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ALISTAIR MURPHY- Islands (Cromerzone, 2000)

Wer hat sich beizeiten nicht selbst schon einmal auf eine, nicht zwingend einsame, aber doch recht weit entfernte, entlegene Insel gewünscht? Dorthin, wo es immer warm und sonnig ist, fernab aller alltäglichen Probleme und Anforderungen. An einen Ort, an welchem die einen beständig wieder und wieder bedrängenden Notdürftigkeiten des Daseins nurmehr eine schwache, verblaßte Erinnerung sind. Dorthin, wo ausschließlich angenehme und begrüßenswerte Erfahrungen gegenwärtig sind.
Vielleicht wurde Alistair Murphy von ähnlichen Empfindungen geleitet, als er sich dazu entschloß, zu fünf pardiesisch anmutenden Pazifikinseln jeweils ein Stück Musik zu verfassen. Jedenfalls wurde "Islands" wie erwartet zu einer recht relaxten Angelegenheit; und dies ohne in allzu seichten Ambient-Gewässern vor sich hin zu plätschern, sondern sogar mit der einen oder anderen klanglichen Gegenströmung aufwartend.
"Wake" und "Réunion" sind schöne, jeweils fünfminütige In- bzw. Outros, mit deren bestimmenden und durchaus nicht unoriginellen Synthies eine Frauenstimme verwoben wird.
"Water" und "Midway" zeigen sich ebenfalls als sanfte und zugleich leicht surreal wirkende Klanggebilde, wobei letzteres als einziges Stück des Albums mit Text versehen und selbiger von Alistair in passablem Gesang vorgetragen wurde, und das im Verlaufe seiner 13 Minuten an Strukturiertheit und Dynamik zulegt.
Das über 17minütige "Ocean" schließlich läßt gar einen regelrecht jazzigen Touch aufkommen - und dies nicht nur da das Stück im Saxophon seinen Hauptmelodieerzeuger findet. Dieses wird begleitet u.a. von Orgel, Piano, vibraphon- und harfenartigen Tönen und es ist beeindruckend, wie es so sacht und frei dahinfließt und dabei zugleich seine Formen beständig wandelt.
In Alistair Murphy präsentiert sich uns ein weiterer eigenständiger, nicht gerade gewöhnlicher und dabei zudem hörenswerter Klangarchitekt. Einen Urlaub zu buchen, um auf dessen sonischen pazifischen Inselgruppen, in den dortigen vielfarbigen tonalen Korallenriffen, einige Tauchgänge zu unternehmen, scheint mir alles andere als Zeitverschwendung - "...each memory's a moment, each moment is an island, and on an island's where I stand."

- Heiko - 03/03