Filesharing – eine moralische oder ökonomische Debatte?

Heute Abend sah ich mir den durchaus launigen aber erwartungsgemäß relativ fruchtlosen argumentativen Schlagabtausch zwischen Sascha Lobo und Marcel Weiß auf der „all2gethernow“ an (im Publikum erkannte ich noch die scheinbar omnipräsenten Michael „mspro“ Seemann und Stefan Herwig).

Hier der Mitschnitt:

Die beiden Lager spalteten sich sauber in ökonomische und moralische Standpunkte und redeten inhaltlich munter an einander vorbei. Das Video provozierte allerdings bei mir persönlich einige reflektive Gedanken und plötzlich stand dieser Artikel als eigener Beitrag im diskursiven Raum und wollte raus. Nun denn. Schauen wir zuerst einmal auf die ökononische Seite: Seit dem digitalisierbare Informationen sich von ihren bisherigen Trägermedien emanzipiert haben und mittels nahezu unbegrenzter Kopier- und Verteilungsmöglichkeit durch Computer und Internet ein flüchtiges und allgegenwärtiges Dasein erlangten, ist es mit der Musik-Datei als knappem monetarisierbarem Gut so ziemlich vorbei. Das ist eine ökonomische Tatsache. Sobald die Marginal- oder Grenzkosten für ein weiteres Exemplar gegen Null tendieren, wird sich auch der am Markt erzielbare Preis in diese Richtung orientieren. Wenn es dann zusätzlich zur Situation eines sogenannten „perfekten Marktes“ kommt, in welchem vollkommene bzw. keine Konkurrenz herrscht, dann wäre, wenn ich das selbst richtig verstanden habe, alles frei für jeden Teilnehmer verfügbar. Dem nach wären beispielsweise Peer-To-Peer-Tauschbörsen im Internet ein solcher Markt für digitale Güter. Die bisherigen Gatekeeper und Ermöglicher von Information, wie etwa die Plattenfirmen, Vertrieb und Einzelhandel bei Musik, haben endgültig und unwiderruflich ihre monopolistische Stellung eingebüßt. Wenn ein Marktteilnehmer seine Musik weiterhin verkaufen möchte, sie also zu einem kostenpflichtigen knappen Gut machen und nicht umsonst anbieten möchte, wird dies in einem perfekten Markt mit absoluter Sicherheit jemand anderes an seiner Stelle tun und damit sein Geschäftsmodell torpedieren. Während dieser Dritte möglicherweise sogar noch sein eigenes darauf aufbaut. Oder es sind bei Künstlern in der Regel die eigenen Fans, die für effektive Verbreitung sorgen. Der Schöpfer oder Verwertungsrechteinhaber wird die Kontrolle über das Werk verlieren – dies ist bei Grenzkosten (Preis für die Erstellung einer weiteren Einheit) die gegen Null tendieren unvermeidlich. Um dies verhindern zu wollen, müßte man wohl eine technische Überwachungsinfrastruktur implementieren, die mit einem freien Internet unvereinbar ist. Der entstehende Schaden für die gesamte Gesellschaft wäre immens. Aber man konkuriert als Musiker nicht nur mir seinen eigenen Schöpfungen gegen den perfekten Markt, sondern auch gegen eine Million andere Musiker und deren Produkte. Worum? Um die Aufmerksamkeit der Konsumenten. Auch dies ist ein knappes Gut und hat damit einen wirtschaftlichen Wert. Viele Musiker werden die Vorteile der ungehinderten Distribution zu nutzen wissen, um für sich die größtmögliche Popularität, Reichweite, Bekanntheit, Öffentlichkeit zu generieren. Das erreicht, finden sich durchaus existente Möglichkeiten der Monetarisierung. Nichts ist für einen Künstler gefährlicher als Anonymität. Zeitungen sind im Internet in den letzten Dutzend Jahren mit Bezahlschranken, sogenannten Paywalls, immer wieder gescheitert. Letztes prominentes Beispiel war die London Times. Sofern man nicht ganz besonderen, begehrten Inhalt bietet, schießt man sich damit nur selbst ins Knie und schneidet sich vom allgemeinen Diskurs ab, verliert dramatisch an Reichweite, Einfluß und Relevanz. Bei den bisherigen und zukünftigen Werbekunden dürfte dies wenig Anklang finden. Das hat überhaupt nichts mit irgend einer ominösen Gratiskultur zu tun, denn Zeitungen wurden auch in ihrer gedruckten Version stets deutlich unter Wert verkauft und der größte Teil des Umsatzes mit Werbeeinnahmen erzielt – also mit der potentiellen Aufmerksamkeit der Leser. Wie sonst könnten sich etwa banale Gratis-Zeitungen finanzieren, die einem am Wochenende lästigerweise den Postkasten verstopfen. Qualitätsjournalismus im Internet zu vermarkten ist schwierig, da er durch die Fragmentierung von den lohnenden Teilen der Zeitung abgekoppelt ist und Werbung sich im Netz viel breiter streut als auf den relativ wenigen Plattformen im Zeitalter des gedruckten Wortes. Aber es scheint zu funktionieren; „Zeit-Online“ soll da, habe ich gehört, ein gutes Beispiel sein. Und, um mal eine weitere von der digitalen Revolution betroffene Branche zu nennen: die Einnahmen der Filmindustrie scheinen trotz Tauschbörsen und illegalen Streaming-Plattformen wie Kino.to nach wie vor mehr als ordentlich, was man so hört. Wenn „Avatar“ kürzlich der umsatzstärkste Film aller Zeiten war (Mehrwert u.a. durch 3D im Kino) oder man aktuell schlanke 30 Millionen Dollar für die Mitwirkung von Johnny Depp im vierten Teil von „Fluch der Karibik“ in die Hand nehmen kann, dann scheint wohl noch mehr als genug Bimbes im System zu sein. Was soll also das Gejammer? Ich nehme an dieser Stelle Hollywood mal vereinfachend und verallgemeinernd als Indikator für die gesamte Filmwirtschaft. Jedenfalls existieren Studien, die eindeutig belegen, daß es der Musikbranche heute als Ganzes besser geht als je zuvor; daß mehr Menschen musikalisch kreativ sind und auch damit Geld verdienen können, als je zuvor. Persönlich war ich in den letzten Jahren auf einigen Konzerten von Bands, von deren Existenz ich vor meinem Anschluß ans World Wide Web niemals, und sei es auch nur deren Namen, gehört hätte. Live-Auftritte gehörten schon seit jeher zu den ergiebigsten Einnahmequellen von Musikschaffenden. Die prosperierende Kreativität des musikalischen Bereichs kann ich aus eigener Anschauung vollauf bestätigen. Es existiert heute da draußen viel, viel, viel, viel, viel mehr neue, qualitativ gute Musik (und in einer nie gekannten Differenziertheit), als man im Verlauf eines Menschenlebens überhaupt angemessen würdigen könnte. Alleine aus dem kleinen Island kommen unzählige faszinierende Bands und Künstler, da scheint nahezu jeder der 300000 Einwohner ein Musiker zu sein – und mindestens ein Drittel davon Platten aufzunehmen. =) Mal hier schauen… Tipps aus Musik-Foren oder -Blogs, Magazinen wie The Silent Ballet oder den Progarchives, Streams von Plattformen wie Grooveshark, Hypemachine oder allen voran Last.fm geben einen guten Eindruck davon, was dort draußen alles gedeiht. Egal in welchem Genre. Die Produktionskosten sind in den letzten zehn Jahren dermaßen dramatisch gesunken, daß jeder mit halbwegs ordentlichem Equipment in seinem Schlafzimmer richtig tolle Musik zu produzieren vermag. Hier ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis: Claro De Luna, das Projekt eines sympathischen Kerls namens Jose aus Costa Rica. Es dürfte klar ersichtlich sein, alleine aufgrund der schieren Masse an Musikern heutzutage, daß nur ein geringer Teil davon von seiner Kunst einigermaßen komfortabel sein Auskommen bestreiten kann. Aber es sind mehr als je zuvor in der Geschichte. Ganz egal jedoch wie gut die Musik sein mag die man macht, es kann kein Anspruch davon abgeleitet werden dafür bezahlt oder auch nur gehört zu werden. Punkt. Wenn also viele ökonomisch und in ihrer Teilhabe besser gestellt sind als zuvor – wo liegt dann das Problem?

Kommen wir zur moralischen Perspektive: Sascha Lobo vertritt im eingangs erwähnten und verlinkten Gespräch die Auffassung, daß ein Musiker für seine Musik auch Entlohnung, und zwar präziser: direkte Entlohnung erfahren können müsse. Daß er kontrollieren können müsse, wie und für welchen Preis seine Musikdateien den Nutzer finden. Das ist ein frommer Wunsch, aber wie sich das halt mit solchen verhält, hat er wenig mit der Realität zu tun. Wir können es als Gesellschaft einfach nicht zulassen, daß Irgendwer oder Irgendetwas kontrolliert, wie sich Informationen im Web verteilen. Keine Einzelperson oder Institution sollte überwachen dürfen, wer wem was mitteilt oder zukommen läßt. Mehr dazu hier. Außerdem begünstigen, wie bereits erwähnt, die technischen und ökonomischen Rahmenbedingungen im Web, daß beliebte Datenpakete hier so allgegenwärtig wie Atemluft sind und sich preislich dem entsprechend orientieren. Aus dem Blickwinkel des Musikers könnte das Treiben in Tauschbörsen durchaus unmoralische Züge annehmen. Wie aber beantwortet sich die Frage nach der Moral denn eigentlich vom Besitzer seiner Musikdatei? Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir sind kommunikativ. Kommunikation ist ein grundlegender Akt des Teilens, des Austauschs. Wir teilen gerne schöne oder wichtige Dinge mit einander. Wir haben altruistische Neigungen und wollen, daß es auch anderen besser geht. Sind die anderen um mich herum gut informiert, ausgestattet, befähigt, gesund, glücklich und zufrieden, dann befördert dies den Fortbestand der Gruppe wie auch meinen eigenen. Wenn ich nun eine gute Idee habe, dann möchte ich diese anderen vermitteln. Ich erkläre sie jemandem und erstelle damit gewissermaßen eine Kopie meiner Idee in seinem Bewußtsein. Wissen hat sich vermehrt, niemand erleidet einen Verlust. Wir haben dann beide dieselbe Idee und können sie unabhängig von einander nutzen. Wenn ich nun ein schönes Stück Musik habe, könnte ich es mit anderen genauso einfach teilen wie oben genannte Idee – und damit ebenso das Dasein anderer Menschen bereichern. In diesem Fall ihre kulturellen Möglichkeiten erweitern. Ohne eigene Kosten oder Mühen. Wäre es nicht das eigentlich Verwerfliche, wenn jetzt jemand daher käme, und sei es der Ersteller des ursprünglichen Originals, und mir diesen selbstlosen Akt der Großzügigkeit, der Vermittlung, der Beschenkung, der Mitteilung, der Vermehrung von Schönheit, von Erlebensraum und Kultur, wenn jetzt also jemand daher käme, und mir genau diesen zutiefst menschlichen Impuls VERBIETEN wollte? Teilen verbieten, ist DAS denn moralisch zu rechtfertigen? Wie man an den Handlungen eines guten Teils der Teilnehmer im Web ablesen kann, erscheint ihnen hier das geltende Urheberrecht als ethisch fragwürdig, als willkürlich gezogen, veraltet und dem gesellschaftlichen Willen nach nur lässig regulierter Teilhabe und Nutzung (fragt mal die ganzen Mash-Up Künstler) anpassungsbedürftig. „Creative Commons“-Lizensierung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Schritt in Richtung gemeinschaftlicher Kultur. In der „all2gethernow“-Diskussion saß im Publikum ein Musiker, der moralisch zu argumentieren versuchte, in dem er zur Verdeutlichung als erweiternde Analogie das – leider nach wie vor hypothetische – Kopieren von Stühlen und Kartoffeln in die Runde warf. Wenn nun jeder nach Belieben und eigenem Ermessen nicht nur digitale, sondern alle möglichen materiellen Dinge, ohne zusätzliche eigene Kosten und Mühen, kopieren und verteilen könnte? Ja, wo kämen wir denn da hin?!? In diesem Fall sollte doch jedem klar ersichtlich sein, daß der Schaden für die Wirtschaft enorm wäre! All die wegfallenden Arbeitsplätze! Anarchie!! Das müsste natürlich umgehend gesetzlich geregelt und eingedämmt werden! Hm… Für mich klingt das, ganz im Gegenteil, nach einer ziemlich erstrebenswerten Utopie. Es wäre moralisch zu verachten, dies zu unterbinden. Mein Nachbar hat nichts zum Essen auf dem Teller und muß auf dem nackten steinernen Boden sitzen? Na, dann kopiere ich ihm doch schnell mal einen Sack Kartoffeln und einen Stuhl! Und gleich noch ein Fahrrad dazu, damit er auch mal schneller als zu Fuß voran kommt. Kostet mich nur ein Lächeln. Und, um dieses lachhafte Argument noch zu bedienen: ihr glaubt also wirklich, niemand würde mehr einen Originalstuhl designen und zusammenflanschen, bloß weil anschließend jeder ungehindert eine Kopie davon anfertigen könnte? Schon klar. Überprüft mal euer Menschenbild. Dieser Jesus, beispielsweise, hatte also moralisch ebenfalls im höchsten Maße verwerflich gehandelt, als er Fische, Brot und Wein für 5000 Hungernde vermehrte (auf magische Weise, mit Marginal-, Grenzkosten von Null) und sie umsonst verteilte. Wie subversiv. Stellt euch vor, das hätte er jeden Tag so gemacht. Unbegrenzt. Gar sehr zum Mißfallen der lobbystarken ansässigen Fischer-, Bäcker- und Winzergenossenschaften. Er hätte ihr auf Knappheit der Produkte basierendes Geschäftsmodell nachhaltig gekillt. Allein das wäre Anlaß genug gewesen, mal eben ein paar Balken herzunehmen, um spontan jemanden ans Kreuz zu nageln … und sollte der gesetzliche Rahmen dies nicht hergeben, kümmert man sich halt zuerst darum, daß er es tut. Oder aber man könnte alternativ dazu versuchen, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen und den Kunden einen Mehrwert zu bieten. Lecker zubereitete gedünstete Fische beispielsweise, mit Kartöffelchen als Beilage, veredelt mit einer schmackhaften Soße. Serviert in gediegenem Ambiente, arrangiert als aus der profanen Alltäglichkeit enthobener Event. Für jene Menschen, die es sich leisten wollen und können. Das Besondere. Das Exklusive. Explosions In The Sky wäre ein postrockendes Beispiel einer Band, die es verstanden hat. Obwohl man deren 2011er Album schon vor und natürlich jederzeit auch nach Veröffentlichung an vielen Ecken des Netzes als MP3-Datei für lau sich unerlaubt aneignen konnte, dürften sie auf diesem vinylen Schmuckstück keinesfalls sitzen geblieben sein. Wahrscheinlich hat da eine Auflage nicht gereicht, um die Nachfrage zu decken. Und so mancher Dollar von loyalen Fans der Band dürfte den Besitzer gewechselt haben. Hey, ich sehe gerade, die haben noch weitere tolle Sachen im Angebot. Wo war denn gleich noch mal meine verflixte Kreditkarte ….. Hier noch ein besonders anschauliches Modell für die Einbindung von Fans und Schaffung von Mehrwert für Fans durch einen populären Künstler. Hier noch ein sehenswertes, informatives Dokument weiterer Musiker, die durch Selbstvermarktung sehr gut zurecht kommen. Müßte auf der all2gethernow 2010 gewesen sein. Betitelt „DIY Artist“ (u.a. mit Amanda Palmer):

Eine wirklich höchst interessante, aufschlußreiche Gesprächsrunde. Wenn ihr euch weiter gehend mit solchen und ähnlichen Themen auseinander setzen möchtet, kann ich euch nur http://www.techdirt.com/ http://www.neunetz.com/ http://neumusik.com/ ans Herz legen. Letztere beiden Blogs werden vom oben erwähnten Diskutanten Marcel Weiß geschrieben und enthalten in den entsprechenden Artikeln über die Gesamtsituation der Künstler und der allgemeinen Musikbranche auch die Verweise auf die von mir erwähnten Studien. Hab‘ mal, als besonderen Service für alle, die tatsächlich bis hierher durchgehalten haben, einen heraus gesucht:

http://www.neunetz.com/2010/09/14/studien-kuenstler-verdienen-im-filesharing-zeitalter-mehr-als-zuvor/

Ebenfalls ungemein interessant sind diese Artikel:
http://www.khznoise.com/karlheinz/content/why-musicians-and-labels-should-embrace-filesharing
http://www.demonbaby.com/blog/2007/10/when-pigs-fly-death-of-oink-birth-of.html

Wenn also die gesamte Gesellschaft durch eine Fülle an kulturellen Gütern und Teilhabe daran einen Wohlfahrtszuwachs erfährt, und auch die Kreativen ökonomisch profitieren können, warum, zur Hölle, sollte man diesen utopischen Zustand durch gesetzliche Restriktionen wieder künstlich beschneiden wollen? Nur, um die obsoleten Geschäftsmodelle einer kleinen, aber nach wie vor einflußreichen Klientel zu sichern? Jener Typen also, die sowohl die Künstler als auch die Kundschaft durch die Macht ihrer Monopolstellung Jahrzehnte lang abgezogen haben? Um’s abermals emphatisch zu wiederholen: wenn die Mehrheit der Menschen ökonomisch, moralisch und in ihrer Teilhabe besser gestellt sind als zuvor – wo liegt dann das Problem? Kopieren und Teilung ist das, was jede einzelne organische Zelle ständig tut. Es ist ein Grundmuster des Lebens. Teilen ist Offenheit, Grenzüberschreitung, Ausweitung, Vermehrung, Vervielfältigung, Grundlage der Fülle. Teilen ist eine Ausdrucksform von Lebendigkeit, von Liebe. Sharing Is Caring. Hätte es übrigens vor über 2000 Jahren schon ähnliche Verwertungsmomopolrechte heutiger Prägung gegeben, sähe die Überlieferung der bekannten, von mir oben beispielhaft verwendeten Szene aus der Bibel vielleicht so aus. Falls ich irgendwo Quark erzählt haben sollte oder ihr was ergänzen möchtet, dann fühlt euch eingeladen, wie es so die allgemeine Gepflogenheit ist, es mir in den Kommentaren um die Ohren zu hauen. =) Oh, und bitte fangt mir jetzt nicht noch mit der „Kulturflatrate“ an!! Warum dann nicht konsequenterweise gleich noch das „Leistungsschutzrecht“ für unsere deutschen Verleger oben drauf legen? Als ob wir wirklich neue, zusätzliche staatlich verordnete Zwangsabgaben benötigen würden … Auch zu diesem viel diskutierten Vorschlag konnte Marcel Weiß bereits einige gescheite, überzeugende Gedanken beisteuern. Ich möchte ihn jedoch mit den prägnanten Worten des Twitterers „fasel“ kommentieren: „Die Kulturflatrate löst ein Problem auf eine schlechte Weise, das es so gar nicht gibt.“ https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Vollkommener_Markt „Preisbildung auf dem vollkommenen Markt Auf einem vollkommenen Markt gibt es keine Arbitragemöglichkeiten, so dass Angebot und Nachfrage in einem gemeinsamen Punkt, dem Marktgleichgewicht, aufeinandertreffen. Der Gleichgewichtspreis entspricht den Grenzkosten. Die Anbieter auf dem vollkommenen Markt erzielen keine Gewinne. Es gibt nur einen Preis, zu dem die Nachfrage dem Angebot entspricht und der Markt geräumt wird. Anbieter können keinen höheren Preis als den Gleichgewichtspreis durchsetzen, weil sie aufgrund der Markttransparenz keine Abnehmer finden werden.“

DISCLAIMER: Der Autor hält sich vom vollkommenen Markt der P-2-P-Tauschbörsen fern und möchte mit diesem Artikel auch niemanden zur Benutzung animieren. =)

– Heiko –

3 Kommentare

  1. Hier noch ein paar nachträgliche Anmerkungen:

    * Auf die möglichen neuen Erlösmodelle von Musikern bin ich im Artikel nur unzureichend eingegangen, da dies erstens den Rahmen gesprengt hätte und zweitens der/die Interessierte auf Techdirt oder Neunetz bzw. Neumusik ausreichend Material dazu finden kann.

    * Nochmals kurz und knackig Mike Masnick: „The Economics of Abundance“

    * Hübsche Sammlung einer französischen Organisation, die sich für digitale Bürgerrechte einsetzt, von Studien über die ökonomische Auswirkung digitaler Piraterie. Besonders pikant fand ich die Studie der neu geschaffenen französischen Behörde HADOPI, die Nutzern das Tauschen auf P2P-Netzwerken, unter der maximalen Androhung der Sperrung des Zugangs zum Internet, verleiden soll. „HADOPI presented its own study showing that people who download the most are the cultural industries‘ best customers (see p. 45).“ Man versucht also jene mittles Strafverfolgung zu disziplinieren und zu anständigen Kunden der Kulturindustrie zu manchen, die dies längst und weit überdurchschnittlich sind. Herrlich, diese Ironie! Im Grunde hat man sich mit dieser Aussage selbst die Existenzberechtigung entzogen. Seemingly they’re just in it for the lulz … ! Aber zieht man daraus Konsequenzen und macht diese unsägliche Behörde wieder dicht? Nein, man macht unbeirrt weiter. Weil man es sozial nicht verantworten kann, das ganze angeheuerte Personal wieder freizusetzen? Weil man einmal gewonnene Machtbefugnisse nur äußerst ungern wieder aus der Hand gibt?

    * twitter.com/#!/Hotblack42/status/83195723922935808

    * Sehenswerter Film über die Auswirkung der Digitalen Revolution:

    * Prohibition die sich gegen die normative Kraft des Faktischen ausspricht und weitläufige gesellschaftliche Praktiken kriminalisiert, erzeugt zwangsläufig auch unerwünschte Nebenwirkungen, wie ein zügelloses Abmahnwesen bei P2P (und vielen weiteren urheberrechtsrelevanten Bereichen im Netz), unauthorisierte Märkte wie Streaming- und Dowloadplattformen und File-Hoster, deren Gewinne im Zwielicht der Illegalität gedeihen. Man denke analog etwa an den Dekaden andauernden „Krieg gegen die Drogen“. Irgendein Zeichen dafür, daß der jemals gewonnen wird? Welche Effekte hatte der eigentlich, ich meine abseits der Überlastung der Justiz, steuerfreier hoher Gewinne für die Drogenanbieter und unnötiges Leid für die Konsumenten? Die Prohibition des Alkohols im Amerika der 20er und 30er Jahre ist ein anschauliches Beispiel des Scheiterns solcher Maßnahmen. Daß es auch anders geht zeigen uns die Portugiesen. „In Portugal ist der Konsum aller Drogen seit zehn Jahren entkriminalisiert. Die Erfahrungen sind positiv.“: Artikel auf heise.de

    * Eine optimistisch stimmende Studie zu Crowdfunding.

  2. Von den ganzen Protagonisten ist mir bisher nur Amanda Palmer bekannt, von der ich auch schon einen Song gekauft habe (und natürlich auch die Alben, die noch auf Roadrunner rauskamen). Wir habe ja quasi gemeinsam studiert. Also gemeinsam in der gleichen Stadt, für ein Semester, Mitte der 90er Jahre. Okay, gesehen haben wir uns nicht, nicht wissentlich. Aber loswerden musste ich das schon mal, und hier war die Gelegenheit ;-). Sie ist berühmt geworden und im Internet. Ich bin zumindest im Internet.

Schreibe einen Kommentar zu Heiko Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte Captcha eingeben *Zeitlimit überschritten. Bitte vervollständigen Sie das Captcha noch einmal.