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tva fisk och en flaesk

Interview im September 2003

[Click here for English version!]

Die schwedische Band Två Fisk Och En Fläsk ist veröffentlichungstechnisch erstmals 1998 mit ihrem gleichnamigen Debüt-Album in Erscheinung getreten. Dieses Album ist bislang in Deutschland nicht offiziell veröffentlicht worden, aber auf entsprechende ausdrückliche Nachfrage beim deutschen Label Westpark Music kann man vielleicht noch dort ein Exemplar bekommen. Zumindest ich habe es dort bestellen können (nachdem mein Onkel in Göteborg , was ja nun nicht gerade Kleinkleckersdorf ist, dieses Album entgegen meinen Erwartungen nicht hat bekommen können). Mein erster Kontakt mit der Musik dieser Band war allerdings das 2000 erschienene zweite und bislang letzte Album "Jungfruburen", welches auch unter den Plattenbesprechungen dieser Website zu finden ist. Diese Band hat gewiß nicht das geschnittene Brot neu erfunden, aber im Bereich moderner skandinavischer Folk-Musik halte ich "Jungfruburen" für eines der erfrischendsten und besten Alben der vergangenen Jahre (das es immerhin innerhalb von knapp 3 Jahren auf Platz 9 in meiner 1988 begonnenen "ewigen Playlist" gebracht hat!). Sicherlich keine Kopfhörermusik und nichts für Frickel-Freaks, aber gerade die schnellen, treibenden Stücke machen richtig Spaß und die wohl bewußt eingesetzten gelegentlichen Disharmonien tragen mit zum frischen und unverbrauchten Eindruck, den die Band hinterläßt, bei. Ich möchte wetten, daß diese Band erst live richtig zur Höchstform aufläuft! Umso bedauerlicher ist es, daß es mit einer Deutschlandtour bislang noch nicht geklappt hat. Hier besteht dringender "Nachbesserungsbedarf"!

Falls sich jemand beim Lesen des nachfolgenden Interviews an der einen oder anderen Stelle fragen sollte, wieso ich denn Fragen gestellt habe, die doch schon zuvor beantwortet wurden, so ist dies nicht auf eine rekordverdächtige Vergesslichkeit meinerseits zurückzuführen, sondern auf die Tatsache, daß das Interview schriftlich geführt wurde und ich die Antworten nicht vorausgesehen habe – schließlich sind wir hier nicht bei einem Volksverdummungsblatt, wo der Autor auch die Antworten gleich selbst verfaßt. Natürlich hätte ich im Nachhinein noch Fragen streichen oder an andere Stellen verfrachten können, aber da es hier keinen Schönheits- oder sonstigen Preis zu gewinnen gibt, folgen hier nun die Fragen in der Reihenfolge, wie ich sie ursprünglich gestellt habe, nebst den entsprechenden Antworten.

Burkhard: Euer letztes Album "Jungfruburen" wurde 2000 veröffentlicht, also vor ca. 3 Jahren. Was habt ihr seitdem gemacht? Hattet ihr eine Komponierblockade oder wart ihr mit so vielen anderen Dingen beschäftigt, daß ihr einfach nicht die Zeit gefunden habt, ein neues Album aufzunehmen?

jan liljekvistJan: Nach der Veröffentlichung des Albums sind wir viel in Schweden aufgetreten. Seitdem haben wir alle bei vielen verschiedenen Projekten außerhalb der Band mitgewirkt. Ich (Jan Liljekvist) komponiere Musik für verschiedene Choreographen und habe auch ein paar Tanzaufführungen gemacht. Daneben komponiere ich elektro-akustische Musik und bin auch in England und Deutschland (Inventionen in Berlin 2002) mit meiner Musik gewesen. Ich arbeite jetzt an einer Platte, die auf Fylkingen Records erscheinen wird. Stebbe und ich haben an Musik für verschiedene Theatergruppen gearbeitet. Sebastian hat 1 ½ Jahre lang das Tablaspiel in Indien studiert und arbeitet an einem Soloalbum mit indischen Musikern, Gustaf ist nach Spanien gezogen, um als Kleiderdesigner tätig zu sein, Olof hat für eine Weile eine Auszeit von der Gruppe genommen (aber ist jetzt wieder zurück), Marcas hat uns verlassen und wurde ersetzt durch Anders, der Nyckelharpa (eine Geige mit Tasten) spielt, und Umer hat angefangen, an der Universität zu studieren.

Burkhard: Wann können wir mit der Veröffentlichung eines neuen Albums rechnen? Wird es irgendwelches Änderungen im Hinblick auf das Line-Up oder die musikalisch Richtung geben?

Jan: Wir werden versuchen, es um Weihnachten herum rauszubringen. Wir haben keine musikalischen Änderungen geplant, aber wir arbeiten etwas anders als bei unseren vorangehenden Platten. Wir haben viel gejammt und es gibt mehr von uns selbst geschriebene Songs auf dieser Platte.

Burkhard: Soweit ich sehen kann, sind alle Songs auf euren beiden ersten Alben traditionelle Stücke. Da es wahrscheinlich Hunderte (oder vielleicht sogar Tausende) von traditionellen Songs gibt: Wie entscheidet ihr, welche Songs ihr auf eine Album packt? Macht ihr eine Liste von einigen Stücken und stimmt dann jedes Bandmitglied für seine Lieblingssongs und die mit den meisten Stimmen werden aufgenommen? Oder wie funktioniert das?

Jan: Drei der Songs von "Jungfruburen" sind unsere eigenen. Die anderen Stücke haben wir an verschiedenen Stellen gefunden und daran eine Weile gearbeitet, und das klappt gut bei den Konzerten. Traditionelle Songs werden nicht förmlich ausgewählt (d.h. jemand sieht/hört einen Song, den sie/er mag und sagt "Hey, laßt uns daraus etwas machen.") und werden normalerweise ordentlich auseinandergenommen und überarbeitet, bevor sie auf der Bühne und/oder Platte landen.

Burkhard: Ist es möglich zu sagen, inwieweit eure Arrangements sich von den Originalversionen der Songs unterscheiden? Was ist die Basis für eure Arrangements? Ist es normalerweise nur eine Gesangsmelodie oder gibt es, zumindest für einige Songs, auch vollständige Arrangements für Instrumente, die bereits Note für Note niedergeschrieben sind, auf die Ihr zurückgreifen könnt und die ihr dann neu arrangiert? Ich meine, zumindest einige der Songs (oder sind es nur die Texte) gehen einige hundert Jahre zurück in eine Zeit, als Musik, soweit ich weiß, nicht in der Art und Weise niedergeschrieben wurde, wie es heute geschieht (wenn sie überhaupt niedergeschrieben wurde).

Jan: Die Originalversionen der Songs sind oft nur Melodien oder Teile einer Melodie. Wir finden vieles in einer großen Ausgabe, die bekannt ist als "Schwedische Mittelalterballaden". Es gibt Hunderte von Songs in verschiedenen Versionen aus verschiedenen Teilen des Landes, manchmal nur Texte oder ein Fragment einer Melodie. Wir nehmen oft gute Teile von Melodien von verschiedenen Songs, fügen sie mit dem Text von einem anderen Song zusammen und erstellen ein Arrangement, das zu unserem Line-Up und zu unserer Spielweise paßt. Die Basis für unsere Arrangements bildet immer das Line-Up der Gruppe.

Burkhard: Da ihr eine schwedische Band seid, die traditionelle Songs spielt, ist es keine Überraschung, daß die meisten eurer Songs schwedische Texte haben, aber auf eurem Debütalbum gibt es auch zwei Songs – "Im Mayen Secundum" und "Mit Ganczem Willen" (der lebhafteste und mein Lieblingsstück auf diesem Album) –, die in Mittelhochdeutsch gesungen werden (wenn ich nicht irre) und einen anderen – "Douce Dame" – mit (alt-) französischem Text. Auf "Jungfruburen" gibt es einen weiteren Song – "Meie Din" –, der in Mittelhochdeutsch gesungen wird und einen – "Fortune Plango" – mit lateinischem Text. Gibt es irgendeinen besonderen Grund, warum ihr entschieden habt, gerade diese Songs aufzunehmen?

Jan: Nur den, dass es gute Songs sind, welche die Leute zum Tanzen bringen können. In den Anfangstagen der Gruppe haben wir mehr von dieser Art von Songs gespielt. "Fortune Plango" ist ein eigenes Stück, aber wir haben den Text von den "Carmina Burana" genommen.

Nun folgen einige Fragen, welche ich direkt an die Sängerin Umer gerichtet habe.

Burkhard: Woher wußtest du, wie du die Wörter dieser in einer fremden Sprache geschriebenen Songs aussprechen mußtest? Hast du irgendeine dieser Sprachen gelernt oder studiert, gab es einige Linguisten, die dir gesagt haben, wie die Wörter korrekt auszusprechen sind oder hast du sie einfach so gesungen, wie sie nach deinen eigenen Vorstellungen gesungen werden sollten?

Umer: Ich wußte nicht, wie man die Wörter ausspricht, und ich glaube, daß selbst die eifrigsten Linguisten nicht mit Sicherheit sagen können, wie die korrekte Aussprache lautet. Ich verfüge allerdings über etwas Wissen über modernes Deutsch und Französisch, und ich versuche einfach, nicht völlig mit der Aussprache der Texte danebenzuliegen.

Burkhard: Wolltest du immer Sängerin werden? Wurdest du von deinen Eltern, Verwandten und/oder Freunden in deiner Entscheidung unterstützt? Hat es sich bislang als das herausgestellt, was du erwartet hattest? Hast du auch einen "ordentlichen" Beruf erlernt?

umer mossige-norheimUmer: Ja, tatsächlich, ich glaube, ich wollte immer eine Sängerin sein. Als ich jünger war, habe ich ernsthaft eine Opernkarriere in Erwägung gezogen, bin aber schließlich zu dem Schluß gekommen, daß es für mich ein zu rauhes Leben wäre, mir mit den Ellenbogen meinen Weg zur Spitze zu bahnen, oder es einfach überhaupt nicht zu schaffen. Meine Eltern haben immer unterstüzt (und unterstützen immer noch), was immer ich tun wollte, aber meine Mutter hat mich auch immer wieder daran erinnert, daß Singen als Beruf ein hartes und wahrscheinlich wirtschaftlich instabiles Leben bedeuten würde und daß ich vielleicht in Erwägung ziehen sollte, einen – wie du es formuliert hast – ordentlichen Job zu kriegen, während ich meinen Gesang nebenbei auf einem weniger ernsthaften Level weiterhin betreibe. Da ich heute keine professionelle Sängerin bin, bekomme ich davon sozusagen nur die gute Seite mit und bin in der Lage, es wirklich zu genießen. Und, ja, ich studiere derzeit Systemanalyse, um eines Tages tatsächlich ordentliche Arbeit zu leisten ;-).

Burkhard: Hast du in irgendwelchen Bands gesungen, bevor du bei Två Fisk Och En Fläsk eingestiegen bist? Falls ja, war es ein ähnlicher Musikstil? Bist du an irgendwelchen Nebenprojekten beteiligt oder gibt es irgendwelche Gastauftritte von dir auf Alben von anderen Bands? Könntest du dir vorstellen, in einer Band zu singen, die eine andere musikalische Richtung verfolgt? Falls ja, welche Richtung könnte dies sein?

Umer: Ich habe nie in einer anderen Band gesungen. Wie schon zuvor erwähnt, ist mein ursprüngliches Gebiet die klassische Musik, und dem habe ich mich auch gewidmet zusätzlich zum Singen in der Band. In der Tat bin ich (zusammen mit Janne) auf zwei Alben einer Band namens Månegarm (eine Death Metal-Gruppe) zu hören. Frag mich nicht, warum sie mich wollten...Ich denke, ich wäre bereit, jede Art von Musik zu singen, vorausgesetzt, das die "Chemie" in der Band stimmt.

Burkhard: Welche Art von Musik hörst du gerne? Was sind deine Lieblingssännger(innen) in bezug auf ihre Stimme, Texte und/oder ihr Auftreten auf der Bühne?

Umer: Wiederum wird meine Antwort nahezu ausschließlich klassische Musik sein müssen. Ich kann allerdings wirklich keine bestimmten Lieblingssänger(innen) nennen. Ich mag unkomplizierte, "cleane" Stimmen, und Opernsänger(innen) werden meinen Anforderungen in dieser Beziehung kaum jemals gerecht. Es gibt ein paar Baroksänger(innen), die nah an mein Ideal kommen, wie Emma Kirkby zum Beispiel. Was die Erscheinung auf der Bühne angeht, mag ich Jessica Rabbit – weißt du, die Cartoon-Nachtclubsängerin aus dem Film "Who framed Roger Rabbit?"

Burkhard (an die anderen Bandmitglieder): Welche Art von Musik hört ihr gerne? Ist irgendjemand von euch an Nebenprojekten beteiligt? Gibt es Gastauftritte auf Alben anderer Bands, oder konzentriert ihr euch alle voll auf Två Fisk Och En Fläsk?

Jan: Was mich (Jan Liljekvist) angeht, ich höre viel Jazz, Coltrane, Dolphy, Mingus und sowas. Tom Waits, Nick Cave, Iggy Pop, Led Zeppelin, Blues, Hip Hop, Bach, Bartok...Ich weiß, daß Stebbe sehr auf Nick Cave, The Cramps, Iggy und Hard Rock steht, und dasselbe gilt auch für Olof. Sebastian hört viel Dance Music, Musik aus Indien. Wir hören viel unterschiedliche Musik aus unterschiedlichen Stilarten...

Nun wieder einige Fragen an die gesamte Band:

Burkhard: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Band Två Fisk Och En Fläsk zu nennen?

Jan: Der Name stammt aus den Apocryphen des Neuen Testaments. Es steht geschrieben, daß Jesus, unser Retter, die Massen mit nur zwei Fischen und einem Stück Schweinefleisch sättigt...

Burkhard: Wenn ihr ein Album aufnehmt, spielt ihr live oder werden alle Instrumente ebenso wie Umers Gesang nacheinander aufgenommen?

Jan: Auf dem ersten Album haben wir alle live gespielt, aber ein paar Overdubs gemacht. Der Gesang wurde nachher aufgenommen. Auf "Jungfruburen" haben wir die ganze Percussion gleichzeitig aufgenommen, aber die anderen Instrumente Schritt für Schritt danach. Das lag daran, daß im Studio nicht genügend Platz für uns alle war, um gleichzeitig mit einem hinreichend guten Sound zu spielen. Auf dem neuen Album arbeiten wir in etwa auf dieselbe Weise mit der Ausnahme von einigen Stücken, die nur als Idee begannen, um die herum wir dann gejammt haben. Diese Stücke sind vollständig live eingespielt.

Wenn ich eure Alben höre, ist mein Eindruck, daß eure Musik live gespielt werden muß, um ihre wahre Stärke zu entfalten. In welchen Ländern seid ihr bislang aufgetreten? Hat es irgendwelche feststellbaren Unterschiede hinsichtlich der Reaktion des Publikums auf eure Musik gegeben? (Oder vielleicht bezüglich Umers Erscheinung?)

Jan: Wir haben nur in Schweden gespielt. Wir ziehen immer Tanzauftritte gegenüber Konzerten vor, da unsere Musik am besten wirkt, wenn Leute herumhüpfen und sich bewegen und uns die Publikumsreaktionen zu einer noch besseren Band machen.

Burkhard: Was war das größte Publikum, vor dem ihr bislang aufgetreten seid, und wo war das?

Jan: Ich glaube, das zweite Mal, daß wir beim Arvika-Festival 2000 gespielt haben, waren dort einige hundert Leute, vielleicht 3-400 im Publikum.

Burkhard: Gibt es irgendwelche besonderen/exotischen Orte, wo ihr gerne spielen würdet, aber bislang noch nicht die Gelegenheit dazu hattet?

Jan: Überall außerhalb von Schweden ist exotisch genug...

Burkhard: Wurde jemals irgendeine von euren Shows live in einem Radio- oder Fernsehprogramm übertragen? Gibt es irgendwelche Pläne für eine Live-CD oder –DVD?

Jan: Nein, wir haben nie live im Fernsehen oder Radio gespielt. Keine Pläne für ein Livealbum.

Burkhard: Wenn ihr live spielt, ändert ihr (manchmal) auch die Arrangements/improvisiert ihr (wie es z.B. Mari Boine und ihre Band oft machen) oder versucht ihr, euch so eng wie möglich an die Albumversionen eurer Songs zu halten?

Jan: Die Songs neigen dazu, sich im Laufe der Jahre zu ändern. Allerdings nicht so sehr. Wenn wir ein Arrangement erstellen, halten wir uns daran. Aber es gibt Teile von Songs, die wir etwas freier halten, so daß wir ausflippen können, wenn die Kommunikation mit dem Publikum gut ist.

Burkhard: Habt ihr irgendeine Ahnung, wie beliebt ihr in Schweden oder sonstwo seid? Habt ihr irgendeine Ahnung von den Verkaufszahlen eurer Alben (in Schweden, Deutschland oder sonstwo)?

Jan: Nein, keine Ahnung. Wir bekommen nicht häufig Berichte von unserer Plattenfirma.

Burkhard: Auf eurem Debütalbum gibt es drei Songs, die ich bereits von den beiden ersten Garmarna-Alben kannte, nämlich "Styvmodern" und "In Kommer Räven" von "Vittrad" (wo "In Kommer Räven" den Titel "Straffad Moder & Dotter" trägt) und "Varulven", mein Lieblingssong von "Guds Spelemän". Abgesehen von der Tatsache, daß eure Arrangements sich sehr von denen Garmarnas unterscheiden, ist mir aufgefallen, daß die Texte nicht genau dieselben sind. Gibt es verschiedene Versionen in verschiedenen Dialekten aus verschiedenen Regionen Schwedens?

Jan: Ja, es gibt viele verschiedene Versionen von diesen Songs. Unsere Vorgehensweise beim Arrangieren (siehe Frage 4) stellt sicher, daß unsere Versionen sich von denen anderer Gruppen unterscheiden, und ich bin sicher, daß diese auf eine ähnliche Weise arbeiten.

Burkhard: Hattet ihr bereits Garmarnas Versionen dieser Songs gehört, als ihr euer Debütalbum aufgenommen habt?

Jan: Nein, wir haben diese Songs gespielt, bevor wir wußten, daß andere Gruppen sie spielten. Ich versuche, mir nicht andere Bands aus demselben Genre anzuhören, um zu vermeiden, zu sehr von ihren Arrangements und Ideen beeinflußt zu werden.

Burkhard: Kanntet ihr die Dead Can Dance-Version von "Saltarello" von deren fünftem Album "Aion" (1990), als ihr eine weitaus lebhaftere Version dieses Instrumentalstückes für euer Debütalbum aufgenommen habt?

Jan: Ich bin sicher, daß Marcas die Version mit Dead Can Dance gehört hat. Ich hörte es zum ersten Mal, als er es mir auf der Geige vorgespielt hat.

Burkhard: Habt ihr schon live zusammen mit Garmarna auf einer Tour oder einem Festival gespielt?

Jan: Nein, leider nicht.

Burkhard: Gibt es irgendwelche Pläne für eine Deutschlandtour nach der Veröffentlichung des neuen Albums? Wie wäre es mit einer Deutschlandtour zusammen mit Garmarna? In Deutschland seid ihr beide beim selben Plattenlabel – Westpark Music – und obwohl eure musikalische Herangehensweise unterschiedlich ist, denke ich, daß eure Musik ein ähnliches Publikum ansprechen könnte.
Wenn ich zu entscheiden hätte, würde ich auch Värttinä und Hedningarna (existieren die noch?) auf diese Tour mitnehmen, aber ihr und Garmarna würdet auch schon ein großartiges Package ergeben! Mit welcher Band würdet ihr gerne touren, oder zieht ihr es vor, allein zu touren?
(Übrigens, als ich Garmarna 1996 zum ersten Mal live in Deutschland sah, spielten sie in einer Art Irish Pub vor ca. 25 Leuten (2 oder 3 gingen sogar während des Konzertes, weil es offensichtlich nicht das war, was sie erwartet hatten), während bei ihren beiden letzten Konzerten, die ich im Bahnhof Langendreer in Bochum gesehen habe – beide wurden auch vom WDR aufgenommen –, etwas 150-200 Leute waren. Ich glaube daher, es gibt einen Markt für die Musik, die ihr spielt, hier in Deutschland, und ein paar Liveauftritte hier könnten eure Popularität steigern.)

Jan: Meine Lieblingsband im selben Genre ist Hedningarna. Ja, ich glaube, die existieren noch. Ich würde liebend gern mit ihnen touren. Garmarna ist auch eine großartige Band. Värttinä habe ich noch nicht gehört. Eine Deutschlandtour brächte viel Spaß. Allerdings gibt es im Moment keine derartigen Pläne. Ich hoffe, Westpark können etwas für uns arrangieren, wenn die neue Platte draußen ist.

Burkhard: Gibt es irgendeine Frage, die ihr immer schon beantworten wolltet, aber die euch bislang nicht gestellt wurde?

Jan: Mir fällt keine ein...

Burkhard: Gibt es etwas, daß du mich gerne fragen würdest?

Jan: Im Augenblick nicht.

Burkhard: Wie können Leute mit euch in Kontact treten (per E-Mail oder "Snail-Mail")?

Jan: Am leichtesten per E-Mail.

[Und zwar unter: tvafisk@hem.passagen.se]

Burkhard: Nun ein paar nicht so ernste Fragen, zunächst an Umer:

Wieviele Heiratsanträge mußt du jeden Tag zurückweisen?
Wieviele Angebot zum Posieren für eine Foto-Session hast du bislang von Magazinen wie Playboy erhalten? Und wieviele Angebote zu einem Interview über ernste politische Themen?
Wieviele Männer fallen normalerweise bei deinem Anblick während eines Konzertes in Ohnmacht?

Umer: Ich glaube nicht, daß Heirat das ist, was meinen männlichen Fans als erstes in den Sinn kommt, und es ist wahrscheinlicher, daß ich von ihnen Angebote für Foto-Sessions erhalte als von richtigen Magazinen. Ich fürchte, niemand will etwas über meine politischen Ansichten wissen. Soweit ich weiß, ist noch niemand bei meinem Anblick auf der Bühne ohnmächtig geworden, obwohl ein paar in Stein verwandelt wurden, als sie mich außerhalb der Bühne ohne Make-Up gesehen haben.

Burkhard: Nun an die anderen Bandmitglieder:

Wie gelingt es euch, euch live auf das Spielen eurer Instrumente zu konzentrieren, wenn Umer vor euch steht? Seid ihr alle kurzsichtig und spielt live ohne Brille, müßt ihr an eine Kette gelegt werden wie The Animal (der berühmte Drummer aus der Muppets-Show) oder stellt ihr einfach einen Paravent zwischen euch und Umer?

Jan: Ich (Janne) hätte das Mädchen beinahe geheiratet, die anderen tragen dunkle Sonnenbrillen auf der Bühne...

Burkhard: Nun die letzte Frage: Irgendwelche – berühmten – letzten Worte?

Jan: Ich hoffe, daß man auf meine letzten Worte noch lange warten wird...

Danke für das Beantworten meiner Fragen. Ich hoffe, es war nicht zu langweilig für euch.

Jan: Gute Fragen. Entschuldigung wegen der Verspätung...

(Welche Verspätung? Die Antworten habe ich nicht später erhalten, als es Jan mir zuvor angekündigt hatte.)

Interview: - Burkhard - 09/03