Spätestens seit Dans le même Sang von 2018 ist es
tatsächlich wieder eine veritable Freude, wenn eine Veröffentlichung
aus dem Hause TRUST ansteht! So auch diesmal im Falle von Propaganda:
Eingespielt in der inzwischen etablierten Besetzung unter der
abermaligen Regie von Mike Fraser orientieren sich unsere Helden
musikalisch im Großen & Ganzen an den beiden bewährten
Vorgängeralben. Allerdings – und hierbei gibt das doch recht
"spezielle" Coverartwork schon den ersten dezenten Hinweis – mit
gewissen Einschränkungen: Man reduzierte etwas die Härte und setzte
einmal mehr auf eine gewisse Variation der musikalischen Bandbreite –
wie schon weiland 1996 auf Europe et Haines.
Der Opener Cette Prière sur tes Lèvres et ce Sang sur tes Mains (dt.:
Dieses Gebet auf deinen Lippen und dieses Blut an deinen Händen) gibt
auch gleich eine eher gebremste Gangart vor: Man fühlt sich irgendwie
an Demande à ton Père… erinnert. Nur etwas kompakter und tighter und
mit sparsamen Background Vocals der Mädels. Nono spendiert hier ein
etwas eigenwilliges Talkbox-Solo… das allerdings paßt wie der Arsch auf
den sprichwörtlichen Eimer!
Tout ce qui nous sépare gemahnt in der Strophe an AC/DCs Live Wire – und kommt auch in der Folge simpel und effektiv daher – gut!
Ab La première Pierre begeben sich TRUST dann wieder etwas mehr in das Fahrwasser der beiden Vorgängeralben. Hier stampfend (wie auch im weiteren Verlauf auf Dimanche au Bord du Gouffre), dann wieder stürmisch vorpreschend (Salaud d´Pauvre, L´Europe des 27) oder rockig-melodisch (Le Jour se lèvera, Ce que tu donnes), allesamt amtlich groovend und mit guter bluesig inspirierter Gitarrenarbeit veredelt.
Dazwischen Songs wie Les Vagins impatients (sic! ^^) oder Petite Elle, die mit ihren verspielt-balladesken Arrangemants eher an Bernies Soloausflüge erinnern, aber dennoch alles andere darstellen als die bei derartigen Ausflügen in noch nicht allzu ferner Vergangenheit praktizierte "Katzenmusik" – gerade hier kommt auch der auf diesem Album doch etwas wohldosierter eingesetzte Backgroundgesang der Mädels teilweise erst so richtig gut zur Geltung!
Einziger Kritikpunkt ist denn auch, daß bei dem ein oder anderen Song eine etwas "metallischere" Legierung noch einmal ein kleines Zeichen für die alten Fans hätte setzen können – eine Klangfarbe, die dem Album alles in allem ein wenig abgeht…
Aber dies käme Gejammere auf höchstem Niveau gleich! Nicht umsonst läßt es sich Bernie im abschließenden Ma Vie nicht nehmen, einen kleinen Tango-Rhythmus à la AC/DCs Big Balls einzubringen, worauf sich auch Nono und der Rest der Band vortrefflich einlassen können: Ungeachtet aller Streitig- und Streitbarkeiten beenden TRUST das Album mit einem herrlich entspannt-ironischen Augenzwinkern wie man es wohl nur in der Gewißheit, ein würdiges Alterswerk abgeliefert zu haben, zustande bringen kann.
-Klaus -
10/22