TRUST – Live @ La Laiterie (Strasbourg, 04.11.22)

Ich will dieses Review ganz bewußt nicht mit dem eigentlich fälligen, aber sowas von überstrapazierten Bibelzitat vom Berg und dem Propheten einleiten. Es wäre aber angesichts der Live-Abstinenz von TRUST auf hiesigen Bühnen seit der Tour im Vorprogramm von Iron Maiden anläßlich der „Beast on the Road“-Tour anno 1982 durchaus angebracht!

Und so hat sich nach nunmehr 40 Jahren des vergeblichen Wartens der Autor dieser Zeilen nun endlich einmal aufgemacht, um den „Propheten“ im eigenen Lande zu lauschen. Und er versucht, das Erlebte möglichst objektiv und unverbrämt zu schildern, gerade so, wie er es live vor Ort erlebt hat…

Zunächst einmal der allgemeine Eindruck der Location: Die Laiterie ist ein szenetypischer, aber sehr ordentlicher, gut organisierter Live-Club mit extrem freundlichem Personal; unweit des Straßburger Hauptbahnhofs gelegen und einfach zu finden – so wie Straßburg selbst eine pittoreske und sehr übersichtliche Stadt mit vielen rund um den Bahnhofsplatz angeordneten Hotels aller Preisklassen ist. Allerdings faßt die Laiterie auch nur gerade einmal geschätzte 400 bis 500 Besucher, und die befanden sich definitiv auch vor Ort – nicht gerade wenige davon auch aus Deutschland!

Die angekündigte Vorgruppe fiel schon einmal aus, und so begannen TRUST gegen 21:00 Uhr ihren ca. zweistündigen Gig, der sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten zu einer vergnüglich-kurzweiligen Rock´n´Roll-Party entwickeln sollte: Die Band fing mit einem nicht gerade zwingenden Eröffnungsmix aus Stücken der letzten drei Alben an, wobei neben dem zunächst doch eher mauen, drucklosen Sound vor allem das Fehlen der drei Background-Mädels etwas „schmerzhaft“ ins Auge bzw. Ohr fiel. Möglich, daß auf der nicht gerade großen, auch equipmenttechnisch eher spartanisch bestückten Bühne wohl einfach kein Platz für sie war…

Auch Bernie lui-même hielt sich mit Ansagen jedweder Art vorerst einmal vornehm zurück, bis nach etwa 20 Minuten bei „Fais ou l´on te dit de faire“ das erste Mal ein wenig Resonanz im Publikum aufkam. Und genau ab diesem Zeitpunkt drehte sich die Stimmung: Band und Publikum ließen sich auf eine Art „öffentliche Probe mit Partycharakter“ ein, lose eingestreute Klassiker wie „La Junte“ (im neuen Arrangement), „Ton dernier Acte“ und „Saumur“ (und nur diese!) wechselten sich mit Songs jüngeren Datums ab, immer wieder vereinzelt eingestreute AC/DC-Anspielungen wie „Baby please don´t go“, „Go down“ oder „Highway to Hell“ und „For those about to rock“ sorgten für gute Laune – wenngleich auch die wirklichen „Brecher“ der letzten drei Alben leider mehr oder weniger komplett außen vor blieben…

Naja – egal! Zumindest an diesem Abend… Die lockere Stimmung auf der Bühne übertrug sich aufs Publikum, Bernie führte launige Dialoge mit den Fans, Nono hatte einen Mords-Spaß als alles überstrahlender Riffmeister, Bassist David fühlte sich wohl als frech unter seiner Kapuze herausgrinsender Rhythmusgnom, und selbst der ewig stoisch wirkende, gitarristisch schwer unterbeschäftigte Izo steuerte ein kleines Solo bei. Etwas unauffällig, da ohne Drumriser auf die Bühne gestellt: Schlagzeuger Krys, der aber einen sehr ordentlichen Job verrichtete.

Natürlich fehlte nach Ablauf des regulären Konzerts zumindest noch ein Klassiker! Überraschenderweise kam als erste Zugabe allerdings zunächst „Delenda“ in einer sehr intensiven Version, bis dann schließlich bei „Antisocial“ noch einmal alle Dämme brachen und sich Band und Publikum ein letztes Mal gegenseitig hochschaukelten.

Beinahe überflüssig, zu erwähnen, daß sich die Band im Anschluß noch am erfreulich günstigen Merchandise-Stand einfand, bereitwillig Autogramme gab und für Selfies zur Verfügung stand! Und glücklicherweise gab es neben all den – für uns Deutsche doch etwas befremdlichen – Designs des aktuellen Albums auf Postern, Shirts & Hoodies auch tatsächlich Shirts mit dem Original-Bandlogo zu erstehen…

Fazit: Ein rundum gelungener Konzertabend mit ultra-entspannten und so was von höflichen Zeitgenossen – Straßburg war definitiv eine Reise wert!

Klaus – 11/2022, ebenso alle Bilder

2 Kommentare

  1. Bisher habe ich noch nie einen Titel von Trust gehört, deshalb war es sehr spannend die Fahrt im TGV und einen Besuch in Straßburg mit diesem Konzertbesuch zu verbinden. Ich habe mich auch nicht verleiten lassen im Vorfeld mal in ein Album reinzuhören – nein ich wollte da ganz unbeeinflusst ein ordentliches Konzert life erleben. Und ich wurde nicht enttäuscht: Es war klasse. Anfänglich war ich zwar etwas überrascht von der Zurückhaltung im Publikum und auf der Bühne. Aber das dauerte nicht all zu lange an. Der Sound, anfänglich etwas mager und kraftlos, wurde sehr zackig aufgemöbelt und hielt bis zum Schluss in bester Qualität. Nicht übersteuert oder unterversorgt. Einfach klasse. Die Band hatte sichtlich Spaß und im Saal konnte man das auch spüren. Musikalisch für mich ordentlich was auf die Ohren – die Texte muss ich teilweise noch erschließen.
    Ein zufriedenes Miteinander am Ende des Konzertes mit Autogrammen und dem Bier danach mit diesen friedlichen und freundlichen Besuchern – ein Gewinn rundum.

  2. Moin,

    wir waren auch da und ich war eher etwas entäuscht, ob der Songauswahl,
    ich kannte keinen Song, ich muss aber auch gestehen,
    das ich nur die Repression in Englisch und die Fils de Lutte,
    welches ich als eines der besten Hard Rock Alben der letzten 10 Jahre einschätze, kenne.
    Der Sound war meiner Meinung nach ziemlich gut, wir standen direkt vor dem Pult.
    Bon Bernie war in der ersten Hälfte etwas lustlos und schien genervt,
    dann jedoch wurden die Pausen, wie schon geschildert, vom nun doch mitteilungsbedürftigen Bon Bernie, mit verschiedenen bekannten Riffs untermalt, die Ansagen oder Einführungen zogen
    sich doch schon bis zu 6-7min hin, doof ist, wenn man nichts versteht ….hmmm.
    Jedenfalls wollte ich zwischen durch am Merchstand ein T-Shirt erwerben, der war aber nicht besetzt und weil ich es nicht besser wusste stand ich da 20min bis kurz vor Zugabe.
    In sofern war der Abend zwar nett, aber wenn wir nur für das Konzert,
    die 300km angereisst wären, etwas entäuschend und in keinem Verhältniss stehend,
    Naja eigentlich sind wir auch nur eingesprungen, da der Kumpel nicht konnte.
    Wir haben dann ein schönes WE im Elsas verbracht, in sofern alles gut 🙂

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