Als wir nach dem Ende des NONKONFORM-Fanzines
ein Jahr zuvor im Juni 2000 als reines Online-Fanzine angefangen haben, -
ganz nach dem Wort von Goethe "Wer aber nicht eine Million Leser erwartet,
sollte keine Zeile schreiben" - wußten wir nicht, in welche Richtung
der Weg führen sollte. Das "Fanzinen" hatte uns keine Ruhe
gelassen, und das Internet zeigte völlig neue Möglichkeiten auf.
Mit der Erfindung das Fotokopierers und seiner billigen Verfügbarkeit
für Jedermann war es möglich geworden, sein eigenes Magazin herauszugeben,
ohne auf den guten Willen einer Redaktion oder auf die Vorgaben des mainstream-Geschmacks
angewiesen zu sein. Große Summen hat man mit Fanzines ja nie verdient,
eher war es wohl so, daß man sich den finanziellen Verlust der jeweiligen
Ausgabe schönreden mußte - der ideelle Gewinn wog das jedoch immer
auf. Und natürlich - seien wir da mal ehrlich - wurde das narzißtische
Selbstdarstellungsbedürfnis der Herausgeber befriedigt.
Mit dem Internet wurde das Problem der Herstellungs- und vor allem Vertriebskosten
auf einen Schlag gelöst. Und der potenzielle Leserkreis erweiterte sich
von den eifrigen Lesern der Kleinanzeigen in den einschlägigen großen
Magazinen auf ein paar Millionen, die über Suchmaschinen und Hyperlinks
(dem verkürzten elektronischen Äquivalent zur Besprechung in anderen
Fanzines) auf die Seiten kamen. Die Idee das "Gesamtkunstwerks",
das man überall hin mitnehen konnte ging dadurch leider etwas verloren;
außer der Leser war neugierig geworden, klickte sich durch die übrigen
Seiten und kam im Idealfall sogar später nochmal vorbei.
Die eigene Domain ohne Werbung konnten wir also für ein paar Euro im Monat bekommen, anfangs lagen die Dateien noch auf einem Uni-Server, und mangelnde HTML-Kenntnisse sollten ebenfalls kein Hindernis sein, einfach mal zu beginnen, denn die konnte man sich im Laufe der Zeit aneignen und vertiefen. Ja, es war schon ein erhebendes Gefühl in den Browser "www.zine-with-no-name.de" einzutippen und dann das, zugegeben noch etwas unbeholfen wirkende, Ergebnis vor Augen zu haben. Auf "Spezialeffekte" haben wir seitdem immer verzichtet und stattdessen, analog zu Klebelayout und Copy-Shop-Vervielfältigung, die Seiten bewußt einfach und im Schwarzweiß-Layout gehalten.
Grobkonzept sollte, gemäß dem Untertitel, "Stromgitarrenmusik und mehr..." sein, der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die im Entstehen begriffene "Redaktion" einigen konnte. Das ZWNN sollte, wie schon das Nonkonform, vorrangig ein Musik-Fanzine sein (Musik von New Model Army über Anathema und Rumpel-Doom bis hin zu transzendenteren Klängen - True-Metal-Fanatiker und Puristen jeder Art würden hier wenig Freude haben), jedoch offen für alles andere, was den einzelnen Redaktionsmitgliedern zu veröffentlichen ein Bedürfnis war. Aktualität ist demzufolge eher nebensächlich für uns , denn gute Musik - oder von mir aus auch „Kunst“ - ist zeitlos, und besprochen wir daher nur das, was wir persönlich momentan für beachtenswert halten. Und das völlig subjektiv und ohne Anspruch auf Nachvollziehbarkeit.
Auch nach über 10 Jahren hat sich kein festgeschriebenes Konzept entwickelt - zu gerne würde ich hier einen geschliffenen Text stehen sehen, der die Wichtigkeit und die besondere Bedeutung des ZWNN für den deutschen Online-Fanzine-Underground umreißt, aber der wird wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen. Uns macht's immer noch Spaß und wir haben noch so einige Ideen, die zu veröffentlichen wir uns gezwungen sehen. Es bleibt also bei der Dauerbaustelle, auf der mal mehr, mal weniger gearbeitet wird.
- Martin - 04/12