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Rage Against The Machine - "Evil Empire" (1996)

Some angry young men.
Wirklich schön, wenn man sich eben mal so beiläufig, eine runde Dekade später, die Rechtmäßigkeit der damalig gepflegten persönlichen Ignoranz und Vorurteile bestätigen lassen kann..! Total, aber wirklich total abnervender Ghetto-Rock von selten erlebter Eindimensionalität und Monotonie! Besonders Zack De La Rocha, der Mann am Mikro, stellt meine Leidensfähigkeit mit seinem ewig gleichen, hysterischen Gerappe und Gegröhle auf eine harte Probe. Diesbezüglich ist tatsächlich ein Song ganz genauso wie der nachfolgende. Tom Morello (heute zusammen mit dem tollen ehemaligen Sänger von Soundgarden bei den gar nicht mal so üblen Audioslave ("Show Me How To Live", guter Song/Text)) hat hingegen zwar manchen, wenn auch vereinzelten amtlichen Gitarrenriff, aber weit häufiger äußerst krudes, schrilles, quietschiges Saitengequäle, sowie rhythmusdröhnendes, planierraupenartiges, jeglichen seine zarten Triebe über Erdniveau emporstrecken wollenden Harmoniekeimling umgehend plattwalzendes Griffbrettherumgeschraube am Start. Brrrrr.
Rage Against The Machine waren die typischen Darlings der professionellen Musikpostillen in den 90ern, anhand deren gesellschaftskritischer Lyrixxx man sein eigenes politisch korrektes Bewußtsein, und am nachbarkulturellen, ebenso krassen wie harten Großstadtdschungelsound seine musikalische Weltoffenheit plakativ demonstrieren konnte. Da die Jungs in Interviews zu allen relevanten tagespolitischen Angelegenheiten immer was zu sagen hatten und deren finanzkräftige Plattenfirma epic bei einem ihrer Schwerpunktthemen mit Vierfarbanzeigen nicht geizte, waren Rage Against The Machine damals ein stets gern gesehener, breiten Raum einnehmender Gast bei allen relevanten großen Zeitschriften. Außerdem wäre es ja auch unverzeihlich, das vermeintlich Nächste Große Ding als einziger unter all den ganzen anbiedernden Pulsfühlern an der Ader des gegenwärtigen Zeitgeistes nicht in seinem hippen, schillernden Blättchen gehabt zu haben.
Wir hingegen leisten es uns nach wie vor, unsere Engstirnigkeit spielerisch zu kultivieren. Also: Es interessiert mich im Grunde einen SCHEISS, wogegen die Buben in ihren Texten so emphathisch wettern - und genauso interessiert mich einen SCHEISS die unglaubliche Dismelodik und Negativität ihrer sogenannten "Musik"!
Um die Unannehmlichkeiten, Abscheulichkeiten und Niederträchtigkeiten die auf diesem Planeten tagtäglich so vor sich gehen, mir ins Bewußtsein und Erlebnisfeld zu rücken, bedarf es sicherlich kaum noch einer reflektorisch agierenden Posse namens Rage Against The Machine...
Bei der finalen Wertung halte ich mich einfach mal an das Symbol auf'm Backcover: *

- Heiko - 11/04


OK, die Klangkonstruktionen von RATM und Zack de la Rochas Gesang waren nie mein Ding, weder Anfang der 90er noch heute; 2000 haben sie ja ihr letztes Album rausgebracht und sich danach aufgelöst.
RATM waren in den 90ern extrem populär, was sicher ohne die Unterstützung ihres Labels Epic (Sony) nicht der Fall gewesen wäre. Hier setzte die Kritik der Hardcore-Szene an, denn gegen "the machine" zu wüten und gleichzeitig seine Platten bei einem mulitnationalen Konzern rauszubringen, wirkt schon etwas inkonsequent. Außerdem warf man der Band vor, daß man nie von ihr in der Szene gehört hatte, sie nie in kleinen Clubs zu sehen war und nun plötzlich auf MTV in der heavy rotation lief.
Für mich wirkt das politische Engagement von RATM authentisch. Die Zielgruppe der Band dürfte auch eher unter den 14-20jährigen zu suchen sein, denn unter einigermaßen informierten Anfangs-Dreißigern ;-). Jugendbewegungen brauchen zur Identitätsbildung einen Soundtrack, der allen ihrer potentiellen Mitglieder geläufig ist, und RATM liefer(te)n ihn. Für einen Großteil der Hörer waren RATM schließlich nur ein Teil ihrer (möglicherweise politisch bewegten) Jugend; danach wandte man sich wichtigeren Dingen zu: zügiges Studium, feste Beziehung, "Kontakte" knüpfen, etc. Trotzdem werden sich ein paar gefragt haben, wer denn eigentlich der Typ mit der Baskenmütze auf den RATM-T-Shirts ist und für was er mal gestanden hat. Wer eigentlich dieser Mumia Abu-Jamal ist, und warum er in den USA in der Todeszelle sitzt. Und was diese Menschen mit den Ski-Hauben, die sich EZLN nennen, insbesondere dieser Subcomandante Marcos mit der Pfeife, wollen, warum also diese mexikanischen Bauern keine Ruhe geben und was das Ganze mit Weltwirtschaft zu tun hat. Und wenn von denen, sagen wir mal 1% oder ein halbes, sich danach überlegt haben, mit ihrem Jura-, BWL-, Volkswirtschaft- oder Sonstwas-Studium was anderes anzufangen, als Karriere bei der Deutschen Bank zu machen oder nach einem Acht-Stunden-Tag noch die Zeit aufwenden, bei attac, Greenpeace, amnesty oder auch "nur" bei einer Stadtteil-Bürgerinitiative vorbeizuschauen... oder, hm, vielleicht ist das alles schon zuviel erwartet... wenn sich ein paar Gedanken darüber machen, warum der Kaffee bei Eduscho oder Aldi billiger ist, als im Eine-Welt-Laden, und dann den kaufen, von dem auch die was haben, die ihn geerntet haben, dann sei RATM ihre nervtötende Musik verziehen.

- Martin - 12/04