Interview mit Monika Edvardsen
Einleitung (Mai 2003): Das nachfolgende Interview mit Atrox einschließlich der beiden vorangehenden Absätze stammt bereits aus dem September/Oktober 2000. Es war damals online auf der Giants Lore-Website (R.I.P.) nachzulesen. In gedruckter Form erschien er in Ausgabe Nr. 5 des Polarlicht, von der noch einige Exemplare bei Claudia Striewe erhältlich sein dürften. Auszüge aus dem Interview waren auch auf der eben genannten Website zu finden. (Ob sie es jetzt noch sind, weiß ich nicht.) Einige Interviewfragen hatte damals Beate (vom Giants Lore) beigesteuert, was auch ohne weiteres an den Namen zu erkennen ist. Bedauerlicherweise ist es mir bislang nicht wieder gelungen, ein weiteres Interview mit Monika zu führen, dabei hätte ich eine ganze Reihe Fragen gehabt. Nun ja, es klappt eben nicht immer alles so, wie man es sich wünscht. So, nun geht´s aber los:
Die norwegische Band Atrox hat mit ihrem Album "Contentum" mit Sicherheit eines der ungewöhnlichsten und originellsten Alben, die jemals im Metalbereich erschienen sind, veröffentlicht. Entscheidenden Anteil hieran hatte gewiß die Sängerin Monika Edvardsen, die sich im nachfolgenden Interview als eine äußerst sympathische und liebenswürdige Person herausstellte, die viel zu erzählen hat und im Hinblick auf ihre Offenheit und Ehrlichkeit einer Tori Amos in nichts nachstehen dürfte.
Bevor es gleich losgeht, sei nur noch folgendes angemerkt: Falls sich jemand beim Lesen des Interviews fragen sollte, wieso bei einigen interessanten Punkten nicht weiter nachgehakt worden ist, so liegt dies schlicht und ergreifend daran, daß das Interview schriftlich geführt worden ist und man bei der Erstellung des "Fragebogens" nicht vorhersehen kann, was die/der Befragte denn nun antworten wird. (Dieses Interview muß aber ja nicht das letzte gewesen sein.)
Burkhard: Wie hat deine musikalische Karriere angefangen? War deine Entscheidung, Sängerin/Musikerin zu werden, auf irgendeine Weise durch deine Erziehung beeinfllußt? Sind deine Eltern (von Beruf) Musiker? Oder hat deine Schwester Ann-Mari dich irgendwie beeinflußt?
Monika:
Ich habe die Jungs von Atrox zum ersten Mal bei einem Auftritt von The 3rd
And The Mortal getroffen, bei dem ich als Gastsängerin mitgewirkt habe.
Sie hatte also etwas damit zu tun, aber nun, was soll ich sagen? Es ist
nicht so, wie wenn man sich eine Berufskarriere aussucht; es ist mehr so,
wenn du wirklich Musik liebst und das Talent hast, dann benutzt du es, und
wenn du die Chance bekommst, in eine Band einzusteigen, dann machst du es
einfach! Ich habe vorher (seit ich 16 war) Gitarre (klassische) gespielt,
aber mein Problem war, daß meine Fingernägel immer brachen (du
brauchst Fingernägel, um einen guten Sound zu bekommen) und daß
ich Privatunterricht einfach nicht ausstehen kann. Ich habe nichtsdestotrotz
weiterhin gespielt und versucht, Musik für Gitarre zu schreiben, aber
ich war nie zufrieden mit irgendetwas von dem, was ich gemacht habe, und
ich fand heraus, daß ich mich besser mit meiner Stimme ausdrücken
konnte. Die Welt ist sowieso voller Gitarrenspieler, hehehe! Nun, tatsächlich
haben wir bei Atrox auch Musik verwendet, die ich auf der Gitarre gespielt
habe, es war somit also doch nicht nutzlos...
Was meine Erziehung betrifft: Nein, meine Eltern sind keine Berufsmusiker,
d. h. mein Vater hat ein Album mit seinen eigenen Songs veröffentlicht
und er hat auch viel gesungen und gespielt, aber ich bin nie von meinen Eltern
gedrängt worden zu spielen oder zu singen. Wir sind vier Kinder in unserer
Familie und wir hatten alle großes Interesse an Musik, aber uns war
nicht erlaubt, nicht-christliche Musik zu hören, somit hatten wir ein
großes Problem! Immerhin brachte uns meine Mutter dazu, klassische Musik
zu hören, und ich liebe immer noch die Musik, die sie mir damals vorgespielt
hat.
Burkhard: Haben deine Eltern/Freunde/Verwandten deinen Entschluß, Sängerin einer Heavy Metal-Band zu werden, unterstützt? Oder haben sie gesagt: "Mädchen, warum lernst du nicht einen ordentlichen Beruf?"
Monika: Meine Eltern leben 1000 km entfernt, und ich denke nicht, daß sie wissen, daß ich bei der Band eingestiegen bin. Sie haben keine der Veröffentlichungen von Atrox gehört, aber ich habe ihnen ein Demo von einigen Songs, aus denen dann "Contentum" wurde, vorgespielt, und sie haben mich überrascht, indem sie über "Unsummoned" sagten: "Das ist wirklich schön und melodiös!" Natürlich gefiel ihnen nicht der hardcoremäßige Gesang, der hier und dort auf diesem Demo erscheint, aber sie waren demgegenüber, daß ich bei Atrox singe, nicht negativ eingestellt. Obwohl sie es SEHR viel lieber sähen, wenn ich härter an meiner Ausbildung arbeiten würde als mit der Band...Andere Leute finden es in der Regel cool!
Burkhard: Mit welcher Art von Musik bist du aufgewachsen?
Monika: Mit der christlichen Musik, die mein Vater mochte und selbst gespielt hat, "teenage Christian music", Klassik und dann alles, was wir uns im Geheimen anhören konnten: Popmusik im Radio. Ich habe angefangen, mir selbst Platten zu kaufen, als ich mich für "Soft Metal"-Bands zu interessieren begann, wie Europe (haha!), Poison (doppeltes haha!), und ich liebe wirklich Yngwie Malmsteen, Dokken und Tesla! Aber es war sehr schwierig, die "Metal Welt" zu erforschen, denn als mein Vater meine Platten fand, verbrannte er sie, es führte also hauptsächlich zu einer Verschwendung von Geld.
Burkhard: Hast du in irgendwelchen anderen Bands gesungen, bevor du bei Atrox eingestiegen bist, oder waren Atrox deine erste "richtige" Band?
Monika: Ja, Atrox waren meine erste richtige Band. Wie ich bereits erwähnte, habe ich als Gastsängerin bei einem Konzert von The 3rd And The Mortal mitgewirkt und ich habe auch auf "Eat The Distance" auf ihrem dritten Album gesungen. Ich habe auch bei zwei Proben mit einer namenlosen Band gesungen, aber sie meinten, ich wäre zu schüchtern, um auf die Bühne zu steigen, und ich paßte nicht zu ihnen, es hatte also keinen Bestand. Ich habe diese Typen später nie wieder gesehen, und ich schätze, die Band hatte auch keinen Bestand. Jedenfalls war ich aber glücklich, daß ich bei dieser Band nicht eingestiegen bin, und die Jungs von Atrox zu treffen war in gewisser Weise, als ob man nach Hause kommt...
Burkhard: Auf dem ersten Atrox-Album "Mesmerised" gab es auch einen Sänger. Ich habe mir das Album nicht gekauft, da ich einfach diese "Beauty and The Beast"-Konstellationen nicht mag. Die männlichen "Biester" auf diesen Alben kreischen und grunzen normalerweise nur. Abgesehen von der Tatsache, daß ich generell kein großer Fan von extremem (männlichen) Gekreische und Gegrunze bin, finde ich, das es nicht zur Musik auf diesen Alben paßt. Ich meine, sich ein Album wie "Tears Laid In Earth" oder "Painting On Glass" mit männlichem Gekreische und Gegrunze vorzustellen, ist ein schrecklicher Gedanke! Da ich das erste Atrox-Album bislang nicht gehört habe, hätte ich gerne gewußt, was deine Funktion auf diesem Album war? Warst du in irgendeiner Weise am Songwriting-Prozeß beteiligt? Oder war deine Rolle darauf beschränkt, etwas gesangliche und optische "Verzierung" hinzuzufügen?
Monika: Keineswegs! Haha! Alle Songs (außer dem Gesang natürlich)
auf "Mesmerised" waren geschrieben, bevor ich bei der Band eingestiegen
bin. Die Jungs wollten einfach einen Sänger; der frühere Atrox-Sänger
Gersa konnte nicht singen, nur knurren, also stieg ich ein... Natürlich
fühlte ich mich, als ob ich nur ein Teil dieser Welle mit dem "Beauty
& Beast"-Effekt wäre, aber ich wollte es mal versuchen, denn
ich glaubte wirklich, ich könnte auch etwas Besonderes hinzufügen.
Nach einer Weile merkte ich, daß ich, wie sehr ich mich auch bemühe,
meinen eigenen originellen Sound zu schaffen, immer nur als Effekt oder Gewürz
erscheinen werde, solange ich mit einem "Beast" zusammen singe.
Diese Konstellation ist so konventionell geworden und innerhalb derselben
wird man immer erwarten, daß ich schön singe und sooo feminin bin
und all diese langweiligen Dinge. Ich meine, dieser Kontrast ist so stark,
daß er alle anderen Kontraste in der Musik verdeckt, und ein "Beast"
zu verwenden, ruiniert Musik mit so vielen subtilen Kontrasten.
Ich muß sagen, daß "extremer" männlicher Gesang
einfach nicht mehr extrem ist; er ist einfach konventionell und ich nehme
ihn kaum noch war. Es ist, als wenn du einen Staubsauger anstellst; zunächst
ist es ein extremer Sound beim Anhören, aber nach einer Weile gewöhnst
du dich so daran, daß du es nicht hörst und es mag sogar einen
einschläfernden Effekt haben... Wir hatten eine Art Hardcore-Gesang bei
vielen der "Contentum"-Songs in der Demo-Fassung, und ich habe sie
anfangs einfach nicht bemerkt, aber nach einer Weile begann ich, wirklich
darüber nachzudenken, und dann hatte ich das Gefühl, daß sie
die Songs ruinierten. Wir sind jetzt alle glücklich, wie das Album nun
geworden ist, Gesang und alles.
Immerhin mag ich immer noch Bands mit Death Metal-Gesang, und ich denke, der
Gesang von Aaron (My Dying Bride) hat immer noch eine starke Wirkung – er
hat eine sonderbare, sehr emotionale Schärfe, sowohl was seinen normalen
als auch was seinen Death Metal-Gesang betrifft.
Burkhard: Was ist nach der Veröffentlichung von "Mesmerised" passiert?
Monika: Nicht viel...Wir waren beim berüchtigten Label Head Not Found
unter der ebenso berüchtigten Muttergesellschaft Voices of Wonder, und
sie unternehmen nicht viel, um ihre Veröffentlichungen zu promoten. Als
wir sie kritisierten, sagten sie, daß wir uns auch selbst promoten müßten,
aber wie? Sie haben noch nicht mal Flyer gedruckt oder Promo-CDs gepreßt.
Also dachte ich daran, das Album auf Kassetten zu überspielen und zu
verteilen, aber ich konnte es mir einfach nicht leisten! Also war das einzige,
was ich machen konnte, Briefe an Magazine zu schreiben und sie zu bitten,
mir Leerkassetten für eine Aufnahme unseres Albums zuzuschicken – that
was fucking embarrassing!
Nun, wir schrieben neue Songs und vereinbarten mit Head Not Found, unser zweites
Album aufzunehmen. Wir buchten das Studio, aber Voices of Wonder schickten
nie Geld, um es zu bezahlen! Wir riefen an und erfuhren, daß Head Not
Found vergessen hatten, sie davon in Kenntnis zu setzen, also mußten
wir den Studiotermin abblasen. Wir baten sie, unseren Vertrag zu beenden,
und sie stimmten zu. Und so nahmen wir Demos auf und wurden von einem neuen
Label, Season of Mist, unter Vertrag genommen. Drei Monate vor den Aufnahmen
zu "Contentum" verließen drei Mitglieder die Band, und wir
fanden einen neuen Drummer, Tor Arne.
Burkhard: Obwohl ich das Album "Mesmerised" nicht gehört habe, denke ich, daß es ein weiser Entschluß war, dir den ganzen Gesang auf "Contentum" zu überlassen. Mit deiner Stimme gelingt es dir, ein so weites Spektrum an Gefühlen und Stimmungen abzudecken, daß nicht der geringste Bedarf nach einem weiteren "Sänger" besteht. Metaphorisch ausgedrückt klingt es manchmal so, als würdest du übermütige Gesangsakrobatik auf einem Draht hoch in der Luft vollführen (aber du fällst nie runter). In meinen Ohren klingst du wie eine Mischung aus Kate Bush in ihren frühen Tagen (vor allem diese herrlichen Schreie), Ofra Haza (wegen des leicht orientalischen Touchs einiger Gesangsmelodien) und Nina Hagen (wegen eines gewissen exzentrischen Touchs). Wie würdest du deine Stimme beschreiben?
Monika: Oh, das ist verdammt schwer! Mir kommt es manchmal so vor, als ob
ich auf eine Art keine Stimme habe! Ja, es klingt lächerlich, aber ich
kann einfach meine eigene Stimme nicht fassen; ich kann einfach keinen wirklichen
Eindruck von ihr bekommen! Es ist dasselbe, wie ich mich im Hinblick auf meine
äußere Erscheinung fühle; manchmal bin ich wirklich überrascht,
daß Leute in der Lage sind, mich zu erkennen, denn ich fühle mich,
als ob meine äußere Erscheinung keinen bestimmten Charakter hat!
Nun, mir gefällt der Ausdruck Gesangsakrobatik, und ich habe zuvor selbst
daran gedacht, aber ich bin zu bescheiden, um ihn selbst zu benutzen, hehehe!
Aber, ja, ich betrachte es als Akrobatik! Ich habe auch schon gesagt, daß
meine Stimme voller Turbulenzen ist (wie ein Flugzeug), aber ich denke, das
ist größtenteils auf zitternde Nervosität im Studio zurückzuführen,
haha!
Viele Leute sagen, ich klinge recht stark nach Kate Bush...Auf der Demo-Version
von "Sultry Air" wollte ich eine Katze (!) imitieren und als ich
es mir hinterher anhörte, hörte ich, daß es genau wie Kate
Bush klang! Ich bekam später eine neue Idee und änderte es, und
ich war überrascht, als die Leute immer noch sagten, meine Stimme erinnere
an Kate Bush. Aber nachdem ich "Contentum" häufiger angehört
habe, glaube ich, daß ich verstehe, was du meinst! Es ist nicht so,
daß ich es für negativ halte, wenn ich wie sie klinge (oder andere
gute Sängerinnen), aber meine Gefühle wollen es nicht so recht akzeptieren,
denn in erster Linie möchte ich einfach nach mir selbst klingen. Ich
vermute also, daß mein Unterbewußtsein mich dazu bringt, die Passagen
zu ändern, wo ich denke, daß ich wie jemand anderes klinge!
Beate: Es gab einige Kritiker, die deine Stimme mit Kate Bush verglichen haben (wie "Kate Bush on drugs"). Ein charmanter Vergleich. Hast du irgendein Lieblingsalbum von Kate Bush? Und welchen von Kates Songs würdest du gerne covern?
Monika: Ich finde nicht, daß Kate Bush gecovert werden sollte...Zumindest nicht von jemandem, der mit ihr verglichen wird! Ich habe eine wirklich glattpolierte Power Metal-Band mit "Squeezed-Balls"-Gesang gehört, die "Wuthering Heigths" gecovert hat, und es klang einfach lächerlich und peinlich. Vielleicht sollte es lächerlich klingen, ich weiß es nicht – es brachte mich zum Lachen während des ganzen Songs. Ich habe auch eine norwegische Band namens Velvet Belly mit einer laaaaaaangweiligen und kraftlosen Version von "The Man With The Child In His Eyes" gehört. Ich denke, Kate Bushs Persönlichkeit ist so wichtig in ihren Songs, daß es falsch ist, sie zu covern! Aber nun, OK, vielleicht würde ich mich für "Sat In Your Lap" entscheiden, um es mit cooleren Synthesizer-Sounds zu hören! Und natürlich weil es ein faszinierender und cooler Song ist. Mein Lieblingsalbum ist "Hounds Of Love", insbesondere der "Ninth Wave"-Teil.
Burkhard: Du hast eine sehr kräftige Stimme und mein Eindruck ist, daß du sie wirklich zu handhaben verstehst. Selbst in den Passagen, wo du etwas "verrückt" klingst, singst du nie falsch, soweit ich das beurteilen kann. Hattest/hast du professionellen Gesangsunterricht oder hast du dir alles selbst beigebracht?
Monika: Danke für die Komplimente. Ich habe ein paar Gesangsstunden gehabt, aber ich habe nicht viel gelernt; ich fühle mich wirklich sehr unwohl mit Privatunterricht, so daß ich mich in dieser Situation nicht konzentrieren oder irgendwas vorführen kann. Also unterrichte ich mich selbst, indem ich experimentiere und zuhöre und mitsinge bei den Aufnahmen verschiedener großartiger Sängerinnen. Die Techniken vieler arabischer, indischer und osteuropäischer Sängerinnen sind sehr interessant und auch gut für die Stimme. Ich höre mir gute Sängerinnen an, um gute Gesangstechniken aufzuschnappen, und ich höre mir auch an, was schlechte Sängerinnen machen, um herauszufinden, was ich nicht tun sollte. Ich analysiere also und mache Notizen und experimentiere und stelle Hypothesen auf über die verschiedenen Techniken, indem ich sie miteinander und mit schlechten Techniken vergleiche. Ich versuche und es mißlingt, und ich versuche es erneut und stelle neue Hypothesen auf, und meine Überlegungen werden bestätigt, wenn es mir gelingt, das zu machen, was ich will. Und dann versuche ich, daraus mein eigenes Ding zu machen; ich habe nicht wirklich die Techniken gelernt, ich verwende nur meine eigenen Interpretationen davon.
Burkhard: Dein Gesang auf "Contentum" klingt sehr originell (andere mögen sagen "verrückt"), möglicherweise zu originell für viele Leute. Hat deine Plattenfirma jemals versucht, sich einzumischen und dich in eine "kommerziellere" Richtung zu drängen? Wie ist es mit den anderen Bandmitgliedern? Haben sie dir jemals gesagt: "Hey, Monika, übertreib es nicht!" oder kannst du dich auf ihre volle Unterstützung verlassen, was immer du tust?
Monika: Ich kann mich auf sie verlassen! Und wenn ich etwas machen würde, was ihnen nicht gefällt, würde ich es überdenken und etwas anderes machen. Die Sache ist die, daß die anderen Jungs die verrückten Dinge wirklich mögen, es ist also immer cool gewesen! Oder, nun, es ist vorgekommen, daß jemand gesagt hat: "Das ist so krank, vielleicht zu krank", aber das Line-up hat sich danach geändert, und die augenblicklichen Mitglieder denken oft, daß die verrücktesten Dinge die coolsten sind! Was die Plattenfirma angeht, nun, das ist eine andere Geschichte...Nun, niemand kann mich zwingen, mich zu ändern, aber der SoM-Boss hat mir mehrmals gesagt, daß wir groß würden, wenn ich nur anfangen würde, "normal" zu singen, und daß es mein Fehler ist, wenn sich das Album nicht verkauft. Für einige Zeit fürchtete ich wirklich, es würde ihm gelingen, die anderen Bandmitglieder gegen mich aufzuwiegeln, aber wir haben über diese Dinge gesprochen und sie wollen auch nicht, daß ich mich ändere. Wir machen nicht Musik, um kommerziellen Erfolg zu haben; es sind die Gefühle in der Musik, die zählen. Ich habe einfach kein Interesse daran, "normal" zu singen! Wenn ich das bei Atrox tun müßte, würde ich es nicht ertragen. Allein der Gedanke daran weckt in mir den Wunsch, mir die Lungen aus dem Leib zu schreien, hahaha!
Burkhard: Auch wenn die Musik auf "Contentum" nicht so originell/"verrückt" wie dein Gesang klingen mag, denke ich auch nicht, daß sie leicht zugänglich ist. Als ich mir das Album die ersten Male angehört habe, fand ich es schwierig, mich für die gesamte Spielzeit von 65 Minuten auf die Musik zu konzentrieren, vor allem, wenn ich es über Kopfhörer gehört habe, - es scheint, das Wort "Refrain" existiert für dich nicht. Aber nun, da ich es ungefähr zwanzigmal gehört habe, ist mein Eindruck, daß mir das Album umso besser gefällt, je häufiger ich es höre. Wie sind die Reaktionen von Presse und Fans bislang ausgefallen?
Monika: Es hat viele sehr, sehr positive Reaktionen gegeben, und einige sehr
schlechte – wie wir erwartet haben! Wir hätten wahrscheinlich mehr Zuhörer
mit einem stärkeren "Easy-listening"-Stil, aber ich denke,
die Leute, die es mögen, wie es ist, mögen es vor allem, weil
es so eigentümlich ist, und ich denke, es ist besser, daß ein
paar Leute es wirklich lieben, als wenn viele Leute es nur mögen. Ich
denke, es kann einige Zeit dauern, bevor die Leute sich an die sonderbarsten
Seiten gewöhnen, wie du es gerade sagst, aber die Zeit, die du damit
verbringst, lohnt sich, hehehe!
Die Sache, eine Strophe-Refrain-Struktur in einem Song zu verwenden...Nun,
einige meiner Lieblingssongs haben diese Struktur, aber ich bin nicht besonders
scharf darauf, sie selber zu verwenden. Es ist so einfach, bloß einen
eingängigen Refrain zu schreiben, und dann nur eine langweilige Strophe
hinzuzufügen; sie zielt nicht darauf, Aufmerksamkeit zu erzeugen, nur
die Refrains zählen...ich mag diese Art des Musikmachens nicht.
"Contentum" soll nicht leicht zugänglich zu sein; es ist viel
besser, wenn die Musik die Leute dazu bringt, ihre gemischten Gefühle
wahrzunehmen und daher darüber nachzudenken. Ich habe auch beabsichtigt,
daß auch die Leute, die die Musik wirklich lieben, sie hier und da etwas
hassen, und somit riskiert, daß Leute beschließen, sie stattdessen
nur zu hassen, aber ich denke, das ist es wert!
Burkhard: Die Musik auf "Contentum" ist definitiv Metal, obwohl sie Lichtjahre entfernt ist von dem, was bestimmte Leute "True Metal" nennen. Wolltest du immer in einer Metalband singen? Oder könntest du dir auch vorstellen, etwas völlig anderes zu machen?
Monika: Ich habe wirklich nie davon geträumt! Ich wollte Gitarre in
einer Band spielen und ich wollte Musik machen, aber ich wollte nicht singen,
bevor ich entdeckt habe, daß Sounds, die ich früher nur aus Spaß
gemacht habe und um zu ärgern, tatsächlich cool UND schön waren!
Ich dachte, ich würde Malerin werden, aber ich habe es mir anders überlegt.
In einer Metalband zu sein wird nie etwas werden, womit ich meinen Lebensunterhalt
bestreiten kann, und jetzt bin ich eine Studentin, wenngleich eine miserable,
die meiste Zeit mit Musik verbringend! Aber ich weiß nicht, was ich
in der Zukunft machen werde...außer, daß ich weiterhin Musik machen
werde.
Was Metal/True Metal betrifft: Einige Leute sagen, wir seien keine Metalband,
denn in unserer Musik passiert soviel anderes, aber uns ist das egal! Metal
ist so voller Klischees und schlechten Geschmacks und muß erneuert werden...Nun,
ich erwarte nicht, daß viele Bands in unsere Fußstapfen treten
werden (tatsächlich hoffe ich es nicht!), aber ich bin wenigstens sehr
glücklich, Teil einer so originellen Band zu sein.
Beate: Was bedeutet der Albumtitel "Contentum"? Und was bedeutet dieser Ausdruck für dich persönlich?
Monika: "Contentum" ist ein lateinisches Wort und bedeutet soviel wie eine Sammlung verschiedener Dinge, Teile und Stücke. Es verweist auf den verschiedenartigen Charakter unserer Musik und darauf, daß sie einen durchlaufenden roten Faden hat, der alles zusammenhält.
Burkhard: Da du die Sängerin und das einzige weibliche Bandmitglied von Atrox bist, wird sich das Interesse der (Musik-) Presse und Fans wahrscheinlich auf dich konzentrieren. Wie gehen die anderen (männlichen) Bandmitglieder damit um? Spürst du irgendeine Art von Neid?
Monika: Neid...? Nein. Die Rezensionen konzentrieren sich oft sehr stark auf mich, weil ich die ungewöhnlichsten Dinge mache, was bedeutet, daß ich das meiste vom Lob abbekomme, aber ich bekomme auch das meiste von der Scheiße ab, so daß ich nicht in einer Position bin, die irgendjemand beneiden sollte! Und falls du meinst, daß die meisten Interviews von mir beantwortet werden, so liegt das einfach daran, daß ich die schriftlichen Interviews besser beantworte als die anderen. Rune und Eivind (die Gitarristen) machen die Telefoninterviews. Die Fragen sind immer in einer Weise geschrieben, die nicht direkt an mich gerichtet ist, wie "Ist eure Sängerin bla bla". Ich denke, die meisten Magazine erwarten nicht, daß ich – ein Mädchen (!) – die Fragen beantworte. Ich meine, die meisten der wenigen Mädchen in Metalbands sind nur dazu da, der Musik einen Touch Erotik und "Schönheit" zu verleihen. Sie scheinen von keinerlei Bedeutung zu sein, wenn es darum geht, die Musik zu schreiben, oder überhaupt irgendeine Bedeutung zu haben. Da dies so üblich ist, ist es nicht wirklich so verwunderlich, wenn die Leute von mir erwarten, daß ich ebenfalls so bin...Ich mag es nicht, aber gut, ich lasse es für mich kein großes Problem sein, ich ziehe also einfach weiterhin mein Ding durch, und wenn Leute es nicht verstehen, dann ist es ihr Problem...
Beate: Du hast mir eine deutsche Rezension geschickt, in der Atrox als Band und insbesondere du als Sängerin sehr hart und in einer sehr unfairen Art und Weise kritisiert worden bist. Z.B. forderte der Typ, der die Rezension geschrieben hat, daß man dich einsperren und in Ketten legen und deine Zunge rausschneiden sollte. Ich muß gestehen, daß ich sehr empört wäre, wenn jemand sowas über mich schreiben würde (selbst wenn MEIN Gesang eine derartige Behandlung rechtfertigen würde!). Wie gehst du mit einer solchen Art von destruktiver Kritik um? Demotiviert sie dich auf irgendeine Weise? Oder läßt du einfach nicht zu, daß dich solche Kritiker verletzen?
Monika: Ich muß es ausblenden, andernfalls könnte ich nicht fortfahren, das zu tun, was ich tun will, und das wäre weitaus schlimmer! Bislang habe ich vier negative Rezensionen (und viele sehr positive) gesehen, und es hat den Anschein, daß diejenigen, die diese Rezensionen geschrieben haben, sehr durch meine Art zu singen provoziert wurden, und daß sie deshalb berechtigt sind, mich zu beschimpfen und ähnliches. Nun, eine Sache, die mir schon seit langem mißfallen hat, sind Musik-"Journalisten", die Magazine benutzen, um sich selbst als "Stars" erscheinen zu lassen, indem sie Bands/Künstler niedermachen und somit versuchen, sich über sie zu erheben. Ich muß daher sagen, daß ich mich mehr über eine Rezension aufgereget habe, in der wir 4 von 6 Punkten bekamen und der Typ, der das Album besprach, versuchte, uns dumme Ratschläge zu erteilen, was wir an unserer Musik ändern sollten, um sie besser an seinen Geschmack anzupassen. Mir ist es tatsächlich lieber, wenn (scheinbar) dumme Leute unsere Musik hassen, hahaha! Mit der ersten schlechten Rezension bin ich sehr schlecht fertiggeworden, da mich der Typ als "Cunt" und "Bitch" bezeichnet hat, aber später habe ich über die Kritiker gelacht. Außer wenn ich niedergeschlagen bin. Ich denke auch, daß es mich unterbewußt trifft. Manchmal, wenn ich wirklich singen will, stoppt mich etwas und ich werde ängstlich und fühle mich schuldig, meine Stimme zu benutzen. Somit habe ich in letzter Zeit wenig geübt, aber nun, da ich mir bewußter bin, mache ich mehr, um mich selbst zum Singen zu ermuntern, trotz derjenigen, die meinen Gesang hassen. Ich muß manchmal einfach nur mein Singen in ein "Fuck you" an all die, die es nicht mögen, verwandeln... Aber das ist auch nicht gut, denn dann werden sie mich beeinflussen, und ich ende schließlich mit einer Art "Meta-Gesang", d.h.: Gesang über Gesang. Ich muß also mein Bestes versuchen, um es alles auszublenden.
Burkhard: Einige der Texte (vor allem "Lizard Dance" und "Letters To Earth") machen ebenso wie das Albumcover, welches du selbst gemalt hast (und welches mir sehr gefällt!), einen etwas surrealistischen Eindruck auf mich. Ist dahinter eine tiefere Bedeutung versteckt, die zu erfassen mir bislang nicht gelungen ist?
Monika: Meine Texte und Bilder können immer in zwei Gruppen eingeteilt
werden; in einer davon versuche ich die Welt so zu beschreiben, wie ich sie
begreife, und die andere ist hauptsächlich eskapistisch... "Lizard
Dance" fällt in beide Kategorien – ich versuche eine Szenerie darzustellen,
die ich sehr gerne vor meinen Augen sehen würde (tanzende Eidechsen,
die ihre Haut und ihren Schwanz abwerfen, sprechen und singen etc. – ich war
äußerst erstaunt, als mir diese Vorstellung kam) und gleichzeitig
beschreibt es einige Charaktere, die ich wirklich nicht mag, gierig, arrogant
und hinterhältig. Es vermittelt auch diese gemischten Gefühle, die
ich so interessant finde; ich liebe diese Eidechsen wegen ihrer äußeren
Erscheinung, aber ich mag ihre Arroganz nicht. Du kannst es damit vergleichen,
daß du Leute attraktiv findest, aber am Ende stellst du fest, daß
du nur von ihrer äußeren Erscheinung geblendet worden bist.
"Letters To Earth" ist eskapistisch; ich mache mir oft Sorgen, daß
die Zeit dahinfliegt und daß es so viele Dinge gibt, für die ich
keine Zeit habe, soviel Kreativität, die zu nutzen ich nicht die Zeit
habe. Also dachte ich mir "Was, wann die Zeit nicht existierte?"
und natürlich weiß ich, daß das Konzept von Zeit von Menschen
konstruiert ist, und so führte es zu einigen surrealistischen Gedanken,
die ich sehr faszinierend fand.
Ich sage, es ist eskapistisch, aber es dient auch dazu, Stimmungen und gemischte
Gefühle zu vermitteln, die, so denke ich, sehr fruchtbar sein können
für die Inspiration, dafür, neugierig zu werden und neue Fragen
zu stellen, und für die Erweiterung des Geistes – um einen Kick zu kriegen!
Burkhard: Gibt es irgendwelche Verbindungen zwischen dem Albumcover und den Texten? In "Lizard Dance" läßt du eine Eidechse sagen: "And now give me my swim mask I want to explore this kettle!" und auf dem Albumcover ist – unter anderem – eine Eidechse (wenn auch nicht mit einer Tauchermaske, sondern mit einer Art Narrenkappe), die gerade dem Kessel darunter entkommen zu sein scheint. In "What Crawls Underneath" gibt es eine Zeile "The acrobat performs in his invisible-suit" und auf dem Albumcover befindet sich auch ein Akrobat (aber er ist sichtbar). Sind diese beiden Verbindungen reiner Zufall?
Monika: Nein, sie waren beabsichtigt. Ich hatte zunächst ein abstrakteres
Cover (es zeigte einige dreidimensionale Formen, aber du hättest nicht
erkannt, was es darstellt) für das Album gemacht, aber es wurde vom Label
zurückgewiesen, weil "sich abstrakte Cover nicht verkaufen".
Auf diesem Cover verwendete ich ein Thema, auf das ich immer wieder zurückkomme;
der Ausdruck von etwas, das tot ist, jedoch lebendig, oder lebendig, jedoch
tot. Ich hatte andere Gemälde mit diesem Thema, die ebenfalls auf dem
Cover erscheinen sollten, aber unser Label hat es verbockt!
Ohnehin mußte ich ein neues Cover machen, das identifizierbare Dinge
zeigte, so daß ich beschloß, die Visionen, die ich durch meine
Texte bekomme, zu malen, aber mit einigen neuen Wendungen. Der Akrobat hat
den Körper einer Puppe und den Kopf einer Figur, die mich verwirrt und
die zu einem ständig wiederkehrenden Element in meinen Zeichnungen geworden
ist. Sie deutet auch auf den Akrobat in "What Crawls..." hin, aber
ich konnte keine unsichtbare Figur malen (natürlich, hehe), so daß
dies die Lösung war.
Beate: Das schöne Cover, das du gezeichnet hast, hat mich dazu veranlaßt, eine Promo-Copy eures Albums auf einer Plattenbörse zu kaufen. Das war der Wag, wie ich Atrox entdeckt habe! Ich liebe einfach den Stil deiner Zeichnung. Zeichnest oder malst du oft? Oder hast du schon irgendwelche anderen Cover entworfen?
Monika: Nun, ich habe die Cover für alle drei unserer Veröffentlichungen
entworfen, und ich werde das auch weiterhin tun. Ich habe auch das Cover für
das Album einer anderen Band entworfen, aber das Label hat es mit einem extrem
schlechten Scanning ruiniert, so daß ich nicht sagen möchte, welches
es ist – ich möchte nicht die Schuld für ihre schlechte Arbeit zugewiesen
bekommen! Ich habe auch ein Ornament für The 3rd And The Mortals
"Nightswan" und ein Foto für "In This Room" gemacht.
Ich male oder zeichne nicht mehr sehr oft, da ich jetzt sowohl die Musik als
auch die Texte habe, durch die ich mich ausdrücke. Ich habe 3 Jahre lang
Zeichen- und Malunterricht genommen (auf der Oberschule), aber die Lehrer
waren so schlecht, so daß ich das meiste von dem, was ich kann, mir
selbst beigebracht habe.
Beate: Wie würdest du die allgemeine Bedeutung des Covers erklären. Ich entdecke Feen, Marienkäfer, Spielzeuge, ein Seepferdchen, eine Pferde-Schnecke, eine Puppe. Ist es nur eine Phantasie, der Traum eines kleinen Mädchens? Oder Vision?
Monika: Ja, das Cover basiert auf Visionen; meinen Texten und Dingen, die ich faszinierend und ausdrucksvoll finde. Menschen- und Tiergesichter und -körper sind sehr ausdrucksvoll; das Seepferdchen sieht schüchtern, traurig und schön aus, das Schnecken-Pferd ist sowohl feurig als auch dumm, die Eidechse schaut anklagend und als ob sie sich nicht recht wohlfühlt mit dem Hut, den ich ihr aufgesetzt habe. Die Eule ist neugierig und wachsam, die Puppe wirkt fremd und unheimlich und der Akrobat ist arrogant. Die restlichen Figuren wirken, als ob sie tot sind, in tiefen Gedanken oder schlafend. Das ganze Bild soll gemischte Gefühle vermitteln und dazu dienen, sich selbst damit zu identifizieren. Es soll auch dazu dienen, der gewöhnlichen Welt zu entfliehen, und etwas Inspiration vermitteln, wenn du schließlich zur Welt zurückkehrst.
Beate: Welche Bedeutung hat die dünne männliche Figur in der Mitte des Covers?
Monika: Er ist das wichtigste Tot-und-lebendig-Element auf dem Bild. Er sitzt gewissermaßen auf einem Thron und er ist wie die Sonne (sein Haar ist ein bißchen wie kalte Sonnestrahlen), aber er ist sehr passiv. Er ist wie ein König, der widerwillig regiert; die Macht bedeutet ihm nichts. Er sitzt einfach da, denkend und, ohne es zu wissen, posierend! Er hält gewissermaßen daß ganze Bild zusammen, ohne wirklich mit den anderen Elementen verbunden zu sein. Die Oktopusarme, die seine Leiter bilden...Arme und Hände können die Fähigkeit symbolisieren, Dinge zu erledigen, er hat also die Möglichkeit, Dinge zu tun, wenn er es möchte. Hmmm, es ist schwer, diese Dinge in Worte zu fassen, aber für mich ist dieses Bild der perfekte Ausdruck für all meine Akte der Kreativität.
Burkhard: Der Anfang von "Lizard Dance" vermittelt eine Art von Rummelplatzatmosphäre, so wie sie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein mag. Handelt es sich um ein Sample von einem alten Film? (Es erinnert mich auch ein (ganz) kleines bißchen an "Coffee Homeground" von Kate Bush.)
Monika: Bei den Streichern handelt es sich um ein Sample (wir wissen nicht, woher es stammt), und Rune hat die Orgel, Drums und Stimme hinzugefügt – sie IST hochgestimmt, hehehe! Wir hatten den Song bereits fertig und dann kam Rune mit diesem Intro/Outro an, und es bringt die Stimmung des Textes wirklich noch besser zur Geltung – ich liebe es! Und ja, es hat etwas von derselben Atmosphäre wie "Coffee Homeground"! Ich mag diese Art von Stimmung wirklich sehr, aber leider ist es ein Trend im Gothic/Black Metal geworden, horrorfilmartige Themen zu verwenden, so daß wir damit in Zukunft vorsichtig sein werden und sichergehen, daß wir es auf unsere eigene besondere Art machen.
Burkhard: Vor einiger Zeit las ich von einem Project namens Tactile Gemma, an dem du und deine Schwester Ann-Mari beteiligt sind. Was kannst du mir zu diesem Project sagen? Wessen Idee war es? Welche Art von Musik können wir erwarten? Und was bedeutet "Tactile Gemma"?
Monika:
Gemma – eine Knospe, etwas das wachsen wird. Tactile – es ist fähig,
körperlich zu fühlen. Wir haben allerdings erwogen, es nur Tactile
zu nennen, wir werden sehen.
Die Musik ist eine Art Electronica; sie basiert auf Samples, Synthesizer,
etwas Gitarre und zwei Sängerinnen. Einige Leute finden die Musik sehr
merkwürdig, aber sie ist oft zugleich eingängig.
Die Idee ist schon lange Zeit dagewesen, aber wir haben erst damit zu arbeiten
begonnen, als Ann-Mari The 3rd And The Mortal verlassen hat. Rune
und ich hatten Musik, die nicht zu Atrox paßte, und Ann-Mari und ich
sprachen oft darüber, daß wir wieder zusammen singen sollten, und
so fanden wir das Medium, das wir brauchten, in Tactile Gemma. Wir unterzeichneten
einen Vertrag mit Seasons of Mist im letzten Jahr, aber wir arbeiten immer
noch an unserem Album... Es braucht einige Zeit.
Burkhard: Wenn du live spielst, versuchst du dann, dich so nah wie möglich an die Studioversionen eurer Songs zu halten oder improvisierst du viel? Ich meine, besonders was deinen Gesang angeht, könnte ich mir vorstellen, daß du deinen Gefühlen einfach freien Lauf läßt und dich nicht sklavisch an die Gesangslinien auf dem Album hältst, oder?
Monika: Hmmm, nicht sklavisch, nein, aber ich improvisiere live nicht viel,
da ich oft Synthesizer spiele, während ich singe, und mich auf vieles
konzentrieren muß; die wechselnden Gesangstechniken, die Texte, das
Synthesizerspielen, die Synthesizersounds wechseln, zusammen mit den anderen
Instrumenten spielen, mit dem Lampenfieber fertigwerden und irgendwie Kontakt
mit dem Publikum zu haben. Auch habe ich bereits mit meinen Gesangslinien
soviel experimentiert, es immer und immer wieder getan, bis ich die endgültigen
Melodien finde; Melodien, die perfekt passen, wie ich finde, so daß
ich nicht unbedingt das Bedürfnis habe, etwas zu ändern. Es erfordert
auch sehr viel Arbeit, diese oft sehr schwierigen Gesangslinien zu proben,
so daß es für mich unmöglich wäre, mit neuen Gesangslinien,
die gut genug sind, auf der Bühne anzukommen, während ich nervös
und gestreßt bin.
Aber wir haben mit dem jetzigen Line-up erst viermal live gespielt, so daß
wir, wenn wir mehr Erfahrung sammeln und möglicherweise einen Sessionmusiker
für den Synthesizer finden, vielleicht mehr improvisieren. Aber dann
stellt sich wieder die Frage: Wird das Publikum in der Lage sein, damit klarzukommen?
Normalerweise finden es die Leute sehr schwierig, sich mit unserer Musik anzufreunden,
wenn sie die Albumversionen nicht zuvor gehört haben, so daß es
kein großer Erfolg werden dürfte, umzuarrangieren oder über
den Songs zu improvisieren (wir werden sie definitiv nicht vereinfachen, wenn
wir es machen!), zumindest nicht bei dem Publikum, das wir jetzt haben.
Beate: Ich habe festgestellt, daß du neben dem Gesang auch Keyboards spielst (habe ein Foto auf eurer Website gesehen). Machst du die ganze Keyboard-Arbeit für Atrox, oder nur einen Teil davon?
Monika: Ich mache alles, bei Proben, im Studio und auf der Bühne, so daß es eine Menge gibt, worauf ich mich konzentrieren muß. Ich muß Gesangslinien ausarbeiten, passend zu den Synthesizerlinien und umgekehrt, und das kann mich auch auf Ideen bringen, auf die ich nicht kommen würde, wenn ich nur eines von beiden machen würde. Ich versuche zu vermeiden, bei 50% der Songs Synthesizer zu spielen, erstens, weil ich nicht einen Synthesizer das ganze Album hindurch hören will, und zweitens, um mich 100%ig auf meinen Gesang konzentrieren zu können. Es ist auch für die Live-Situation besser, wenn ich nicht die ganze Zeit, während ich singe, auf den Synthesizer runterschauen muß.
Burkhard: Mein Eindruck ist, daß du eine Frau mit einer sehr starken Persönlichkeit bist, in dem Sinn, daß du diejenige bist, die entscheidet, wie deine Musik und dein Gesang klingen, und nicht die Plattenfirma, ein Manager oder jemand anderes. Gibt es irgendwelche Vorbilder, die dich beeinflußt haben?
Monika: Hmmm, bis zu einem gewissen Grad ja. Aber das Wichtigste für mich ist, daß ich alles, was die anderen Jungs der Band und ich machen, als richtig empfinde, als perfekt auf meinen eigenen Geschmack zugeschnitten. Als die Plattenfirma von mir verlangte, "normal" zu singen, habe ich nein gesagt, aber eines der Ex-Mitglieder bat mich, es wenigstens zu versuchen. Also tat ich es; bei einer Probe vereinfachte ich die Melodien und wiederholte sie, anstatt neue Melodien zu entwickeln. Es hörte sich an wie Anneke von The Gathering oder sowas, und ich konnte es nicht ertragen; es war so langweilig und ich bekam überhaupt kein Gefühl für die Musik und den Text. Ich fühlte mich wie eine Gefangene und es machte mich äußerst agressiv und destruktiv, beinahe gewalttätig – ich wollte mir die Lungen aus dem Leib schreien. Das Letzte, was ich tun wollte, ist, die Band zu verlassen, aber es ist mir unmöglich, mich mit dieser Art zu singen abzufinden, ohne Gefühle, ich muß also mir selbst treu bleiben. Es kann manchmal verdammt beängstigend sein, aber es ist ermutigend, andere Sängerinnen/Musikerinnen zu hören, die ihren eigenen Weg scheinbar ohne jeden Zweifel gehen. Da ich Dawn Crosby (RIP) auf "Within The Veil" gehört habe und gesehen habe, wieviel es mir bedeutet, daß sie ihre Gefühle so ehrlich und aufrichtig ausbreitet, verschwinden meine Ängste, mein eigenes, sehr emotionales "Ding" durchzuziehen.
Burkhard: Woher bekommst du die Inspiration, wenn du singst, Texte und Musik schreibst oder malst? Nimmst du Drogen? Oder ist Musik deine (einzige) Droge?
Monika: Jawoll, Musik ist und wird immer meine einzige Droge sein. OK, ich
trinke auf Parties, aber das ist alles. Ich würde nicht berauscht werden
wollen, wenn ich mit kreativen Dingen beschäftigt bin – es würde
mir nicht richtig erscheinen. Ich bin auch nie "stoned" gewesen
– warum sollte ich? Ich rauche keine normalen Zigaretten, habe es auch nie
probiert, als ich ein Kind war – ich dachte: "Warum sollte ich?"
Ich möchte mir dessen, was in meinem Geist geschieht, so bewußt
wie möglich sein, und ich weiß, daß Drogen und Alkohol mir
nicht aus irgendwelchen Problemen helfen (nur mehr Probleme schaffen). Ich
denke und tue stattdessen kreative Dinge, soviel von meiner Kreativität
hat seinen Ursprung in Problemen und schwierigen Fragen. Die Musik und alles
wird dann daran arbeiten, zu trösten und Lösungen zu finden, hoffentlich
ebenfalls für andere neben mir.
Burkhard: Frauen wie Kate Bush, Tori Amos, Kari Bremnes und Mari Boine, um nur einige zu nennen, haben bewiesen, daß eine Frau (kommerziellen) Erfolg haben kann, indem sie einfach sie selbst ist und nicht, was andere (der Manager oder die Plattenfirma) von ihr erwarten mögen. Während der letzten Jahre scheint die Zahl der sogenannten weiblichen Singer/Songwriter drastisch gestiegen zu sein. Gleichwohl scheint es, daß Heavy Metal immer noch so männerdominiert ist, wie es vor 10 oder 20 Jahren der Fall war. Ich meine, es hat einige "female-fronted" Bands gegeben, aber die meisten davon haben es nicht weit gebracht. Wenn du einen Blick auf die Kategorie Speed/Thrash Metal wirfst, sieht es noch schlimmer aus: Es gab Nicole Lee (Znowhite), Sabina Classen (Temple Of The Absurd, Ex- Holy Moses) und – definitiv die charismatischste/faszinierendste Metalsängerin – Dawn Crosby (Fear Of God, Ex-Détente), die sich beklagenswerterweise zu Tode gesoffen hat. Und wenn du nach sogenannten "all-girl" Metalbands suchst, kannst du sie an einer Hand abzählen: Girlschool, Rock Goddess, Vixen (alle drei eher Hard Rock als Metal), Meanstreak und Phantom Blue. (Übrigens, soweit ich weiß, sind drei ehemalige Mitglieder von Meanstreak mit Mitgliedern von Dream Theater verheiratet.) Können Frauen nicht Heavy Metal spielen oder wird es ihnen nicht erlaubt?
Monika: Der Hauptgrund für diese Situation ist nach meiner Meinung,
daß nur sehr wenig Frauen auf Metal stehen und daß man von ihnen
nicht erwartet oder "für möglich hält", sich aktiv
an der Metal-Szene zu beteiligen. Ich meine, wenn die Mädchen selbst
lernen zu spielen, können die männlichen Rocker die Mädchen
nicht mehr beeindrucken! Somit ist es vielleicht diese Angst, welche das Vorurteil
erzeugt, welches du häufig bei männlichen Rockern antriffst: Wie
oft habe ich nicht schon einen Jungen sagen gehört, daß Mädchen,
die Drums spielen, widerlich sind! Ich wollte Gitarre spielen und ich habe
einige Jahre klassische Gitarre gespielt. Ich wollte auch elektrische Gitarre
spielen, aber ich hatte nicht die Selbstachtung, es zu versuchen, aus dem
einfachen Grund, daß man es von Mädchen nicht erwartet, daß
sie Metal spielen oder sogar mögen. Es scheint, daß viele der "Metal-Frauen"
mehr an Jungs mit langen Haaren interessiert sind als an der Musik, die diese
spielen, und daß sich wahrscheinlich die Metal Dudes recht sicher fühlen;
es ermöglicht ihnen, diese "Groupies" ohne großen Aufwand
zu bumsen.
Aber gut, nun bin ich selbst voreingenommen...Aber wie könnte ich es
nicht sein? Ich sehe es die ganze Zeit; man erwartet von mir, meine Kleider
von mir zu werfen wie "all die anderen Mädchen" in der Metal
Szene, vielleicht besonders, da ich die üblichen Girlie-Dinge (Gesang
& Synthesizer) mache. In dieser Position werde ich selbst bei Mädchen
auf Vorurteile stoßen; die Mädchen, die "typische Männer-Instrumente"
spielen, werden auf mich herabschauen, weil ich nur die "typischen Frauen-Instrumente"
spiele. Nun, ich denke, die ganze Sache ist so verdammt bescheuert. Es macht
mich wahnsinnig – blabla...boys Vs girls, dogs Vs cats, blue Vs red/pink,
guitars Vs pianos...können die Leute nicht einfach aufhören, so
verdammt voreingenommen zu sein???
Burkhard: Bekommst du mehr Reaktionen von männlichen oder weiblichen Fans? Gibt es irgendwelche Unterschiede, wie sie auf deinen Gesang, deine Musik oder deine Texte reagieren?
Monika: Hmmm, wir bekommen nicht viel Fanpost, aber mir ist aufgefallen, daß es recht viele Mädchen waren, die die Interviews gemacht haben. Ich weiß nicht, ob das bedeutet, daß es jetzt mehr Mädchen in der Metal-Szene gibt, oder ob wir besonders die wenigen Mädchen in der Szene ansprechen. Vielleicht beides. Ich schätze, es ist cool für andere Mädchen, eine Frau in einer Metalband zu sehen, die sehr aktiv ist und nicht nur eine Verzierung, um die Plattenverkäufe anzukurbeln. Nun, auch Jungen denken, daß dies ein positiver Aspekt ist...Und generell kann ich nicht sagen, daß ich einen Unterschied festgestellt habe, wie die Mädchen und die Jungen auf die Musik reagieren. Aber ich habe etwas Witziges festgestellt, wie das Publikum bei unserer Release-Party vor der Bühne verteilt war: All die Metal-Girls standen vor Rune, dem großen und dunklen Kerl, die Metal-Dudes und die Non-Metal-Girls standen vor mir, und die "Party-on-Dudes" (oder wie auch immer, hehehe) machten Headbanging vor den anderen Jungs, hehehe! Ich denke nicht, daß es rein zufällig war...
Burkhard: In einigen deutschen Heavy Metal-Magazinen findet man eine Menge Interviews mit norwegischen Black Metal-Bands – manchmal könnte man glatt den Eindruck bekommen, daß die Hälfte der norwegischen Bevölkerung aus Black Metal-Musikern besteht! – und viele der Interviewten reden davon, wie sehr sie Christen/das Christentum (oder Religion im allgemeinen) hassen, und einige sprechen sogar von einem "Krieg gegen das Christentum". Hast du irgendeine Ahnung, wo dieser extreme Haß herkommen könnte? Spielt die christliche Religion in Norwegen eine so bedeutende Rolle, daß sie vielleicht ein leichtes Ziel für junge Leute ist, die das Bedürfnis haben, gegen ihre Eltern/die Gesellschaft zu rebellieren, oder die öffentliche Aufmerksamkeit erregen wollen? Was mich betrifft, so mag ich definitiv keinerlei Art von (religiösem) Fundamentalismus/Fanatismus, denn Fundamentalismus/Fanatismus zielt immer darauf, Barrieren zu errichten in dem Sinn: "Wenn du nicht für uns bist, bist du gegen uns." Es ist wie: "Wir haben Recht, du hast Unrecht. Wir sind die Erwählten, die im Besitz der endgültigen Wahrheit sind." Aber mein Eindruck ist, daß diejenigen Leute, die sagen, daß sie das Christentum oder Religion im allgemeinen hassen, nicht in der Lage sind, zu differenzieren zwischen Fundamentalismus/Fanatismus und Religion. Nach meiner Meinung ist Religion nicht von Natur aus fundamentalistisch, aber innerhalb fundamentalistischer Strömungen kann sie leicht als Mittel mißbraucht werden, um Menschen zu manipulieren. Nicht Religion ist das Problem, sondern diejenigen Leute, die sie mißbrauchen, um ihre eigenen Zwecke zu verfolgen. Diejenigen, die Haß gegen das Christentum/Religion im allgemeinen predigen, sind nicht besser als irgendwelche (anderen) religiösen oder politischen Fanatiker/Fundamentalisten. (Konstruktive) Kritik ist OK, aber einfach nur Haß und Intoleranz zu säen, macht jede Diskussion unmöglich und ist gewiß kein Zeichen geistiger Reife. Ich denke, (religiöse) Fundamentalisten/Fanatiker jeder Art sollten zusammen eingesperrt werden, so daß sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen können, wie es ihnen beliebt, während die anderen Menschen in Frieden leben können.
Monika:
Ähemmm, du bist hier wohl selbst ein bißchen extrem, eh heh heh!
Nun, ich denke nicht, daß dieser Haß wirklich irgendwas mit
dem Christentum zu tun hat, und ich weiß offen gesagt nicht, ob diese
Religion eine bedeutendere Rolle spielt als in anderen Ländern. Ich
glaube, daß die meisten Menschen einen gewissen Grad an Haß
in sich tragen und daß dieser oft von traumatischen Erfahrungen in
der Kindheit und/oder im späteren Leben stammt. Die Kirche hat ihre
Position im Laufe der Geschichte mißbraucht, so daß es leicht
ist, sie zum Sündenbock für alle Übel zu machen. Aber dieser
sogenannte Krieg gegen das Christentum ergibt für mich keinen Sinn.
Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, "im Namen Gottes" schlecht
behandelt zu werden, aber ich weiß, daß dies tatsächlich
nicht viel mit der christlichen Religion zu tun hat. Es hat mit der menschlichen
Natur zu tun, und wenn ich das nicht verstehen würde, würde ich,
so denke ich, jetzt wohl in ernsthaften Schwierigkeiten stecken.
Menschen brauchen einfach etwas, dem sie für alles die Schuld geben
können und woraus sie ihre Selbstachtung schöpfen. Gestern sah
ich eine Demonstration von einigen Kids, die ein Punkfestival besuchten.
Das Motto war "autofreie Stadt", und ja, warum nicht? Aber ich
hatte den Eindruck, daß diese Kids nur demonstrierten, um zu demonstrieren.
Sie liefen auf der Mitte der Straße, so daß die Autos nicht
vorbeikamen, und es hat wahrscheinlich Spaß gemacht und ihnen das
Gefühl gegeben, wichtig zu sein und wirklich zusammenzuhalten. Ich
glaube, jeder von ihnen hätte an einem Marsch für so gut wie alles
(politisch Korrekte) teilgenommen, wenn "alle anderen" es getan
hätten – einfach nur, um cool zu erscheinen. Und ich denke, dieser
"Krieg gegen das Christentum" ist nichts weiter als diese kleine
Demonstration.
Burkhard: Und nun zu etwas völlig anderem und Oberflächlicherem: Was sind deine Hobbies? (Abgesehen vom Musikmachen und Malen?)
Monika: Nun, es sind nur die anderen damit verbundenen Dinge, wie fotografiern und Cartoons zeichnen. Auch das mache ich nicht mehr oft. Ich schwimme gern; ich bin eine regelmäßige Schwimmerin, hehe! Und ich fahre gerne raus zum Sightseeing mit meinem Fahrrad. Manchmal nähe ich Kleider. Ich sammle nichts, außer daß ich oft Spielzeugtiere kaufe, und ich muß gestehen, daß ich damit auch spiele, hehehe!
Burkhard: Welches sind deine Lieblingsplatten/-bands/-künstler?
Monika: Ich habe hauptsächlich Lieblingssongs, nicht komplette Alben...Led Zeppelin: "Tea For One" ist DER Lieblingssong aller Zeiten! Auch "Achilles´ Last Stand", "Dancing Days", "No Quarter" und viele andere Led Zeppelin-Stücke. Savage Roses selbstbetiteltes Album ist eine Lieblingsplatte. Fear Of God: "Within The Veil", Carcass: "Heartwork", My Dying Bride: "Turn Loose The Swans", Voivod: "Phobos", King Crimson: "In The Court Of The Crimson King". David Sylvain: "Gone To Earth". Und von Ethno-Musik: Natacha Atlas, Sussan Deihim, Sheila Chandra, Ensemble Sharakan (die Musik ist stellenweise so schön, daß ich es fast nicht ertrage, sie anzuhören!) und der einzige Song, den ich von Hamlet Gonashvili gehört habe. Auch liebe ich wirklich die Musik einiger zeitgenössischer Komponisten: Arvo Pärt, Henryck Gorecki und Gavin Bryars. Und Filmsoundtracks: Hellraiser, Exotica.
Burkhard: Gibt es irgendwelche neuen vielversprechenden Künstler in Norwegen/Skandinavien oder sonstwo, die du gerne den Leuten empfehlen möchtest, die nach (neuen) interessanten Bands/Künstlern suchen?
Monika: Anja Garbarek: "Balloon Mood" – fremdartige und coole elektronische
Musik
Red Harvest: "Col Dark Matter" – Industrial
Minstrel (immer noch eine Demo-Band)
Kane (Demo-Band, aber ich denke, sie werden bald unter Vertrag genommen. Mit
zwei Jungs von The 3rd And The Mortal)
Burkhard: Gibt es irgendwelche Pläne für eine Deutschland-Tour?
Monika: Noch nicht, zur Zeit müssen wir uns auf die Promotion für "Contentum" konzentrieren und an dem neuen Material arbeiten, das wir im Januar aufnehmen werden; aber ich hoffe, wir können eine größere Band finden, für die wir danach als Support spielen können.
Burkhard: Gibt es irgendeine Frage, die du immer schon beantworten wolltest, aber die dir nie gestellt worden ist?
Monika: Hmmm...nicht wirklich. Nun, es gibt Dinge, die ich die Leute gerne
wissen lassen möchte, aber ich weiß nicht, welches die Fragen wären...Das
Wichtigste daran, daß ich ein Teil dieser Band bin, ist für mich,
daß ich mich selbst ausdrücken kann, aber ich tue es nicht allein
aus egoistischen Gründen...Ich hoffe, daß die Erschaffung und Darbietung
so ehrlicher und emotionaler Musik eine Art Trost und "Freund" für
Menschen wie mich dort draußen sein kann. Ich weiß jetzt, daß
meine Texte rätselhafter und schwieriger zu verstehen sind, als ich es
zunächst dachte, aber ich hoffe und denke, daß meine jetzige Art
zu singen die Leute zum Nachdenken bringen kann...Nun, das könnte jetzt
bloßer anmaßender Bullshit oder Mutter-Theresa-Träumerei
von meiner Seite aus sein, aber dennoch...Es ist mir wichtig. Ich habe selber
diese Erfahrungen mit Musik gemacht, also warum nicht?
Musik kann ein Art von indirektem Heilungseffekt haben.
Burkhard: Gibt es irgendeine Frage, die du mir gerne stellen würdest?
Monika: Nun, laß uns auf diese "Beauty & Beast"-Sache zurückkommen...Was hältst du vom Effekt der "Biester" in Kate Bushs "Waking The Witch"? Es ist natürlich kein Death Metal-Gesang, aber es hat eine gewisse Ähnlichkeit zu dem genannten Effekt, und es ist ein verdammt cooles Element in diesem Song!
Burkhard: Da gebe ich dir Recht, aber wie du schon sagst, ist es kein Death Metal-Gesang, und es ist auch nur eine kurze Passage in einem Song. Würde dieser Gesang bei jedem Song auf "Hounds Of Love" auftauchen, würde ich ihn als äußerst störend empfinden und das Album – insbesondere die experimentelle Seite "The Ninth Wave" – würde sicher nicht zu meinen Lieblingsplatten gehören!
Beate: Was bedeutet euer Bandname "Atrox"? Etwas wie grausam, oder Grausamkeit?
Monika: Ja, das und mehr. Das englische Wort atrocious kommt vom lateinischen Wort atrox, und es bedeutet auch abscheulich, schrecklich, sowas in der Art. Ich schätze, der Name paßte besser zum alten Musikstil von Atrox als zum heutigen, aber das macht nichts!
Beate: Es scheint zumindest noch zwei weitere Bands namens Atrox zu geben. Kennst du ihre Musik? Hat es bisher Verwechslungen gegeben, z.B. beim Buchen von Konzerten oder sowas in der Art?
Monika: Nein. Aber eine Weile fragten uns Leute, ob wir auf einem Festival in Holland spielen würden, aber das waren Atrox aus Österreich. Ich denke, es handelt sich um ein Ambient/Industrial-Projekt. Dann gibt´s da noch eine Hardcore-Band in den USA und auch eine Art 80´s-Rock(?)-Band in Italien, die beide Atrox heißen. Ich habe bislang die Musik von keiner dieser Bands gehört; sie tauchen nur plötzlich im Internet auf, wenn ich nach Sachen über uns suche. Aber es hat nie irgendwelche Probleme oder gar Kontakte zwischen uns und irgendeiner der anderen Bands gegeben. Wir machen uns deswegen keine Sorgen.
Beate: Ich habe in Eurer Biografie gelesen, daß die Band bereits 1988 (sie hieß damals Suffocation) gegründet wurde. Viele Mitglieder kamen und gingen in diesen 12 Jahren und vieles muß in der Geschichte der Band passiert sein. Wann bist du bei der Band eingestiegen?
Monika: Ich habe die Jungs von Atrox erstmals Anfang ´96 getroffen, und ich habe die Proben nur gelegentlich besucht bis zum Sommer, als wir anfingen, für die Studioaufnahmen zu üben. Danach wurde ich ein regelmäßiges Mitglied zumindest bei den Proben, aber der alte Sänger wollte mich nicht ein Mitglied werden lassen, bevor der Session-Keyboarder die Band verließ und ich versprach und bewies, daß ich auch Synthesizer spielen würde – es waren einfach zuviele Bandmitglieder: 7! Lächerlich, oder? Somit wurde ich kein offizielles Bandmitglied vor Ende ´96, beinahe ein Jahr nach meiner ersten Probe mit der Band.
Beate: Darf ich fragen, wie alt du bist? Ich schätze 20-22???
Monika: Ich bin 25.
Beate: Dies ist meine Standardfrage, der niemand entgeht: Liest du gerne, und welche Art von Büchern magst du? Irgendwelche Lieblingsautoren?
Monika: Ich lese keine Romane mehr, denn wenn ich anfange zu lesen, kann ich das Buch nicht zur Seite legen, bevor ich es ausgelesen habe! Oder ich lese eine Seite und höre auf; es funktioniert einfach nicht! Aber ich lese gerne, und so lese ich stattdessen neben Schulbüchern Psychologiebücher, Gedichte und Kurzgeschichten. Ich mag Geistergeschichten (Lovecraft, Poe, Poppy Z Brite) und Kafkas Kurzgeschichten. Vor einem Jahr habe ich die Gedichte von Don Domanski entdeckt, und sie sind einfach brilliant; voll mit Tieren und seltsamen Kreaturen wie in meinen Texten! Ich liebe auch die wechselnden Stimmungen in diesen Gedichten, dies ist auch etwas, was ich gerne in meinen Texten und meiner Musik erzeuge.
Beate: Hast du den Film "Das fünfte Element" gesehen? Da gibt es eine Figur names "The Diva", ein sehr seltsames blaues weibliches Wesen, welches äußerst schön singt. Dein Gesang erinnerte mich etwas an diese wundervolle (natürlich am Computer geschaffene) Diva. Hast du den Film gesehen, z.B. die Szene, wo sie in einem Theater auftritt, und mochtest du ihn?
Monika: Ja, ich habe ihn gesehen und ich mochte ihn sehr! Es ist in der Tat ein spektakulärer Film – inspirierend! Beim ersten Teil des Auftritts von The Diva handelt es sich um ein Stück aus Donizettis Oper "Lucia d´Lammermoor" und ich habe es schon mit anderen großartigen Sängerinnen gehört, aber die Interpretation von The Diva ist einfach fantastisch; so gefühlvoll und so eine schöne Stimme!
Burkhard: Irgendwelche – berühmten – letzten Worte an die Leser dieses Interviews?
Monika: Oh, ähh...Ich habe alles gesagt, denke ich! Was soll ich sagen? Lest das Interview noch mal von Anfang an – jetzt! Hehe, war nur Spaß! Besucht unsere Homepage und checkt meine Artikel, indem ihr mein Foto auf der Seite mit dem Line-up anklickt. Und schreibt mir, wenn ihr wollt! Grüße von ATROX...
Burkhard: Danke dafür, daß du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Ich wünsche Dir viel Glück für Deine Zukunft!
Beate: Dem schließe ich mich an! Alles Gute, Monika – und vielen, vielen Dank, das war klasse.
Interview: - Burkhard & Beate - 10/00
Layout: Martin 07/03
Zu den Besprechungen von "Contentum" und "Terrestrials"