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STOLEN BABIES - There Be Squabbles Ahead (2006)

Erstmalig erfahren von dieser vierköpfigen amerikanischen Band habe ich im Sonic Cathedral-Forum vor 7 bis 8 Monaten. Nachdem ich mir dann einige Male das Video zum Song "Push Button" auf der Website der Band angeschaut hatte, welches mich stilistisch etwas an Tim Burtons "Nightmare Before Christmas" und "Corpse Bride" erinnert, habe ich mir schließlich das Album recht günstig in den USA bestellt, weil mir der Song selbst sehr gut gefiel.

Stilistisch läßt sich die Musik der Stolen Babies in keine gängige Schublade stecken. In meinen Ohren klingt sie wie eine Mischung aus Metal, Rock und Zirkusmusik, ergänzt um weitere Stileinflüsse, die ich namentlich nicht näher bezeichnen kann. Die Zirkusassoziationen werden teilweise vielleicht auch dadurch geweckt/verstärkt, daß Sängerin Dominique Lenore Persi oft wie ein Clown geschminkt ist.

Daß man sich musikalisch fernab gängiger Metal- und Rockklischees bewegt, wird schon bei einem Blick auf die Instrumentierung deutlich, die über die typische Konstellation von Gitarre, Baß, Keyboards und Schlagzeug hinausgeht. So spielt die Sängerin das in der Rockmusik eher selten anzutreffende Akkordeon. In einzelnen Songs kommen daneben noch folgende, teils von Gastmusikern gespielte Instrumente zum Einsatz: Spielzeug-Akkordeon, Glockenspiel, Maultrommel, Mandoline, Baby-Sitar, Spielzeugpiano, Marimba, Orgel, Tuba, Trompete, Euphonium, Geige und Strohgeige.

Die Stimme der Sängerin bewegt sich in einer mittleren Tonlage. Allerdings singt Dominique nicht nur "normal", wie etwa bei dem bereits erwähnten Song "Push Button", sondern wechselt bei mehreren Stücken - so etwa gleich beim ersten Song "Spill!" - auch mal in ein sehr aggressives Kreischen (mir geht gerade der Begriff "wildgewordene Furie" durch den Kopf), was den einen oder anderen Hörer dann vielleicht doch vergraulen könnte. Hierbei handelt es sich aber nur um einzelne Passagen. Insgesamt setzt Dominique ihre Stimme recht abwechslungsreich ein und versucht, diese auch jeweils der Stimmung der ebenfalls recht abwechslungsreichen Songs anzupassen, was ihr, wie ich finde, recht gut gelingt.

Überhaupt wird Abwechslung auf diesem Album groß geschrieben, was den erfreulichen Nebeneffekt hat, daß die Gefahr, sich schnell an der Musik satt zu hören, vergleichsweise gering ist. Es fällt mir schwer, einzelne Songs besonders hervorzuheben, weil jeder seine eigenen Qualitäten besitzt, seien es die sehr treibenden "Spill!", "Mind Your Eyes" und "Tall Tales", die schöne klischeefreie Ballade "Lifeless" oder das tanzbare "Tabelscrap". Mit dem Instrumentalstück "Swint? or Slude?" ist auf dieser Platte sogar ein origineller Marsch mit kleinen Stolperern und Zwischenspurts zu hören. Daß man bei der Musik immer wieder auf Überraschungen gefaßt sein sollte, zeigt sich beim Stück "Gathering Fingers", welches balladesk beginnt, in der Mitte nach einem entfernt an einen Trauermarsch erinnernden Zwischenteil dann plötzlich in etwas umschlägt, das einer schräg-disharmonischen musikalischen Eruption gleichkommt, bevor das Stück dann so sanft endet, als wäre nichts passiert.

Zusammenfassend ist zu sagen, daß die Stolen Babies sicherlich eine der originellsten Bands sind, auf die ich in den vergangenen Jahren gestoßen bin. Auch wenn es bei mir nur noch selten geschieht, ist es erfreulich zu sehen, daß es doch noch Newcomer gibt, die mich richtig begeistern können! Es gibt wohl nur ganz wenige Platten, die es bei mir - wie im vorliegenden Fall - auf über 100 Durchläufe in gerade mal 6 Monaten gebracht haben. Ich hoffe, daß man von dieser Band in Zukunft noch einiges hören wird.

Mögliche Interessenten hören am besten mal auf http://www.myspace.com/stolenbabies in einige Songs rein bzw. schauen sich das Video von "Push Button" an.

Ich werde mir die Band mal im November im Vorprogramm von Meshuggah live zu Gemüte führen.

- Burkhard - 08/07