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Tomb Raider

Freitagabend. Langeweile. Zeitung aufgeschlagen, Kinoprogramm gesucht. Jetzt bloß nichts Schweres. Irgendwas Sinnfreies. Pearl Harbour kommt nich in Frage, denn für  patriotischen Militarismus-Dreck kann man als Kriegsdienstverweigerer beim besten Willen kein Geld ausgeben.
TOMB RAIDER! Genau. Ich kenne das Computer-Spiel nur vom Hörensagen, und zumindest mit den letzten Teilen dürfte mein Rechner heillos überfordert sein. Großer Computerspieler war ich eh‘ nie, von tastaturzerstörenden „Doom II“-Massakern zwischen nächtlichen Diplomarbeits-Sitzungen abgesehen.
Also auf zum Cinemaxx, wo einem die überlebensgroße Lara Croft  schon auf 500 Meter Entfernung mit Händen an den Pistolen drohte.
Es geht in „Tomb Raider“ (wird übrigens „Thuum“ und nicht „Tomb“ oder gar „Tumb“ ausgessprochen) um nichts weniger, als um die Herrschaft über Zeit und Raum und damit um die Weltherrschaft. Wieder mal muß der Illuminaten-Orden für eine Verschwörungstheorie herhalten. Wer den deutschen Film „23“ - über den Hacker Karl Koch - gesehen hat, weiß: Die Illuminaten haben überall ihre Finger drin. Ich glaube, ich nehme nicht zuviel Spannung aus dem Film, wenn ich jetzt schon verrate, daß DAS GUTE am Ende obsiegt. Dazwischen gibt’s (gutgemachte) Action-Szenen, die die Heldin des Film mit leichten Hautabschürfungen übersteht;  größere Verletzungen, die mit einem einmal um den Oberarm gewickelten Tuch versorgt werden, bedürfen eines Zaubertees, der in einem buddhistischen Kloster verabreicht wird. Die Tiefe der Charakterisierung der Figur entspricht natürlich der eines Videospiels, wobei der psychopathologische Befund „Persönlichkeitsstörung mit autoaggressiven Zügen und vermutlich dissozialer Ausprägung bei starker Vaterbindung“ lauten dürfte.
Die Gedankenblasen des männlichen Publikums mit dem Inhalt „Ob das alles echt ist?” standen kurz vor einer Manifestierug, die den Blick auf die Leinwand zu versperren drohte. Gibt es wirklich solche Lippen, oder wurde da was reingespritzt? Wenn ja, kriegt man das wieder weg? Die Oberweite war bestimmt mit Schaumstoffstücken aufgepolstert. Oder ging die Hauptdarstellerin Angelina Jolie tatsächlich so weit, sich nur für diesen Film die Brüste operativ vergrößern zu lassen? Das kennt man ja eigentlich nur von Robert De Niro, daß ein Schauspieler auch körperliche Strapazen für die Vorbereitung auf eine Rolle auf sich nimmt. Ohne zu wissen, was das überhaupt ist, bringe ich hiermit das Wort „Postfeminismus“ in diesem Text unter, weil das immer gut kommt, bei Filmen, in denen gewalttätige Frauen vorkommen.
Anschauen, staunen, vergessen.

- Martin - 07/01

Heiko hat den Film auch gesehen...