verklingen eines Tones zu erforschen, dem Absoluten zwischen Form und Formlosigkeit zu begegnen, ihm im Spannungsfeld zwischen Klang und Stille nachzuspüren...  
Genau darum dreht es sich auch etwa in einer Ausformung der Zen-Meditation, in welcher in bestimmten Intervallen allenfalls eine Klangschale angeschlagen wird, die Stille unterbrechend und mit ihrem verlöschenden Ton wieder bewußter und wacher in eben diese hinein führend. Der altbekannte und paradoxe Spruch "Weniger ist mehr" erlangt demzufolge in der meditativen Musik an grundlegender Bedeutung. Desto weniger den Intellekt ansprechend und komplex in ihrer Struktur, desto weniger zugebaut und undurchlässiger, je weiter kann sie in die Tiefen der Seele führen. Jeder spürte dies bestimmt selbst schon einmal: abheben und aufgehen geschieht von selbst, völlig mühe- und absichtslos, wenn eine Komposition auf eine reduziertere Tonfolge oder gar nur einen einzigen Ton zuläuft und diese lang und länger gehalten oder ausgespielt werden.
Und weiterhin läßt sich aus dem hier zu beobachtenden Kreislauf aus Werden und Vergehen auf das umfassende Verhältnis zwischen dem undifferenzierten absoluten Bewußtsein und seiner in Erscheinungsform getretenen Schöpfung aus der Leere, dem Nichts schließen - der Komponist, seine Musik und die  Stille aus der er sie gebiert und zu welcher sie alsbald zurückkehrt, werden so gleichfalls zur Analogie, zum Gleichnis des Zyklus der Genesis ... wie auch, ahnen lassend, der Beweggründe des Kosmischen Geistes sich auf dies Spiel der Möglichkeiten einzulassen. So zeigt sich denn jedes Lied, jede Symphonie als mikrokosmischer Nachvollzug des einstigen kosmischen Schöpfungsaktes und jeder Musiker und Komponist, ja, ein jedes kreative, künstlerische Lebewesen nimmt an diesem Teil und erforscht die potentiellen Möglichkeiten der Entwicklung seines inneren Funkens, macht Gebrauch von göttlichen Fähigkeiten....!
 

Manchem mag dieser Ausflug an die Grenzen des Seins und der Stille jetzt wieder mal zu hoch gegriffen erscheinen, bereits aus der physischen Betrachtung heraus wird jedoch klar ersichtlich, daß Klang und Musik den feinstofflichsten und somit spirituellsten sinnlichen Erfahrungsraum des Menschen darbieten, in welchem uns allen sowohl körperliche wie seelische restriktive Kräfte aufzuheben möglich sind. Womit pointiert eines unwiderlegt und unwidersprochen bleibt für alle Zeiten... 

Musik
verleiht der Seele
Flügel !

                                 
- Heiko - 08/01