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AMERICAN WEREWOLF (An American Werewolf in London)

USA/GB 1981
Regie: John Landis
Darsteller: David Naughton, Jenny Agutter u.a.
Erhältlich u.a. auf VHS, DVD, HD und Blu-ray
Bildformat: 1,85:1 (16:9)
Ton: Deutsch (DD 2.0), Englisch (DD 5.1)
Bonusmaterial: Making-of, Interviews, Audiokommentar, Outtakes etc.


"Nehmt euch vor dem Mond in acht!" - Mit dieser Warnung wissen die beiden jungen Amerikaner Jack und David, die gerade einen ausgedehnten Trip durch good old Europe unternehmen, kaum etwas anzufangen. Ebenso wundern sie sich in einer einsam gelegenen Dorfkneipe über ein Pentagramm, das dort an die Wand gemalt ist. Ihre naive Frage nach dem ominösen Symbol hat die unschwer vorherzusagende Wirkung: Die Stimmung wird recht unfreundlich und man legt den beiden nahe, es doch mal in einem anderen Lokal zu versuchen. Das bedeutet: Auf ins unheimliche Moor, vor dem sie ein Bauer doch so sehr gewarnt hatte...

Wie es weitergeht, dürfte sicher jeder wissen, der sich ansatzweise mit Horrorfilmen beschäftigt hat: Jack wird von einem Werwolf getötet, David überlebt verletzt. Im Krankenhaus erscheint der untote Jack und klärt David darüber auf, daß ER (d.h. David) nun zum Werwolf geworden ist, pünktlich zum nächsten Vollmond würde er sich verwandeln und Menschen töten. Die einzige Möglichkeit, Schaden von sich und anderen abzuwenden: Selbstmord. David ist völlig überfahren und beginnt, an seinem Verstand zu zweifeln. Sollte Jack tatsächlich ein echter Untoter geworden sein oder ist das alles nur ein schrecklicher Alptraum? Der nächste Vollmond bringt die Gewißheit: Aus David wird ein Werwolf, der im nächtlichen London auf blutige Jagd geht.

Wie blutrünstig diese Jagd ausgefallen ist, erstaunt schon allein deshalb, weil der Film trotz seiner deftigen Splatter-Einlagen in Deutschland anstandslos ab 16 freigegeben wurde, während durchaus harmloses Zeugs wie DAS BÖSE ("Phantasm") mit einem Verbot belegt wird. Regisseur John Landis betont immer wieder, daß AMERICAN WEREWOLF keine Komödie sei, sondern zunächst einmal ein waschechter Horrorfilm. Doch keine Angst, auch zartbesaitete Naturen können sich diesen Film durchaus ansehen, wenn auch unter Vorbehalt, denn das Kunstblut fließt mitunter reichlich. Sind Mixturen aus Komödie und Horror nicht selten eher ein Fall für die Geschmackspolizei, weil für Horrorfans offensichtlich unterirdisches Kalauerniveau als ausreichend betrachtet wird, so macht zumindest AMERICAN WEREWOLF richtig Laune.

Weiter im Film: Werwolf David hat seine erste Blutspur in London hinterlassen, doch als er am Morgen danach in einem Zoo aufwacht, fehlt ihm jede Erinnerung. Alex, eine junge Krankenschwester, die David bei sich aufgenommen hat, sowie ein Arzt versuchen ihm zu helfen, doch das ist nicht so einfach. Als David durch Zufall hört, daß sich in der Nacht zuvor blutige Morde zugetragen haben, flüchtet er, um Alex, die er liebt, nicht zu gefährden. Vor einem Pornokino trifft er Jack wieder, der mittlerweile schon reichlich vergammelt aussieht. Jack präsentiert David in dem Kino seine nun ebenfalls untoten Opfer, die wie Jack dazu verdammt sind, so lange auf der Erde zu bleiben, bis der Werwolf das Zeitliche gesegnet hat. Doch zu spät: David verwandelt sich erneut, denn noch immer ist Vollmond. Auf dem Picadilly Circus geht´s nun so richtig zur Sache...

Den hintergründigen Witz von AMERICAN WEREWOLF zu beschreiben, ist es etwas schwierig, man muß den Film schon selbst gesehen haben. Die Sequenz im Pornokino etwa ist ein echter Knaller, allein schon dank der grandiosen Billigmusik als akustische Untermalung für das Treiben auf der Leinwand. Dieser "Film im Film" ist übrigens gestellt, wie man in den Outtakes sehen kann. Ein Vergleich zwischen den beiden Tonspuren zeigt hier zudem sehr aufschlußreich, wie frei bisweilen Filme ins Deutsche übertragen werden, denn der deutsche Dialog des Fake-Pornos hat mit dem Original nichts zu tun (wobei AMERICAN WEREWOLF ansonsten eine ziemlich gute Synchronisation vorzuweisen hat, auch wenn die englische Fassung die empfehlenswertere ist).

Amüsant ist auch der Audiokommentar der beiden Darsteller, die David und Jack gespielt haben und zum 20jährigen Jubiläum wieder vors Mikro geholt worden waren, um Anekdoten über die Dreharbeiten zum Besten zu geben. Auf einer separaten Tonspur kann man sich den Film mit diesen interessanten Erläuterungen noch einmal ansehen, was bei nicht selten doch sehr aufschlußreich ist, wenn Regisseure und Techniker aus dem Nähkästchen plaudern oder bislang unbekannte Peinlichkeiten verraten.

Das Bild der verschiedenen DVD-Editionen geht absolut in Ordnung, wenn man als Vergleichsmaßstab nicht gerade aktuelle Blockbuster mit modernstem Standard heranzieht. Der deutsche Ton kann mit dem englischen Original nicht ganz mithalten, so klingen u.a. die Musikstücke etwas dünn. Überhaupt die Musik: Landis setzte neben instrumentalem Score bekannte Songs ein, die alle etwas gemeinsam haben, nämlich das Wort "Moon" im Titel. Geradezu genial plaziert läuft kurz vor Davids erster Verwandlung in einen Werwolf der Song "Bad Moon Rising" von Creedence Clearwater Revival. Diese abseitige Ironie ist es, was AMERICAN WEREWOLF von platten Komödien unterscheidet. Inspiriert und mit Witz macht sich Landis über den Horror lustig, ohne ihn aber ins Lächerliche zu ziehen – der Schrecken bleibt in seinem Resultat grausam, bisweilen tragisch und es gibt in sehr bemerkenswerter Weise auch kein Happy End.

Merkwürdig ist, daß bei vielen deutschen Fassungen (VHS, TV, DVD) eine ca. zweiminütige Szene fehlt, in der David von einer Telefonzelle aus nach Hause telefoniert, um sich von seinen Eltern zu verabschieden, und ein kurzes Gespräch mit seiner Schwester führt. Ob die Szene in der Kinofassung jemals enthalten war und somit deutscher Ton für sie existiert, ist nicht geklärt – jedenfalls muß der DVD-Käufer hierzulande ohne sie auskommen. Auf HD und Blu-ray ist sie wiederum enthalten, wenn auch nachsynchronisiert, was schon etwas unverschämt ist, schließlich kam zeitgleich mit der Blu-ray eine DVD-Neuauflage auf den Markt, die allerdings ebenso gekürzt war wie frühere Auflagen. Das volle Programm bieten also entweder die hiesigen HD-Varianten, der Sender Arte oder eine entsprechend ungekürzte ausländische Veröffentlichung.

- Stefan - (4/2002) & 12/2010 ("Remastered Edition")