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Wer schon immer mal was über den Einfluß von Marihuana auf die amerikanische Verfassung und das Sternenbanner erfahren wollte, darf sich dieses Interview nicht entgehen lassen. Desweiteren geht es noch um Pink Floyd, Bill Clinton, das Universum und den ganzen Rest... Antwort gab Prophet Dan Rock in einer Live-Audienz nach dem Konzert in Osnabrück (5. Juli ´93 im Hyde-Park). So leset denn:

Wie wichtig ist Euch der Kontakt zum Publikum?

Das ist sehr wichtig, besonders, weil die sich für uns persönlich interessieren und das Verhältnis kumpelhaft ist. Es gibt bestimmt einige, die glauben, wir hätten nicht genug Kontakt, aber wir haben bestimmt mehr als viele andere Bands.

Welche positiven und negativen Erfahrungen habt Ihr in letzter Zeit mit Euren europäischen Fans gemacht?

Letztes Jahr haben wir natürlich auch negative Erfahrungen gemacht, aber daraus lernt man ja. Dieses Jahr ärgern wir uns hauptsächlich über unseren Promoter. Nächstes Jahr haben wir bestimmt jemand anderen. Negatives wird zu Positivem. Wir haben viele neue Freunde gewonnen und alte Fans getroffen.

Ich habe z.B. auch von Jelle (Donor) von Problemen gehört.

Ja, die hatten große Probleme mit unserem Management. Ich persönlich mag die Leute von Donor sehr. Das ist nichts Persönliches...

Wie würdest Eure europäischen Fans charakterisieren?

Ich werde selbst nicht gerne kategorisiert, da ich in eine Reihe von verschiedenen Kategorien passe, und ich schätze, daß das auch auf unsere Fans zutrifft.

Artwork: Eva

Einige Leute sehen Euch, besonders Buddy Lackey, in einem gottähnlichen Status (besonders Frank!). Fühlt Ihr Euch geehrt?

Buddy würde sich wahrscheinlich sehr geschmeichelt fühlen, aber ich persönlich weiß, daß er kein neuer Jesus Christus ist, sondern nur ein Mann, der auf die Bühne geht und spielt. Wenn einige Leute ihn so sehen wollen, ist das okay. Ich werde auch mehr bewundert/gelobt, als mir das meiner Meinung nach zusteht. Wenn mir jemand sagt, ich sei der beste Gitarrist, dann hat dieser jemand noch nicht viele Gitarristen gesehen, da gibt es eine Menge, die besser spielen als ich. – Wie die Life Artist-Gitarristen? – Sure, those guys play fuckin´ circles around you.

An Buddy ginge die nächste Frage: Worum geht´s in den neuen Songs?

Ihm ist es im Moment nicht so wichtig, was er singt, sondern wie er es singt. Erst summt er die Melodie, die er zu einem Song singen will, und sucht erst später die Wörter, die dazu passen.

Donor-Sänger Ard sagte einmal, man brauche keinen Text, um einen Song zu singen...

Naja, der neue Song, den wir als erstes gespielt haben, besteht am Anfang auch nur aus "Only time, only time, only time..." Früher hat er eine ganze Seite geschrieben, um einen Vers zu machen, heute braucht er eine Zeile, der Rest ist in seinem Kopf. Das liegt auch daran, daß die Leute nur kurze Zeit aufmerksam sind. Wenn die dann blablabla zu hören kriegen, fragen sie hinterher, worüber der redet. Wenn das kürzer ist, wissen sie genau, worum es geht. Verstehst Du? Was er aussagen will, kann sich von Tag zu Tag ändern. Wenn also jemand die Lyrics anders versteht, okay...

Wie hat Mike Clift das Cover gemacht?

Hm, er hat es gemalt.

Und habt Ihr ihm gesagt, was er malen soll?

Ein bisschen. Da waren einige Ideen, die durch den Titelsong kamen. Ein großer Baum, der einen Fluß oder See berührt. Er hat in dem Song einen Fluß gesehen, der hoch in den Himmel führte, für Ward kam er vom Himmel herunter. Aber es macht nichts aus, in welche Richtung er fließt. Die Hauptsache ist, daß er da ist. Man fängt an, darüber nachzudenken, wo man herkommt, wohin man geht etc. Ich bin nicht religiös, aber solche philosophischen Fragen liegen an der Grenze zur Religion. Ich weiß wirklich nicht, woher wir kommen. Vor 500 Jahren dachten die Menschen, die Erde sei flach. Vor 500 Jahren... Wir, also wir Menschen, sind so schrecklich dumm; verglichen mit dem Universum sind wir nur sehr wenig. Was solls, wenn uns jemand missversteht, wir verstehen uns ja selbst nicht.

Buddy Lackey - Foto: Frank

Euer Stil geht jetzt mehr in Richtung der 70er Jahre. Hättet Ihr gerne in der Zeit gespielt?

Hm, weiß nicht. Wenn jemand mit einer Zeitmaschine unsere Musik in dieser Zeit spielen würde, würden viele nicht verstehen, was wir machen, das ist zu heavy... Vielleicht wäre es dann etwas völlig Neues, wer weiß. Ja, aber wir mögen den Stil der 60er Jahre. Als "Sgt. Pepper" (ein legendäres Beatles-Album – d. Abtippsklave) herauskam, geschah eine große Wende in der Musik. Das war in meinem Geburtsjahr. Ich kann mich daran erinnern, daß mein Vater das mal gespielt hat, als ich zwei oder drei Jahre alt war (da hat er bestimmt die ersten Riffs von And the devil cried geschrieben, höhöhö – d. Red.).

Würdest Du gerne Beatles-Songs spielen?

Ich glaube nicht, daß wir das machen würden. Ich würde sehr gerne mal einen Song von den Beatles spielen, aber die anderen sagen, wir haben genügend eigene Songs, wir brauchen keine Cover-Songs mehr zu spielen. (Nochmal der Abtippsklave: Es wäre bestimmt sehr interessant gewesen, eine PW-Version von "While my guitar gently weeps" zu hören, klingt das Stück schon im Original so, als hätte es auch für Psychotic Waltz geschrieben worden sein können).

Auf der 91er Tour habt Ihr länger gespielt...

Wir müssen jetzt kürzer spielen. Anderthalb Stunden sind die normale Zeit für andere Bands, für uns ist das allerdings kurz, verglichen mit früher. Wenn wir gesagt bekommen, hört auf, dann tun wir das halt. Sorry...

Was haltet Ihr vom Seattle-Sound, also davon, daß viele versuchen, den "typischen" Sound zu imitieren?

Ich habe das erste Tape von Nirvana gehört, als es herauskam und fand es total gut. Nirvanas erstes Tape und das von Primus kamen gleichzeitig heraus, und ich fand beide total cool. Jetzt klingt jeder nach Nirvana und keiner nach Primus. Warum? Es hat wirklich nichts mit Seattle zu tun. Da kopieren sich Bands gegenseitig, aber was sie kopieren, ist gut. Es gibt nichts Schlechtes über Seattle zu sagen, nur über die Menge an Bands, die auf diesen Zug aufspringt.

Was wird aus Psychotic Waltz in der Zukunft? Und natürlich auch aus Eurer Musik?

Wer weiß, ob meine Laufbahn über mehrere Jahre anhält. Naja, wenn ich nicht in einem Busunglück sterbe... Und keiner mehr von den Brücken springt... Ja, wenn keiner mehr von den Brücken springt, oder sich plötzlich zu einem Familienleben entscheidet, kann das noch ´ne Weile laufen. Aber vielleicht machen wir noch ein weiteres Album. Wenn Du mich vor zehn Jahren gefragt hättest, was ich in zehn Jahren mache, hätte ich vielleicht gesagt: "Ja, ich bin dann wohl drüben in Europa, auf einer Tour mit meiner Band." Aber gewußt hätte ich natürlich nichts sicher. Ich kann nicht sagen, ob wir demnächst in Fußballstadien spielen werden oder ob wir vielleicht im Underground bleiben.

Brian McAlpin - Foto: FrankAndere Progressive Metal-Bands wie Dream Theater und Mercyful Fate haben im Moment großen Erfolg. Siehst Du auch für Euch eine Chance zum großen Durchbruch?

Das müssen die Fans entscheiden! Wenn ihnen gefällt, was sie hören... Eine Band ist wie ein Produkt. Wenn Du gut bist, wissen die Leute das, und Du brauchst nicht zu sagen: "Hey man, I´m brilliant, buy my album!" – Die Erfahrung zeigt, daß man nicht gut sein muß, um Erfolg zu haben. – Das ist wahr. Einige haben nur einen einzigen guten Song gemacht und Platten werden deshalb gekauft. Viel hängt auch von der Plattenfirma und der Promotion ab. Wieviele Plakate für diese Show habt Ihr hier gesehen? Nicht besonders viele, oder? Die Promotion ist halt sehr schwach. Aber als Dream Theater kamen, hingen überall Plakate, jeder wusste, daß sie kamen, nur weil sie auf einem Majorlabel sind. "Major labels jave more money."

Inwieweit könnt Ihr Euch die Plattenfirma aussuchen?

Wir können sagen, was wir nicht wollen. Also, wenn die Plattenfirma sagt: "Der Song gefällt uns nicht, schreibt einen neuen", dann suchen wir uns eine neue. Wenn uns der Song gefällt, gefällt er auch anderen. Es gibt immer Leute, denen etwas nicht gefällt.

Was hältst Du von Buddys Solo-Album?

Ich muß zugeben, ich habe es noch gar nicht gehört. Er hat selbst erst gerade die Endversion bekommen. Er hat seine Version zu Hause im Schlafzimmer aufgenommen und dann zur Plattenfirma geschickt. Da waren aber zu viele Nebengeräusche drauf, deshalb wurde es mit anderen Musikern im Studio nochmal aufgenommen. Diese Version hat er jetzt erst gekriegt. Ich habe die Songs natürlich früher schon gehört und finde sie sehr gut. Wir hätten einige davon sicherlich noch auf die "Everflow" nehmen können, aber zu der Zeit, als er sie gemacht hat, wußten wir nicht einmal, ob ich wieder Gitarre spielen kann.

Werden in Zukunft noch mehr von Euch Solo-Alben aufnehmen?

Wer weiß. Ich würde es nicht tun, weil ich mit PW genug habe. Buddy hatte eine Reihe von Ideen, von denen er annahm, sie würden nicht in diese Band passen und daß unsere Hardcore-Fans sie nicht mögen werden. Er hatte die Zeit, das Geld und die Gelegenheit, das zu tun, also hat er es gemacht. Letztes Jahr haben wir das End Amen-Album als ein Nebenprojekt gemacht, als wir ein bißchen Freizeit hatten. Aber jetzt, nach der Tour, müssen wir am neuen Album arbeiten, bevor einer von uns ein Solo-Album machen kann. Wir kennen uns seit der neunten Klasse, es besteht kein Grund, uns jetzt aufzulösen.

Demo-Cover - verfremdet

Warum spielt Ihr keine alten Aslan-Songs?

Wir haben "Spiral tower" gespielt, das ist ein alter Aslan-Song. "No glory" haben wir geschrieben, als wir 18 waren. Den wollen wir halt nicht mehr spielen. Er drückt nicht mehr das aus, was wir fühlen. Vergleich ihn nur mal mit "Butterfly"! 1968 wäre es cool gewesen, aber wir haben jetzt 1993. Außerdem war er ein bißchen zu kommerziell, weil wir damals etwas schreiben wollten, das im Radio gespielt werden konnte und uns bekannt macht, um auch ein wenig Geld zu verdienen.

Und Ihr wollt ihn auch nicht neu aufnehmen?

Nein, weißt Du, all diejenigen, die die erste Version kennen, finden diese einfach besser, einfach, weil es die erste ist. Bei "Spiral tower" ist das genauso. Wenn man die Album- und die Aslan-Version vergleicht, ist allein schon vom Sound her die neuere Version viel härter, besser. Aber die Leute finden die Aslan-Version immer noch besser. Und wir haben hier und da noch einige Sachen verändert. Wenn man etwas verändert, neigen die Menschen dazu, es nicht mehr so zu mögen. Mir ging es bei Pink Floyd genauso. Ich sah sie irgendwo "Wish you were here" spielen und sie hatten das Gitarrensolo geändert. Ich war richtig schockiert, einfach, weil ich es anders erwartet hatte. Ich konnte mich da gar nicht reinversetzen, weil es anders war. Auf der anderen Seite ist es natürlich gut, wenn man Sachen verändert, so daß sie nicht stagnieren. Ich weiß nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß wir "No glory" nicht mehr neu aufnehmen oder spielen werden.

Welches ist Dein Lieblingsalbum von Pink Floyd?

Hm, schwer zu sagen. Wenn Du "The Wall", "Dark Side of the moon", "Wish you were here" und "Animals" vermischt. Das sind meine Lieblingsalben. Wahrscheinlich "Dark side.." und "The Wall". – Was ist mit den ganz alten Sachen? – Die mag ich nicht mehr. 1966/67 waren PF richtig cool, aber so, wie wir sie heute zu sehen bekommen... Es würde nicht mehr in unsere Zeit und zu uns passen. Genauso wie mit den Beatles. Das war schon beeindruckend, wie die angefangen haben und was die für Ideen hatten.

Was denkst Du über die Entwicklung des Rock´n´Roll?

Ich finde es phantastisch. Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber es ist einfach gut, daß sich ewig alles ändert. Wenn sich nichts ändern würde, wäre ich nicht hier. Das ist eine seltsame Frage, eine gute Frage. Ich weiß nur nicht, wie ich sie beantworten soll. So wie: Was denkst Du über die Evolution von Fischen... es ist großartig.

Wie fühlst du Dich zwischen den Konzerten?

Hm, müde. I feel like getting stoned. Normalerweise schlafe ich noch kurz vor der Show. Ganz selten trinke ich noch ein Bier, wenn wir in einer exotischen Stadt spielen, aber bloß nicht zuviel.

Mochtest Du Voivod auf dem Festival in Holland?

Um ehrlich zu sein, als die gespielt haben, war ich im Bus und habe geschlafen. Ich habe sie schon mal in San Diego gesehen. Echt gut, ich mochte sie, vor allem den Pink Floyd-Song, den sie gecovert haben: "Astronomy Domine" (zu hören wahlweise auf "Best of", "Nothingface" oder "Kronik" – le korrektör)

Magst Du Syd Barrett (Pink Floyd-Gründungsmitglied)?

Er war ein Freak, ein Verrückter. Er hat verloren, er ging ein kleines Stück zu weit mit seinen Drogen. Vielleicht hat er zu sehr an sich geglaubt. David Gilmour mag ich lieber, ich glaube, daß er wesentlich mehr Talent hat. Es gibt viele, die immer noch Syd Barrett für den bedeutenderen halten, weil er der erste war.

Was gehört außer Riffs noch zu einem Song?

Melodie. Wir haben Songs, die ich persönlich gar nicht so gut finde. Da sind Parts ohne Melodie, das ist die schlechteste Art von Musik. Wenn etwas melodisch ist, dann fließt es richtig und es fühlt sich besser an. Viele benutzen nur Aggressionen und die Leute mögen das. Das verkauft sich zehnmal besser als unsere Musik, aber wir machen so was nicht, weil es nicht das richtige Gefühl ausdrückt.

Dan Rock - Foto: Frank

Mögt Ihr Eure neuen Songs lieber als die alten?

Ja, ich glaube, daß jeder seine neuesten Sachen lieber mag.

Viele mögen Eure alten Songs lieber.

Ja, ich weiß. Viele haben mir das gesagt, aber als Du das erste Mal "Social Grace" gehört hast, kanntest Du uns noch nicht. Du hast Dir Dein eigenes Bild gemacht, wie wir aussehen, wie wir uns verhalten... Jetzt ist die "Into the everflow" raus, mit all den cheesy Photos. Das wollten wir gar nicht. Und jetzt denken die alle: So sehen die aus! Wir verlieren was von der Magie und der Mystik. Pink Floyd haben nie Photographen auf die Konzerte gelassen. Man mußte schon selbst hingehen, wenn man sehen wollte, wie die so auf der Bühne aussehen. Hör nicht auf das, was die Magazine schreiben, und hör Dir keine billigen Bootlegs an, die klingen scheiße. Viele wünschten sich, die Mystik wäre nicht verloren gegangen. Ich mag das neue Album, obwohl der Sound nicht so gut wie auf dem ersten gemixt ist. Da haben wir das selbst gemacht. Jetzt hatten wir jemanden und der hat das natürlich so gemacht, wie er es wollte; es ist nicht so, wie ich es wollte. Wenn wir genug Geld hätten, es zu remixen, würde da bestimmt ein besseres Album bei herauskommen. Wir hatten halt nicht das Geld.

Ihr habt also nicht so gut mit Ralph Hubert zusammengearbeitet?

Das würde ich nicht sagen, aber es wäre besser ohne ihn gegangen. Ich hoffe nicht, daß er das liest, aber es ist wahr. Sorry, Ralph. (Anmerkung: Ralph Hubert alias "Björn Eklund" war Kopf der deutschen Progressiv/Thrash-Band MEKONG DELTA - sn).

Liest Du irgendwelche Magazine oder Fanzines?

Hm, nur das, was mir die Leute so schicken. Wenn Du mir ein Heft schickst, versuche ich es zu übersetzen.

Sooo: Nun dreht Dan völlig ab und vieles ist unverständlich, folgen wir also dem Propheten. Hier eine Kostprobe:

Kannst Du uns etwas zu dem Nord-Süd-Konflikt sagen, zur Dritte-Welt-Problematik?

Das erinnert mich an einen Witz, den mir letztens jemand erzählt hat: Wo ist die Hauptstadt der USA? – Washington D.C. – Nein, jeder verdammte Ort auf dieser Welt. Amerika muß überall seine Finger im Spiel haben. Wenn ich Steuern zahle, sollte das Geld mir und meinen Landsleuten helfen und nicht dazu dienen, einen Krieg anzufangen und das Öl von George Bush zu sichern. Das bedeutet mir nichts. Es sollte eher für die Leute da sein, die hungern. Es gibt genügend von denen, überall. Das Verhältnis ist halt sehr unausgewogen, aber nichts, was ich sage, wird etwas ändern. Solange wir leben, wird sich wahrscheinlich nichts ändern.

Aber das kann ich sagen: Marihuana kann überall wachsen. Wenn das legalisiert werden würde, könnte man mit dem Samen dieser Pflanze hungernde Menschen ernähren und Vieh füttern. Aber es werden immer noch Wälder abgeholzt, obwohl man alles, was man aus Bäumen machen kann, auch aus Marihuana machen kann. Das einzige Problem ist, daß Marihuana aus der Erde kommt und die kann man erst beim Verkauf besteuern. Aber keiner kann, wie bei Chemikalien, ein Patent dafür haben: Die ganze Chemie-Industrie für Papier und Stoff und so was. Die erste amerikanische Flagge wurde aus Marihuanafasern gewoben. Das wird natürlich nicht in den Schulen unterrichtet, weil es schlecht ist. Unsere erste Verfassung wurde auf Papier aus Marihuana geschrieben, von Sklavenhaltern. Warum ist das nicht schlecht und warum darf ich jetzt kein Pot rauchen? Warum schicken wir den Ländern, die Marihuana anbauen, kein Geld, sondern nur denen mit Öl. Eine Hand wäscht die andere.

Was hältst Du von Bill Clinton?

Dazu nur eins: Er hat zugegeben, daß er mal Marihuana geraucht hat. Er sagte, er habe keinen Lungenzug gemacht, sondern nur gepafft. Ist ja auch egal. Die Tatsache, daß er es wenigstens probiert hat, zeigt, daß er ein wenig offener ist. Zumindest war er das einmal. Er ist nicht so wie George Bush, der sagt, jeder, der Drogen nimmt, sollte erschossen werden. Der glaubt, Marihuana, Heroin und Kokain ist alles dasselbe. So ein Schwachsinn. (An Tatjana) Rauchst Du Pot – Hm? Nö. – Der Grund, warum ich frage, ist, weil es auch eine Medizin ist. Wenn Frauen vor der Menstruation Krämpfe kriegen, verschreibt ihnen der Arzt viele kleine Pillen, die alle nichts helfen. Rauch eine Wasserpfeife und es geht Dir wieder gut, das schwöre ich. Die Sache, die Frauen dabei wirklich hilft, ist illegal. Aber die Medizin ist legal, weil sie damit Geld machen können. In Holland ist es legal und es nützt sogar der Wirtschaft. Außerdem gibt es dort weniger Heroinabhängige und sogar Potraucher, weil viele das nur rauchen, weil es illegal ist. Natürlich will die Regierung, daß es illegal ist, weil der Preis dadurch viel höher wird. In Holland zahlt man fünf Dollar für ein Gramm wirklich guten Zeugs, in Amerika zahlst Du dafür 25 Dollar. Wer hat dafür gestimmt, daß es illegal ist? Ich nicht! Sie sagen, es sei schlecht, weil es illegal ist, weil wir sagen, daß es illegal ist. Es ist nicht das Land der Freien, es ist das Land der Unterdrückten. – Theoretisch ist es das Land der Freien. – Theoretisch ist es ein Haufen Scheiße!!! Hier sehe ich viel mehr Freiheit. Die Steuern mögen höher sein, aber ihr habt ein soziales Gesundheitssystem. – Aber da wird wegen der Rezession kräftig gestrichen. – Ja, und weil Deutschland offen war für alle. Wenn die Nachbarstaaten es genauso gemacht hätten, hätte Deutschland das nicht alles abgekriegt. Nach dem 2. Weltkrieg ist bei uns dasselbe geschehen. Angeblich nehmen die Einwanderer den Leuten die Jobs weg. Ich glaube, daß die anderen Länder mit dafür verantwortlich sind, daß es hier so viele Skinheads und Haß gibt. Ich kann nicht nach Deutschland kommen, um hier zu leben, und Du kannst nicht nach Amerika kommen, weil Du keine Green Card (Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung) hast, obwohl es ein verdammt großes Land mit ´ner Menge Platz ist. Du könntest es versuchen. Vielleicht klappt es, vielleicht aber auch nicht. Auf diesem Planeten sind wir eine Menschengruppe, aber wir schaffen es nicht, einander zu verstehen. Es ist verrückt, daß wir versuchen, mit Außerirdischen Kontakt aufzunehmen, wenn wir nicht einmal untereinander kommunizieren können. Ich bin froh, daß wir noch keinen anderen bewohnbaren Planeten gefunden haben, weil wir ihn auch versauen würden. Wir könne ja nicht einmal mit diesem Planeten umgehen.

Welche Frage wolltest Du schon immer beantworten, aber keiner hat sie Dir jemals gestellt?

Welches ist Deine Lieblings-Marihuanasorte in Holland?

 

 

Interview geführt im Juli 1993; Original erschienen im Nonkonform #2 (März 1994)
Text und Gestaltung: Eva (Graphik), Frank und Thorsten
Photos: Frank

Fürs Netz bearbeitet im März 2002
[Wir haben alle Fotos und Graphiken des Original-Layouts übernommen]
Abgetippt von Stefan. Tina hat wieder beim Scannen geholfen.
Bildschirmlayout: Martin