Georg Kostya – eine Radio-Legende ist gestorben

Kurz vor dem plötzlichen Tod von Filmproduzent Bernd Eichinger, bei dem man sich in der ARD-Tagesschau offenbar nicht darauf einigen konnte, welche Filme er denn eigentlich produziert hat und wie deren Titel nun genau lauteten (etwas peinlich für einen Nachruf, wie ich finde), kursierte eine weitere Todesnachricht, die leider im medialen Durcheinander ziemlich unterging. Georg Kostya, Radio- und Fernsehmoderator des Bayerischen Rundfunks, ist im Alter von 75 Jahren verstorben. Für die Redaktion des ZWNN, genauer gesagt für Martin und mich, war Kostya so etwas wie ein Eckpfeiler in der musikalischen Früherziehung. Der Förderer der Spider Murphy Gang moderierte unter anderem die Oldie-Sendung „Aus meiner Rocktasche“, die neben alten Beatles- und Elvis-Platten zu den ersten Begegnungen mit „richtiger“ Musik zählte, an die ich mich heute noch erinnern kann. Bevor der Hardrock erstmals in mein Leben als Musikhörer trat (es war vermutlich ein Auftritt von Alice Cooper in der Muppet-Show), gehörte Kostyas Radiosendung zu den wichtigen Ereignissen im Radio, neben „Heute im Stadion“ (der Fußballsendung am Samstagnachmittag) oder der legendären Hörspielreihe „Die Grandauers und ihre Zeit“. Auch wenn ich nie der ganz große Oldies-Fan oder gar Kenner der Materie war: Kostya konnte einem allein durch seine Stimme und sein vollkommen unprätentiös präsentiertes Fachwissen das Gefühl geben, eben nicht bloß irgendein, sondern SEIN Zuhörer zu sein. Martin hat es mit zwei erfüllten Hörerwünschen seinerzeit sogar bis in die Sendung geschafft (ich hoffe, du hast das noch auf Band!). Man könnte noch viel schreiben über Kostyas nicht eben leichtes Schicksal, die Kinderlähmung und das Leben im Rollstuhl, doch an dieser Stelle soll zum musikalischen Gedenken lieber jemand zu Wort kommen, dessen nun folgender Song mit seinen Anfangsakkorden auch das „Rocktasche“-Intro einleitete. Und wenn im Text an einer Stelle ein gewisser „Spider Murphy“ am Saxophon besungen wird, dann wird die Anekdote schon stimmen, daß sich eine ganz bestimmte bayerische Band danach benannt hat …

Auch wenn es nun wieder einen von den Guten erwischt hat: Georg Kostya wird sicher nicht so schnell vergessen werden, dafür war er als Radio-Persönlichkeit einfach zu präsent und zu beliebt. Und wenn man nach einem so langen und spannenden Berufsleben sagen kann: „Mehr als 40 Jahre habe ich im BR wirklich nur aufgelegt, was mir gefiel“ – ja, dann hat man es zumindest in dieser Hinsicht wirklich geschafft.Servus, Rolling Schorsch!

– Stefan –

Ein Kommentar

  1. Im März 2006 lief im Bayerischen Rundfunk ein Gespräch mit Georg Kostya anlässlich seines bevorstehenden Ruhestands. Ich hatte dies zum Anlass genommen, eine mail an den BR zu schreiben, wie prägend seine Sendungen für mich waren. Eine Antwort habe ich zwar nicht bekommen, aber ich bin sicher, dass man die mail an ihn weiter geleitet hat. Gespielt für mich hat er damals, Mitte/Ende der 80er Jahre, „American Pie“ von Don McLean (in der „langen Version“, wie Georg Kostya sagte)und „Knockin‘ On Heaven’s Door“ von Bob Dylan. Die Tapes habe ich noch irgendwo, leider ohne die Ansage – wenn man seinen Namen gehört hatte, war’s schon zu spät, um auf die Aufnahme-Taste zu drücken… Erwähnt werden muss auch sein Engagement für die, heute würde man sagen, „Barrierefreiheit“ von Konzerthallen und die Verbesserung der dortigen sanitären Einrichtungen für Rollstuhlfahrer. In den 80er Jahren und davor war dies keineswegs selbstverständlich.

    A long, long time ago… I can still remember how that music used to make me smile…

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